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Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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einem Ort ist oder ob man dazugehört.«
    »Wie zwischen lebendig und am Leben«, sagte Jocko.
    Sie warf wieder ein Blick auf ihn, antwortete aber nichts darauf. Sie starrte auf die Straße hinaus, in den Regen, auf die Scheibenwischer, die sich von einer Seite zur anderen bewegten.
    Jocko hoffte, er hätte nichts Dummes gesagt. Aber er war Jocko. Jocko und dumm, das passte zusammen wie … wie Jocko und hässlich.
    Nach einer Weile sagte er: »Gibt es Hosen, die einen schlauer machen?«
    »Wie könnten Hosen einen schlauer machen?«
    »Tja, diese Hose hier hat mich hübscher gemacht.«
    »Es freut mich, dass sie dir gefällt.«
    Erika nahm ihren Fuß vom Gaspedal. Trat sachte auf die Bremse. Als sie auf dem Pflaster anhielten, sagte sie: »Jocko, sieh nur.«
    Er rutschte auf seinem Sitz nach vorn und verrenkte sich den Hals.
    Rotwild überquerte die Straße, ohne jede Eile. Ein Rehbock, zwei Ricken, ein Rehkitz. Andere kamen aus dem dunklen Wald auf der linken Straßenseite.
    Die Bäume schüttelten sich im Wind, das hohe Gras wurde von ihm gepeitscht.
    Aber die Rehe waren ruhig unter den bebenden Bäumen und im windgepeitschten Gras; sie bewegten sich langsam, aber zielstrebig. Sie schienen fast zu schweben, wie schwerelose Gestalten in einem Traum. Gelassen und heiter. Friedlich.
    Ihre Beine waren so lang und schmal. Sie liefen, wie Tänzer tanzten, jeder Schritt präzise gesetzt. Diese Anmut.
    Das goldbraune Fell der Ricken. Der Rehbock war braun. Das Kitz hatte die Farbe der Ricken, war aber weiß gefleckt. Die Stummelschwänze oben schwarz, darunter weiß.
    Schmale, sanftmütige Gesichter. Seitlich gerichtete Augen, um ihnen einen Panoramablick zu ermöglichen.
    Die Köpfe hoch erhoben, die Ohren leicht nach vorn geneigt, starrten sie den Mercedes an, doch jedes Tier sah nur einmal hin. Furchtlos.
    Das Kitz hielt sich dicht bei einer der Ricken. Als sie die Straße verlassen hatten und nicht länger im Scheinwerferlicht waren, tollte es im Halbdunkel auf dem nassen Gras im Kreis herum.
    Jocko sah das Reh durch das nasse Gras tollen.
    Noch ein Rehbock und eine Ricke. Regen glitzerte auf dem Gehörn des Rehbocks.
    Jocko und Erika betrachteten sie schweigend. Es gab nichts, was sie sagen konnten.
    Der Himmel schwarz, der Regen strömend, die dunklen Wälder, das Gras, die vielen Rehe.
    Es gab nichts, was sie sagen konnten.
    Als die Rehe verschwunden waren, fuhr Erika weiter nach Norden.
    Nach einer Weile sagte sie mit sanfter Stimme: »Hier sein und dazugehören.«
    Jocko wusste, dass sie die Rehe meinte.
    »Vielleicht genügt es, einfach nur hier zu sein, es ist alles so schön«, sagte Jocko.
    Obwohl sie einen Blick auf ihn warf, sah er sie nicht an. Es war ihm unerträglich, sie traurig zu sehen.
    »Wenn jemand nicht in die Welt gehört«, sagte er, »gibt es jedenfalls keine Tür, durch die sie ihn rauswerfen können. Sie können ihm die Welt nicht wegnehmen und ihn woanders hintun. Das Schlimmste, was sie tun können, ist, ihn zu töten. Das ist alles.«
    Nach einem weiteren kurzen Schweigen sagte sie: »Kleiner Freund, du überraschst mich immer wieder von neuem.«
    Jocko zuckte die Achseln. »Ich habe mal ein paar Zeitschriften gelesen.«

61.
    Victor befand sich in der dunklen Nacht seiner Seele, aber er saß auch in einem Mercedes S 600, den man durchaus als das edelste Automobil auf Erden bezeichnen konnte. Der Anzug, den er trug, hatte mehr als sechstausend Dollar gekostet, seine Armbanduhr mehr als hunderttausend. Er hatte zweihundertvierzig Lebensjahre hinter sich, die meisten davon auf großem Fuß, und er hatte mehr Abenteuer erlebt, mehr Nervenkitzel, mehr Macht und mehr Triumphe
von großer Tragweite als jeder andere Mensch im Lauf der Geschichte. Als er über seine derzeitige Lage und die Möglichkeit nachdachte, er könnte bald sterben, stellte er fest, dass es ihm leichter fiel, den folgenschweren Entschluss zu fassen, den er treffen musste, als er erwartet hatte, bevor er den Wagen auf diesem Rastplatz angehalten hatte. Ihm blieb gar nichts anderes übrig, als die extremste Vorgehensweise zu wählen, die ihm zur Verfügung stand, denn wenn er starb, würde der Verlust für die Welt verheerend sein.
    Er war zu brillant, um zu sterben.
    Ohne ihn würde die Zukunft trostlos sein. Jede Chance, einem sinnlosen Universum Ordnung aufzuzwingen, würde mit ihm sterben, und das Chaos würde bis in alle Ewigkeit herrschen.
    Er benutzte das sprachaktivierte Autotelefon, um in der Unterkunft der

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