Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
seine Arme über den Rand, sprangen drauf und brachen ihm beide Handgelenke.
»Spiel bloß nicht mit dem Feuer«, belehrte ihn Porter.
»Was soll ich jetzt machen?« beklagte sich Angie am nächsten Abend bei Mike. »Ich kann nicht mal alleine pissen.«
»Soll ich dir etwa dabei helfen?«, fragte Mike.
Aber er reagierte. Das musste er auch – oder alles verloren geben.
Drei Nächte später also wartete Frank auf dem Rücksitzeines Autos, das gegenüber vom Bare Elegance geparkt war, und wartete, dass der Chokemaster den Laden schloss. Mike saß am Steuer, weil Frank ihm keinen sicheren Schuss zutraute.
»Ich schieße ihm nur ins Bein«, hatte Mike gesagt.
»Du zielst nicht richtig und triffst die Schenkelarterie«, hatte Frank erwidert. »Dann verblutet Sherrell, und wir haben einen handfesten Krieg.«
»Ich wollte auf seinen Schwanz zielen«, hatte Mike gesagt. »Den kann man ja gar nicht verfehlen.«
Mike hatte ein paar alte Sherrell-Pornos ausgeliehen und im Hinterzimmer des Clubs laufen lassen. Frank war sich fast sicher, dass es eine Art Penisneid war, die Mike dazu gebracht hatte, sich Sherrell als Zielscheibe auszusuchen.
Jetzt aber saß er auf dem Rücksitz des Autos und wartete, während Sherrell rauskam, dem Barmann gute Nacht sagte, das Metallgitter runterzog und das Vorhängeschloss anlegte.
Frank schob das 22er Gewehr durchs offene Fenster, nahm Sherrells rechten Wadenmuskel ins Visier und drückte ab. Sherrell ging zu Boden, Mike gab Gas, und das war’s. Frank wusste, dass der Barmann zurückkommen und Sherrell ins Krankenhaus bringen würde. Der Chokemaster würde ein paar Wochen an Krücken gehen, wenn überhaupt.
Alles in allem war es eine sehr maßvolle Erwiderung des Überfalls auf Angie, dessen Handgelenke Monate brauchen würden, um zu heilen, und insofern eine De eskalation des Konflikts, aber die andere Seite legte trotzdem nach.
Frank sah es kommen – im wahrsten Sinne des Wortes.
Er wartete am Flughafen auf Kundschaft, als er Pat Porter ins Terminal hineingehen sah. Mit ein wenig Abstand folgte er ihm zum Flugsteig, wo Porter einen Direktflug aus Heathrow erwartete und freudig zwei Ankömmlinge begrüßte.
Sie waren, was die Briten »hard men« nennen. Das schloss Frank aus ihrem Gang und ihrer Haltung – muskelstrotzend, gelenkig. Der eine, dick wie ein Fass, trug ein Rugbyshirt zu Jeans und Tennisschuhen. Der andere, ein wenig schlanker und größer, führte ein Trikot von Arsenal London spazieren.
Porter hatte sich eine Crew geholt.
Zwei Tage später tauchten sie in der Pinto Bar auf.
Es war an einem Dienstag, spätnachmittags, als die ersten Bauarbeiter reinkamen, um den Feierabend zu begießen. Alles noch ruhig, aber nicht ausgestorben. Frank saß an seinem gewohnten Tisch und verleibte sich einen Cheeseburger mit Cola ein, bevor der abendliche Betrieb anfing und er auf Kundenfang gehen musste.
Er sah die britische Crew gleich, als sie zur Tür reinkam. Genauso wie Georgie Y., der die Bar verließ, an der er mit Myrna gesessen hatte, und auf die Engländer zuging. Die strahlten, als käme ein willkommener Leckerbissen des Wegs.
Aber Frank winkte Georgie zu sich heran.
»Frank«, sagte Georgie, »dass die hier reinkommen, gefällt mir nicht.«
»Hab ich gefragt, was dir gefällt?«, sagte Frank. »Myrna ist jetzt dran. Schau dir ihre Nummer an und mal dir schon mal aus, was sie heute Nacht mit dir anstellt.«
»Frank –«
»Was hab ich gesagt, Georgie? Muss ich mich wiederholen?«
Georgie Y. maß Porter mit einem fiesen Blick, dann setzte er sich an den Ring, wo Myrna im vergeblichen Bemühen, erotisch zu wirken, ihren schmächtigen Körper verrenkte.
Jetzt trat Porter an Franks Tisch, flankiert von seinen zwei Begleitern, die noch immer ihre sportliche Kluft trugen.
Frank bot ihnen keinen Stuhl an.
Porter war gekleidet wie immer – dunkler Anzug, geknöpfter Kragen, schmale schwarze Krawatte. »Du weißt, am Ende läuft es auf uns beide hinaus. Dich und mich«, sagte er zu Frank.
»Was soll das werden? Ein Neuaufguss von Shane ?« Frank lachte. Ein Blick in Porters Gesicht verriet ihm, was Porter am wenigsten ertragen konnte: wenn man über ihn lachte.
»Dich und mich«, wiederholte er.
Frank schaute über Porters Schulter. »Und was wollen die hier?«
»Damit uns kein anderer reinpfuscht. Euch Spaghettis kenne ich.«
Frank wandte sich seinem Cheeseburger zu. »Ich bin im Dienst, Sam Spade«, sagte er kauend. »Wenn du was willst, spuck’s aus.
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