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Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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gut?«
    »Nein, das ist Badeseife.«
    »Ach. Schmeckt das hier?«
    »Das ist auch Badeseife.«
    »Dann schmeckt es also gut?«
    »Nein. Seife kann man nicht essen.«
    »Und das hier, kann man das essen?«
    »Das ist auch Badeseife. Es ist eine Viererpackung.«
    »Warum Seife, Seife, Seife, Seife?«
    »Ich habe dir von einigen Dingen gleich mehr mitgebracht. Du wirst nämlich länger hierbleiben … Du bleibst doch, oder nicht?«
    »Solange du sagst, dass Jocko bleiben darf.«
    »Gut. Das ist sehr gut.«
    »Geh jetzt«, sagte Jocko.
    »Ach ja, natürlich, du musst müde sein.«
    »So muss es wohl sein«, stimmte er ihr zu und folgte ihr ins Wohnzimmer. »Geh weg.«
    Erika ließ den Teewagen stehen, da sie die Absicht hatte, ihn erst am Morgen, wenn Victor ins Labor gegangen war, in die Küche zurückzubringen.
    Sie öffnete die Tür einen Spalt weit und sah sich im Flur um. Dort war niemand. Sie warf einen Blick zurück auf den Troll und sagte: »Hab keine Angst.«
    »Du auch nicht.«
    »Du bist hier in Sicherheit.«
    »Du auch.«
    »Sieh nur zu, dass du dich ruhig verhältst.«
    »Geh weg.«
    Erika trat in den Flur hinaus und zog leise die Tür hinter sich zu.

37.
    Sowie sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, huschte Jocko ins Badezimmer. Schnappte sich ein Stück Seife. Riss die Verpackung auf. Biss hinein.
    Erika irrte sich. Seife sah lecker aus und war es auch.
    Sie irrte sich oder … sie log .
    Schade, dass sie log. Ein solcher Jammer. Sie schien so anders als andere zu sein. So hübsch. So nett. Und solche zarten Nasenflügel. Aber trotzdem eine Lügnerin.
    Fast alle logen. Die Welt war ein Lügenreich.
    Jocko log auch. Er hatte ihr gesagt, er sei Harker.
    Es stimmte schon, er war aus Harker herausgekommen. Und er besaß Harkers gesamtes Wissen. Harkers Erinnerungen. Aber er war nicht Harker.
    Jocko war Jocko, einzigartig. Jocko wusste, was Jocko wollte. Nicht das, was alle anderen wollten.
    Nur in einem Punkt waren Jocko und Harker gleich. Sie hassten Victor Helios. Sie hassten ihn.
    Eines, was Jocko wollte, hatte auch Harker gewollt. Den Tod Victor Helios’.
    Jocko war Jocko. Aber er war auch Rache .
    Seife schmeckte besser als Ratten. Fast so gut wie Insekten. Aber sie war so zäh. Nicht leicht zu schlucken.
    Jocko legte das halb verspeiste Stück Seife hin. Er hatte jetzt nicht die Zeit, so gründlich zu kauen. Später.
    Jocko wollte, was Jocko wollte. Er wollte es unbedingt. Aber er konnte nicht haben, was er wollte, bevor er Victor Helios tötete.
    Er sauste ins Wohnzimmer. Machte einen Handstand. Lief auf den Händen durchs Zimmer. Immer im Kreis herum.
    Eine solche Zeitvergeudung. Jocko wollte nicht auf den Händen herumlaufen. Aber er musste es tun, ob er wollte oder nicht.
    Endlich genügte es. Er war wieder auf den Füßen. Raste ins Badezimmer zurück. Noch ein Bissen Seife. Lecker.
    Höchste Zeit, Victor zu töten.
    Rasch, rasch, rasch durchs Schlafzimmer. Durchs Wohnzimmer. Zur Tür.
    Als sie sich von der Tür zu Jockos Unterkunft abwandte, wusste Erika, dass sie sich in die eheliche Suite begeben sollte, um nachzufragen, ob Victor irgendetwas von ihr wollte.
    Aber die Aussicht, dass ihr heimlicher Freund ihr aus einem Buch vorlesen würde, war so aufregend, dass sie nicht bis zum Morgen damit warten wollte, einen Band für die erste Lesung auszuwählen. Sie stieg die Hintertreppe am Westende des Nordflügels hinunter, begierig darauf, zu erkunden, welche Titel die Bibliothek zu bieten hatte.
    Der große zentrale Korridor im Erdgeschoss war gut dreieinhalb Meter breit, fast einen Meter breiter als im oberen Stockwerk. Er war mit Vitrinen und Stühlen eingerichtet, die paarweise angeordnet waren, durch Tische getrennt, auf denen Schalen mit Blumen und Sockel mit prachtvollen Bronzefiguren standen. An den Wänden hingen Werke europäischer Meister des sechzehnten, siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts von unschätzbarem Wert; Victor war so schlau gewesen, sie kurz vor dem Niedergang seines Gönners und teuren Freundes aus Deutschland herauszuschmuggeln – der erfrischend geistreiche Hitler, den Victor mein Schatz nannte, war nicht lange danach von den ignoranten Massen, von habgierigen Kapitalisten, unersättlichen Bankiers und religiösen Fanatikern tragisch zugrunde gerichtet worden.
    Victor hatte im Laufe seines langen Lebens so viele Frustrationen und Verluste erlitten, dass Erika, der alles vom Schöpfungstank an mitgegeben worden war, möglicherweise zwanzig, wenn nicht dreißig

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