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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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gehört – sie würden alles tun, die kleine Carly Mack wiederzufinden, und jeder, der sachdienliche Hinweise geben könne, solle sich melden. Die Reporter stürzten sich auf den Fall wie die Möwen auf den Fischkutter und setzten die Cops unter Druck, die kleine Carly aufzuspüren. Als ob Dave das nötig hatte – Frank wusste, dass er rund um die Uhr an dem Fall arbeitete.
    Deshalb war er an dem Morgen ein wenig überrascht, Dave auf dem Surfboard zu sehen. Der hochgewachsene FBI-Mann strebte geradewegs auf eine Welle zu, dann sah er Frank und winkte ihn mit dem Kinn heran. Frank paddelte zu ihm rüber, seitlich vom Break, wo die alten Herren gern standen, um auf eine Welle zu warten oder einfach um zu verschnaufen und ein bisschen zu quatschen.
    Dave sah gar nicht gut aus.
    Normalerweise ließ er sich durch nichts aus der Ruhe bringen, ganz egal, was los war oder wie sehr er unter Druck stand, aber heute hatte Dave Ringe unter den Augen und einen Ausdruck im Gesicht, den Frank nicht an ihm kannte.
    Einen Ausdruck von Zorn, Empörung, Wut, dachte Frank.
    »Kann ich mit dir reden?«, fragte Dave.
    »Klar.«
    Daves Geschichte hatte es in sich.
    Carlys Eltern, Tim und Jenna Mack, waren Swinger. Jenna war am Abend vor Carlys Verschwinden mit ihrer Freundin Annette in der Bar gewesen, um Frischfleisch abzuschleppen. Dabei hatte sie ein Mann mittleren Alters angesprochen, ein Harold Henkel, dem sie aber einen Korb gab.
    Gegen zehn Uhr abends gaben Jenna und Annette die Suche auf. Annette rief ihren Mann an, und er kam zu den Macks herüber, um den gewohnten Vierer komplett zu machen. Ein bisschen enttäuschend vielleicht, aber besser als gar nichts.
    Jenna ging hinauf, um nach ihren beiden Kindern zu sehen – dem fünfjährigen Matthew und Carly –, und fand beide schlafend. Sie gab ihnen einen Kuss, schloss die Türen und kehrte in den »Hobbyraum« zurück, den sie in der Garage eingerichtet hatten, um die Party fortzusetzen.
    Alle vier gaben an, Wein getrunken und ein wenig Gras geraucht zu haben. Annette und ihr Mann fuhren gegen ein Uhr dreißig nach Hause.
    Den Hobbyraum hatten sie in der Zwischenzeit nicht verlassen. Tim und Jenna gingen ins Bett, ohne noch einmal nach ihren Kindern zu sehen.
    Gegen neun Uhr morgens betrat Matthew das Zimmer seiner Schwester, um mit ihr zu spielen. Sie war nicht da. Matthew dachte sich nichts dabei und ging nach unten, eine Schale Müsli essen. Tim fragte ihn, ob Carly schon wach sei, und Matthew antwortete, er dachte, sie sei schon unten.
    Jenna schlief noch.
    Tim durchsuchte das Haus und fand Carly nicht. Er bekam Angst und suchte in der Umgebung des Hauses, dann rief er die Nachbarn an. Inzwischen war Jenna aufgewacht und reagierte mit Panik. Matthew weinte.
    Nach fünfzehn Minuten riefen sie die Polizei.
    »Und weißt du, wer ein paar Straßen weiter wohnt?«, fragte Dave.
    »Harold Henkel«, sagte Frank.
    Dave nickte. »Wir haben ihn gleich zum Verhör geholt. Er hat einen Campingbus, den er auf der Straße parkt. Angeblich war er das ganze Wochenende weg, draußen in der Wüste bei Glamis. Der Camper war blitzblank geputzt, Frank. Man roch förmlich das Putzmittel.
    »Mein Gott!«
    »Am Montagmorgen brachte er seine Jacke und ein paar Decken zur chemischen Reinigung«, sagte Dave. »Ich hab mir einen Durchsuchungsbefehl besorgt, sein Haus durchsucht und seinen Computer. Die Festplatte war voller Kinderpornos. Der Kerl hat es getan, Frank. Er hat das kleine Mädchen entführt. Aber er verweigert die Aussage und will sich einen Anwalt nehmen. Wenn ich ihn mit dem Tatvorwurf konfrontiere, wird er Carlys Versteck nie preisgeben. Und die Zeit läuft. Was, wenn sie noch am Leben ist, Frank? Wenn er sie irgendwo in der Wüste ausgesetzt hat?
    Dave hatte Tränen in den Augen. Der Mann war kurz davor, die Fassung zu verlieren. So hatte ihn Frank noch nie erlebt, nicht mal annähernd.
    »Wie kann ich dir helfen?«, fragte Frank.
    »Wir müssen rauskriegen, wo sie ist, Frank«, sagte Dave. »Und das schnell. Bevor es zu spät ist. Ist sie tot … dann werden mit jeder Sekunde mehr Beweismittel vernichtet. Wenn wir ihn verhören, Frank, ist Carly verloren. Aber wenn ihn ein anderer zum Reden bringen könnte …«
    »Warum erzählst du mir das, Dave?« Doch Frank wusste, warum.
    »Weil«, antwortete Dave, »du Frankie Machine bist.«
    Am Abend holte Dave den Mann zum Verhör, ohne ihm die Tat vorzuwerfen, aber er verbot ihm, die Stadt zuverlassen. Dann stieg er mit ihm in einen

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