Franklin Gothic Medium (German Edition)
und, was jeweils nur einen kurzen Streich mit einem scharfen Samurai- Schwert kostete, die fettgefüllten Schläuche, die zeitlebens auf die gewaltigen Lungen gedrückt und eine permanente Atemlosigkeit verursacht hatten. Wäre die Beute noch am Leben, so würde sie ihm bestimmt dankbar für diese Erleichterung sein und hätte es ihm bestimmt ebenso gedankt, dass er nunmehr begann die Last die auf den Schultern lag von ihnen zu nehmen. Der anschließende Ausblick in den nun eins ehbaren Brustkorb war enttäuschend. Statt dem ersehnten Doppelherz fand sich nur ein steiniger Klumpen, zwar groß und üppig, doch keinesfalls delikat. Er konnte es kaum glauben!
Auch das Kreuz hatte Einiges zu tragen, doch diese Partie würde bis zum nächsten Tag warten müssen, denn der Platz in der Räucherhütte war begrenzt und es würde jetzt schon eng werden. Einen verschwindend geringen Teil des guten Bauchspecks beließ er in der Küche, den großen Rest schleppte er in den Garten, spießte ihn dort sorgfältig auf lange Haken, salzte die Stücke und hängte sie in den oberen Bereich des Räucherhäuschens. Dann warf er noch ein paar noch nasse, gut rauchentwickelnde Kräuter auf die Glut die am Boden schwelte und einen Dornbusch hinterher, welcher sofort anfing zu brennen. In den nächsten Stunden würde er diese Prozedur noch einige Male wiederholen, um dem guten Schinken den würzigen Geschmack zu verleihen den er sich am Ende erhoffte.
Die Zwischenzeit würde er nutzen um sich erst einen kleinen Imbiss zu gönnen, danach vielleicht ein kleines Nickerchen und anschließend würde er sich in sein Arbeitszimmer begeben, um dort an seinem großen Werk zu arbeiten.
Während er seinen kleinen Snack, etwas Fingerfood vom Mammutweib, genoss, schaltete er seinen Fernseher ein und sah ein wenig “Exponiert- das Mittagsmagazin”. Gerade warf sich die Pressemeute, hungrig wie ein Rudel Wölfe, auf Quenn und Angelina, das hippe Lesbenpaar aus dem Hollywoodstreifen “Mrs und Mrs Sniff”, einem Nischenfilm über kokainsüchtige Prostituierte am Rande des Abgrunds. Quengelina, wie das Paar von der Presse liebevoll genannt wurde, waren gerade dabei ein weiteres Kind, diesmal aus dem Slum zu dem das einstmals prächtige Paris geworden war, zu adoptieren.
Desinteressiert schaltete er den Fernseher wieder aus, die wahrhaft interessanten Nachrichten würden erst nach Veröffentlichung seines Werkes laufen, und begab sich zur Ruhe.
Kapitel 20 - Vorahnung
Ahnungen sind Regungen, die Flügel des Geistes höher zu heben. (Bettina von Arnim)
Naomi hatte geduscht bis der alte, verkalkte Heißwasserboiler der drohend über der schmalen Wanne, der leider einzigen Quelle des warmen Nasses den die bescheidene Wohnung zu bieten hatte, aufragte, keinen warmen Tropfen mehr in seinem metallischen Leib hatte. Das Gefühl beschmutzt und dreckig zu sein blieb dennoch und so frottierte sie sich schließlich erfolglos ab, zog sich an, griff sich eine leere Tasse und machte sich auf zum Nachbarhaus. Dort betätigte sie die Klingel, erst einmal, dann ein weiteres und wartete auf die stampfenden Schritte, die normalerweise auf diese Bitte die Tür zu öffnen folgten. Doch nichts rührte sich im Inneren des Gemäuers, was ihr die Sache noch seltsamer erscheinen ließ, wusste sie doch, dass die korpulente Nachbarsfrau ihr Haus kaum jemals verließ. Schließlich war sie nicht sonderlich gut zu Fuß, die Träger einer Sänfte zu schwächlich und die Demütigung einen Fleisc htransporter zu mieten zu groß.
Neugierig spähte sie durch die Fenster, konnte aber nichts erkennen und stand letztlich unschlüssig auf der Straße vor dem Haus, als ihr Blick auf die kleinen Tropfen fiel, die aus dem Teppich auf den Boden gefallen waren. Sie ging davor in die Hocke, tupfte den Finger in die noch leicht feuchte, klebrige Substanz und roch daran. Es roch eisenhaltig, vertraut. Sie verteilte die Flüssigkeit zwischen den Fingern, roch erneut und leckte schließlich vorsichtig daran. Kein Zweifel, es war Blut! Zum ersten Mal seit sie Fou-Mai und den Fremden beobachtet hatte dämmerte, die Dinge könnten anders sein als von ihr vermutet. Sie rekapitulierte die Ereignisse des Vormittags, rief sich noch einmal das unförmige Bild des zu schwer wirkenden Teppichs ins Gedächtnis und in ihr keimte ein grauenhafter Verdacht.
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