Franklin Gothic Medium (German Edition)
Stifte oder Kugelschreiber mit Plastikummantelung, denn daraus ließen sich schon wieder Waffen und spitze Gegenstände anfertigen. Generell galt, das Fleisch und sein Wachstum zu fördern war gut, doch jedes Risiko zu vermeiden. Liebesspielzeug wurde ausdrücklich befürwortet, diente es doch dem bereits erläuterten Zweck der Endorphin-G ewinnung und der Beschä ftigungstherapie gleichermaßen.
Zur Ernährung, eigentlich unnötig zu erwähnen, doch der Vollständigkeit des Werkes zuliebe tat er es trotzdem, war anzumerken, dass man selbstredend auf gesunde und wohlschmeckende Kost zurückgreifen sollte und keinesfalls Schmerzmittel oder Antibiotika unter die Nahrung mischen sollte, denn alles was das Fleisch aß ging auch ins Fleisch über. Es gab noch ein paar kleine Besonderheiten die es zu beachten galt. Zum Beispiel hatte die Fütterung von Spargel bei Männchen einen sehr abträglichen Effekt auf den Geschmack bestimmter Körperteile, darum sollte man dieses Gemüse den weiblichen Exemplaren vorbehalten.
Frisches Trinkwasser war stets bereitzuhalten. Wollte man das Fleisch am Ende pökeln, so konnte man auch erfrischendes Salzwasser verabreichen.
Und keineswegs versäumen sollte man, einen Eimer, ohne unnötig in Verlockung führenden Metallhenkel, fü r die Notdurft bereitzustellen.
Damit war er auch schon am Ende des Kapitels angekommen, steckte zufrieden seine Feder in die Halterung zurück und ließ das Original offen auf seinem Schreibtisch liegen, damit die Tinte gut trocknen konnte und keine Flecken auf der nächsten Seite hinterließ. Ärgerlicherweise war ihm das Löschpapier ausgegangen. Schnell machte er sich eine Notiz, damit er nicht vergessen würde neues zu besorgen. Für heute hatte er genug Schreibarbeit geleistet, das Kapitel war, wie der Rest seines Werkes, brillant und draußen begann die Sonne im Gartenteich zu versinken. Mittlerweile, so verriet ihm ein kurzer Blick auf seine Taschenuhr, war es auch an der Zeit wieder ein paar frische Kräuter im Räucherhäuschen nachzulegen und so erhob er sich und ging nach draußen.
Kapitel 22 - Ohnmacht
Ohnmacht: rare Phase von totalem Bewusst-Geworden-Sein (Andreas Egert)
Es war kein Problem für Naomi den Weg zum Haus des potentiellen Mörders und Vergewaltigers wiederzufinden. Wahrscheinlich hätten ihre Füße den Weg noch von selbst gefunden. Es begann bereits zu dämmern und so konnte sie, an ihrem Ziel angekommen, unauffällig in den Garten des Hauses schleichen. Als sie gerade die schutzbietenden Fliederbüsche erreicht hatte öffnete sich unvermittelt die Hintertür. Der Schreck fuhr ihr in die Glieder. Hatte er sie entdeckt? Deckung suchend drückte sie sich in die Büsche, bereit die Beine in die Hand zu nehmen und loszurennen, sollte er sie tatsächlich gesehen haben. Doch das Glück war ihr hold, denn nichtsahnend ging er an ihr vorbei, mit einem Lied auf den Lippen. Wenn ihre müden Ohren sie nicht täuschten summte er den alten Klassiker, eine Lesbenhymne, von Britney Fears “ Eat me Baby one more time ”, dessen Text ihre geliebte Fou-Mai immer als viel zu anstößig empfunden hatte. Die Liebe zwischen zwei Frauen hätte man auch romantischer beschreiben können, sagte sie, wann immer der Song irgendwo gespielt wurde. Aufmerksam bemerkte sie, dass er sich mittlerweile wieder umgezogen hatte, von dem Todkranken war außer dem kahlen Schädel nichts mehr zu sehen und auch die zerschlissene Kleidung war einem maßgeschneiderten Anzug gewichen. Ein weiteres Detail das ihr auffiel war, dass er die Hintertür sperrangelweit hatte offenstehen lassen. Unbemerkt und flink wie ein Wiesel, eine heutzutage leider ausgestorbene T ierart, schlüpfte sie ins Haus.
Leise, wie auf samtenen Pfoten, schlich sie durch die weitläufigen Räume, auf der Suche nach ihrer Liebsten oder zumindest einem Anhaltspunkt wo sie zu finden wäre. In einem der Räume, einer Mischung aus Bibliothek und Arbeitszimmer wie es schien, brannte eine kleine Schreibtischlampe. Ein großes, alt und teuer wirkendes Buch lag aufgeschlagen im Schein der Lampe, es wirkte so, als hätte er erst eben darin gelesen. Neugierig fragte sie sich, womit sich Sexualstraftäter beschäftigen, wenn sie nicht gerade unschuldige Frauen missbrauchen und warf einen Blick hinein. Was sie entdeckte erfüllte sie mit Grauen, ließ ihr die Haare sämtlicher Körperregionen zu Berge stehen und verlieh ihr ein Äußeres, das dem unwissenden Beobachter suggerieren könnte,
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