Franklin Gothic Medium (German Edition)
Was wenn der Sadist gar nicht der Liebhaber war, den sie Fou-Mai unterstellte, sondern ein perverser Sexualstraftäter, der sie auf dem Nachhauseweg entführt hatte und nun als Liebessklavin in seinem überteuerten Haus hielt? Man munkelte doch, dass die Reichen, die sich alles leisten konnten, immer ausgefallenere und abartigere Wünsche entwickelten. Und nun hatte er die Nachbarin ermordet, weil sie die Entführung beobachtet hatte! Noch etwas anderes keimte in ihr, do ch davon ahnte sie noch nichts.
Wie ausgefallen Franklins Bedürfnisse waren ahnte sie zwar noch immer nicht, doch die Sache wurde wärmer, die kalt geglaubte Spur wieder aufgenommen und Naomi kam der Wahrheit mit ihrer scharfsinnigen Überlegung zumindest sehr nahe. Glücklicherweise war ihre Liebe zu Fou-Mai, trotz aller Ereignisse, noch immer ungebrochen und ihr Herz das einer Löwin. Wo dieser Scheißkerl wohnte wusste sie auch und so machte sie sich heldengleich auf um den Drachen zu bezwingen und die Prinzessin zu retten.
Kapitel 21 - Haltung
Warmherzige Hingebung erwirbt Freunde, maßvolle Haltung bewahrt sie. ( Berthold Auerbach )
Der Drache erhob sich zur selben Zeit aus seinem erquicklichen Schlaf und streckte sich genüsslich. Der kleine Mittagstod hatte gut getan. Nun wollte er auch dem Fleisch im Keller etwas Gutes tun und bereitete ihr eine weitere Tasse seines delikaten Fleischextraktes zu, gab ein paar weichgekochte Möhrchen hinein die sie bestimmt auch ohne Zunge würde zerdrücken können und brachte ihr die kleine Aufmerksamkeit. Wie schon am Vormittag erschien das Fleisch aufgebracht, versuchte offenbar irgendetwas mitzuteilen, doch er konnte das unartikulierte Gebrabbel nicht verstehen. Da es aber immer wieder auf die Kleidung zeigte die er mitgebracht hatte, vermutete er zufrieden, die Aufregung war nur Freude und das Gestammel das sich aus ihrem Mund erbrach ein Versuch sich bei ihm dafür zu bedanken. Erfreut, denn nicht immer war das Fleisch so höflich seine Freundlichkeit auch zu würdigen zu wissen, tätschelte er ihr gönnerhaft den Kopf und zog s ich dann diskret wieder zurück.
In seinem Arbeitszimmer angekommen widmete er sich, vom Vorangegangenen inspiriert, einem Kapitel an dem er schon seit einer Weile arbeitete: der artgerechten Haltung und dem humanen Umgang mit den Lebensmitteln. Er empfahl die Behausung des Fleisches zweckmäßig, aber nicht zu karg einzurichten. Etwas Stroh durfte schon sein. Vom Dämmen der Wände im Innenraum mit welchen Stoff auch immer riet er eindrücklich ab. Schlichte Fliesen, einfach abwaschbar, die das Fleisch kühl und frisch hielten waren das einzig Geeignete. Bevor man sich immer wieder der Anstrengung unterziehen musste, das Material, mit dem die Schreie des Viehs gedämmt werden sollten, durch frisches und nicht blutbeflecktes ersetzen zu müssen, sollte man die Dämmung lieber von außen vornehmen und die ab und an vorkommenden Einbußen hinnehmen, die daher kamen, dass sich die in Gefangenschaft gehaltenen Exemplare anscheinend leichter die Tollwut zuzogen als die wildlebenden und sich in Folge den Schädel an den Fließ en ihres Verschlags einrannten.
Damit es nicht zu anderen drastischen und unerwünschten Selbstverletzungen oder gar zur Flucht kam war darauf zu achten, dass sich keine spitzen oder scharfen Gegens tände in der Stallung befanden.
Auch von Fesselung während des Aufenthalts war, außer man benutzte solide Handschellen, abzuraten, denn es war erstaunlich wie viele Exemplare ihre Fesseln dem eigentlichen Zweck entfremdeten um sich einen Strick daraus zu drehen. Sicher eine Tat die aus der entstehenden Langeweile zwischen den Essenszeiten, vor allem bei längerer Haltung, resultierte.
B ei in Gefangenschaft gehaltenen Primaten hatte man schön ähnliche, gestörte Verhaltensweisen beobachten können. Genau wie bei den Affen galt es auch bei der humanen Kost, die Langeweile während der Käfighaltung möglichst einzudämmen, indem man Möglichkeiten zur Beschäftigung anbot. Zum Beispiel konnte man dem Fleisch seine Nahrung in spielerischer Form anbieten. Ein Stück Käse zum Beispiel, eingespannt in eine Mausefalle, stellte die Geschicklichkeit auf die Probe und konnte wirklich spaßig sein. Malen war eine weitere tolle Beschäftigung die man anbieten konnte, doch sollte man ausschließlich Wachsmalstifte aushändigen, keine
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