Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)
Das, was notwendig ist … ganz gleich, was es sein mag.«
36.
Erika fünf belud einen Teewagen aus Edelstahl mit allem, was Jocko brauchte, und brachte ihn im Dienstbotenaufzug in den ersten Stock des Hauses.
Nachdem Victor die ursprünglichen zwei Villen miteinander verbunden hatte, gab es drei Flure. Am südlichen Ende des Hauses verlief der Flur durch den Südflügel von Osten nach Westen. Am Nordende verlief der Flur ebenfalls in ostwestlicher Richtung. Jeder dieser Flure war fünfundzwanzig Meter lang. Sie wurden durch den zentralen Korridor miteinander verbunden, der fünfundfünfzig Meter lang war.
Im Südflügel war der Dienstbotenaufzug nicht weit von der Küche entfernt. Sowie sie oben angekommen war, musste Erika den Teewagen durch den langen Flur zum Nordflügel schieben, wo der Troll sie in seiner neuen Unterkunft nicht weit vom hinteren Ende des Hauses erwartete.
Die Doppeltüren zur ehelichen Suite befanden sich exakt in der Mitte des zentralen Korridors auf der linken Seite, dem oberen Ende der eleganten Freitreppe gegenüber. Sie glaubte, Victor sei in der Suite geblieben, aber sie konnte nicht sicher sein. Falls er zufällig in den Flur hinauskam und sie den Wagen schieben sah, der mit Bettzeug, Handtüchern, Toilettenartikeln und Knabbereien beladen war, würde er wissen wollen, wohin sie ging und was sie dort vorhatte.
In dem mehr als zweieinhalb Meter breiten zentralen Korridor lagen, wie in den Fluren im Süden und im Norden, eine Anzahl von Perserteppichen, über die der Wagen lautlos rollte. Dort, wo zwischen den Teppichen der blanke Mahagoniboden herausschaute, erzeugten die Gummiräder nur leise Geräusche. Als Erika erleichtert die unmöblierte Suite im Nordflügel betrat, stand der Troll auf den Zehenspitzen und drehte Pirouetten.
Sie rollte den Wagen in das Wohnzimmer. Als sie die Tür zum Flur schloss, sagte sie: »Wo hast du tanzen gelernt?«
»Tanzt Jocko?«, fragte er und drehte sich weiterhin im Kreis.
»Das ist Ballett.«
»Das ist nur … eines von den Dingen … die Jocko tut«, sagte er und drehte eine Pirouette ins Schlafzimmer.
Erika folgte ihm mit dem Wagen und sagte: »Wird dir davon nicht sehr schwindlig?«
»Manchmal … übergibt sich Jocko.«
»Wenn das so ist, solltest du besser damit aufhören.«
»Keine Kontrolle.«
Erika legte das Bettzeug in einer Ecke auf den Fußboden und sagte: »Du meinst, du drehst gezwungenermaßen Pirouetten? «
Der Troll drehte sich langsamer, bis er stillstand, ließ sich von den Zehenspitzen auf die Fuß sohlen sinken und wankte ein paar Schritte, bevor er das Gleichgewicht wiederfand. »Diesmal ist es nicht so schlimm.«
»Du armer Tropf.«
Er zuckte die Achseln. »Jeder hat seine Probleme.«
»Das ist sehr philosophisch.«
»Die meisten sind schlimmer dran als ich.«
Erika war sich ziemlich sicher, dass es kaum ein schlimmeres Los gab, als ein grotesker Troll mit drei Haaren auf der Zunge zu sein, ohne einen Cent dazustehen, vorwiegend in der Kanalisation zu leben und sich zwanghaft im Kreis zu drehen, bis man sich übergab. Aber sie bewunderte die positive Einstellung des kleinen Kerlchens.
Im Badezimmer half ihr Jocko dabei, den Teewagen zu entladen und die einzelnen Gegenstände in Schränken und Schubladen zu verstauen. Er war begeistert von dem Vorrat an Knabbereien, den sie ihm mitgebracht hatte.
»Jocko mag salzig, Jocko mag süß, aber bring Jocko niemals scharfe Saucen, nichts mit Chili oder so, denn dann spritzt Zeug aus seinen Ohren, das ganz komisch riecht.«
»Das werde ich mir bestimmt merken«, sagte Erika. »Ich werde dir natürlich so oft wie möglich gesunde Mahlzeiten bringen, nicht nur solche Knabbereien. Gibt es außer scharfen Saucen noch etwas, was du nicht magst?«
»Jocko hat die meiste Zeit in der Kanalisation gelebt und Insekten und Ratten gegessen. Und dieses eine Mal scharfe Sauce auf Tortillachips. Alles, was du bringst, ist lecker genug für Jocko.«
»Es ist sehr aufregend, findest du nicht auch?«, sagte Erika.
»Was?«
»Einen heimlichen Freund zu haben.«
»Wer hat das?«
»Ich.«
»Was für einen Freund?«
»Dich.«
»Ach so. Ja. Jocko ist sehr aufgeregt.«
Während sie die letzten Handtücher wegräumte, sagte sie: »Ich komme morgen früh wieder, wenn Victor in die Hände der Barmherzigkeit gegangen ist. Bis dahin sind es nur noch ein paar Stunden. Und dann kannst du mir vorlesen.«
Jocko setzte sich auf den Rand der Badewanne und fragte: »Schmeckt das
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