Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
Frank.
Tara war einen Besuch wert.
Die Villa sah ihrem filmischen Vorbild zum Verwechseln ähnlich. Nur dass alle Diener weiß waren und nicht schwarz. Ein weißer Teenager mit roter Weste rannte auf Franks Limousine zu, hielt die Wagentür auf und staunte, dass niemand auf dem Rücksitz saß.
»Ich komme allein«, sagte Frank und warf ihm die Schlüssel hin. »Aber schön vorsichtig.«
Frank ging hinüber zur weitläufigen grünen Rasenfläche mit Zelten und Tischen. Er trug einen Anzug, kam sich aber im Vergleich mit den anderen Gästen trotzdem schäbig vor, denn die waren in unterschiedlichste Spielarten teurer kalifornischer Freizeitmode gekleidet. Überall Weiß, Khaki und Cremefarbe.
Mike kam natürlich schwarz in schwarz.
Er sah exakt wie ein Mobster aus, und Frank schämte sich ein bisschen dafür, dass ihm das peinlich war.
»Hast du dieses Buffet gesehen?«, fragte Mike. »Die haben Shrimps, die haben Kaviar, Rindslende, Champagner. ›Kleine Party‹ – von wegen!«
»Das macht er jeden zweiten Sonntag«, sagte Frank.
»Willst du mich verarschen?«
Schöne Gegend, schönes Anwesen, schönes Buffet, schöner Wein, schöne Menschen . Genau das war es – alle sahen umwerfend aus. Gutaussehende Männer, unglaublich aufregende Frauen. Wir sind hier die Stoffel, dachte Frank.
Ich denke, das ist der Punkt.
Jetzt hatte Mac seinen Auftritt.
Er trug einen strahlendweißen Leinenanzug und Gucci-Slipper ohne Socken, am Arm hielt er eine Frau im wehenden Sommerkleid, das mehr zeigte, als es verbarg.
»Die Frau kenne ich.«
»Na klar.«
»Nein, wirklich«, sagte Mike. Und plauderte es auch gleich aus: »Das ist Miss May. Miss fucking May. Mc Manus hat sich ein Penthouse-Model geangelt.«
Mac und Miss May defilierten durch die Gäste, mit Gelächter, Küsschen und Umarmungen, aber es war schon klar, dass Mac auf Frank und Mike zusteuerte. »Gentlemen, ich freue mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben«, sagte er, als er bei ihnen angekommen war. »Mike, Frank, das ist Amber Collins.«
Frank hoffte inständig, dass Mike seine Entdeckung für sich behielt.
Doch Mike glotzte nur und stieß ein »sehr erfreut« hervor.
»Sind Sie mit allem versorgt?«, fragte Mac. »Speis und Trank?«
»Danke, alles bestens«, sagte Frank.
»Wir wär’s mit einem Rundgang durchs Haus?«, fragte Mac.
»Klingt gut«, sagte Frank.
»Amber«, sagte Mac, »ich werde dich vermissen, aber würdest du dich bitte um die anderen Gäste kümmern?«
Das Haus war nicht von dieser Welt.
Frank, der Qualität zu schätzen wusste, sah sofort, dass Mac ihm darin ähnlich war. Er wusste, was gut war, und hatte das Geld, dafür zu zahlen. Die Installationen, Armaturen, Küchengeräte – alles erste Sahne. Mac führte sie durch das riesige Wohnzimmer, die Küche, die sechs Schlafzimmer, das Fernsehzimmer und den Dojo.
»Ich betreibe Hung Gar Kung Fu«, sagte Mac.
Die sechs Harmonien, dachte Frank, zweieinhalb Zentner, Muskeln aus Stahl und ein schwarzer Gürtel. Gott steh uns bei, wenn wir Big Mac Mc Manus umlegen müssen.
Hinter dem Landhaus hatte Mac seinen eigenen Zoo – exotische Vögel, Reptilien, Raubkatzen. Allzu gut kannte sich Frank da nicht aus, aber er glaubte einen Ozelot, einen Cougar und den unvermeidlichen schwarzen Panther erkannt zu haben.
»Ich liebe Tiere«, sagte Mac. »Und alle Techniken des Kung Fu bauen natürlich auf Vorbildern aus dem Tierreich auf – Tiger, Schlange, Leopard, Kranich und Drachen. Ich lerne, indem ich diese schönen Exemplare studiere.«
»Sie haben auch einen Drachen?«
»Könnte man so sagen. Einen Komodo-Waran. Der Drache ist natürlich ein Fabelwesen. Aber seinen Geist trägt man im Herzen.«
Sie gingen zurück ins Haus.
»Das sieht hier aus wie in The Girls of the Playboy Mansion «, sagte Mike, als sie wieder durchs Wohnzimmer kamen.
»Hef war schon hier«, sagte Mac.
»Sie kennen Hefner?«, fragte Mike.
Mac lächelte. »Möchten Sie ihn kennenlernen? Könnte ich arrangieren. Gehen wir ins Arbeitszimmer, setzen wir uns, reden wir miteinander.«
Das Arbeitszimmer war ein stiller, rückwärtiger Raum,möbliert mit dunklem Teakholz. Afrikanische Masken an den Wänden, Teppich und Sofa aus Zebrahaut, die mächtigen Sessel mit einem Leder bespannt, das Frank nicht identifizieren konnte. In großen Einbauregalen Bücher über afrikanische Kunst, Geschichte, Kultur – im CD-Rack, das vom Boden bis zur Decke reichte, eine archivtaugliche Jazz-Sammlung.
»Mögen Sie
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