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Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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grässliches Vergehen wider die Natur, eine Widerwärtigkeit, vor der der Geist in einem verzweifelten Versuch, seine Gesundheit zu bewahren, zurückschreckte. Einen Augenblick lang die lähmende Wahrheit und dann wieder das Leuchten, die Wahrnehmung von Schönheit, die das Fassungsvermögen des Geistes überstieg, erlesene Form ohne klaren Umriss, die Verkörperung von Tugend und Redlichkeit, die personifizierte Güte, Liebe in stofflicher Gestalt … Ihre Furcht wurde in einer Flut von Wohlwollen fortgeschwemmt. Ihr Herz schlug wieder in einem gemächlichen Takt, sie bekam wieder Luft, ihr Blut rann nicht mehr wie Eis durch ihre Adern, ihr Genick prickelte nicht, und sie wusste, dass sie ungeachtet der Gestalt des Erweckers in Sicherheit war – sie war in Sicherheit, und er war ein Verfechter des gemeinsamen Anliegens.

60.
    Jocko in dem großen Auto. Nicht als Fahrer. Der Tag würde schon noch kommen. Er brauchte nichts weiter als die Schlüssel. Und eine Sitzerhöhung. Und lange Stöcke, um die Pedale zu bedienen. Und eine zuverlässige Landkarte. Und ein Reiseziel.
    Bis dahin war das Fahren gut. Es machte Spaß, gefahren zu werden.
    »Jockos erste Autofahrt«, sagte er zu Erika.
    »Wie gefällt es dir?«
    »Zügig, nicht holprig, bequem. Besser, als durch die Nacht zu kriechen und sich vor Besen und Eimern zu fürchten.«
    Regen prasselte aufs Dach. Scheibenwischer schleuderten große Spritzer von der Windschutzscheibe.
    Jocko saß im Trockenen. Er raste durch den Regen und blieb trocken.
    In der Nacht rüttelte der Wind Bäume. Rüttelte sie heftig. Fast so heftig, wie der verrückte betrunkene Penner Jocko geschüttelt und dabei geschrien hatte: Verschwinde aus meinem Traum, du abscheuliches Ungeheuer, verschwinde aus meinem Traum!
    Wind schlug gegen den Wagen. Zischte und murrte am Fenster.
    Jocko lächelte den Wind an.
    Lächeln tat gut. Gut aussehen tat es nicht. Er hatte einmal einen Spiegel angelächelt und wusste daher, dass es gar nicht gut aussah. Aber guttun tat es mit Sicherheit.
    »Weißt du was?«, sagte er.
    »Was?«
    »Wie lange hat Jocko sich nicht im Kreis gedreht, sich nicht rückwärts überschlagen oder sonst was?«
    »Seit du dort sitzt nicht mehr.«
    »Wie lange ist das?«
    »Mehr als eine halbe Stunde.«
    »Erstaunlich.«
    »Ist das dein Rekord?«
    »Muss wohl. Etwa siebenundzwanzig Minuten länger.«
    Vielleicht war Jocko entspannter, weil er jetzt richtige Kleidungsstücke hatte. Hosen gefielen ihm. Wie sie den flachen Hintern und die Knie bedeckten, die andernfalls Leute zum Lachen brachten.
    Nachdem der verrückte betrunkene Penner aufgehört hatte, Jocko zu schütteln, hatte er geschrien – und dabei Spucke versprüht: Was zum Teufel sind denn das für Knie? Von diesen Knien wird mir schlecht! Ich habe noch nie Knie gesehen, von denen mir übel wird. Du abscheuliches Ungeheuer mit deinen monströsen Knien!
    Dann hatte sich der Penner übergeben. Nur um zu beweisen, dass einem von Jockos Knien wirklich übel werden konnte.
    Erika war eine gute Autofahrerin. Sie konzentrierte sich auf die Straße. Und sah starr vor sich hin.
    Sie dachte an das Fahren. Aber sie dachte auch noch an etwas anderes. Jocko merkte es ihr an. Er konnte ein klein wenig in ihrem Herzen lesen.
    In der ersten Nacht seines Lebens hatte er ein paar Zeitschriften gefunden. In einer Mülltonne. Er hatte sie in einer Gasse gelesen. Unter einem Laternenpfahl, der nach Katzenpisse roch.
    Ein Artikel trug die Überschrift: »Sie können lernen, im Herzen Ihrer Angebeteten zu lesen.«
    Und um darin zu lesen, brauchte man sie noch nicht einmal aufzuschneiden. Das erleichterte ihn. Jocko mochte kein Blut. Nun ja, er mochte es schon, aber drinnen, wo man es brauchte. Nicht draußen, wo man es sehen konnte.
    Jedenfalls hatte die Zeitschrift Jocko beigebracht, wie man im Herzen einer Frau las. Daher wusste er jetzt, dass Erika etwas bedrückte.
    Er beobachtete sie unauffällig. Warf klammheimliche Seitenblicke auf sie.
    Diese zarten Nasenflügel. Jocko wünschte, er hätte diese Nasenflügel. Nein, nicht diese, nicht ihre. Er wollte ihr nicht die Nasenflügel wegnehmen. Jocko wünschte sich Nasenflügel, die so wie ihre waren.
    »Bist du traurig?«, fragte Jocko.
    Sie warf ihm einen erstaunten Blick zu. Dann sah sie wieder auf die Straße. »Die Welt ist wunderschön.«
    »Ja, gefährlich, aber hübsch.«
    »Ich wünschte, ich gehörte in diese Welt«, sagte sie.
    »Wir sind doch hier.«
    »Es ist ein Unterschied, ob man an

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