Franklin Gothic Medium (German Edition)
sie hätte in eine Steckdose ge fasst.
Schnell zählte sie eins und eins und auch die anderen tausend Anhaltspunkte die das Werk ihr bot zusammen und erkannte bestürzt, fassungslos und entgeistert, was für ein schauriges und furchterregendes Dossier vergangener Gräueltaten vor ihr lag. S ummativ konnte sie bereits nach kurzem Blättern sagen, dass dieser Mann, dieses MONSTER, die Dimensionen der abgrundtiefen Bosheit und des Sadismus nicht nur erahnt, sondern sie selbst durchstreift, erkundet und mit diesem scheußlichen Buch gewissermaßen sogar kartographiert hatte. Das Buch war handgeschrieben, einige Seiten waren noch frei und offenkundig von einem Meister der Kalligraphie und der Grausamkeit verfasst. Detailliert, auf hunderten von Seiten, war beschrieben, wie er Männer, Frauen und sogar kleine Kinder entführt, ermordet und dann gegessen und, sogar noch schlimmer, wie er seine Opfer entführt, verschlungen und dann erst ermordet hatte. Sie erstarrte vor Schreck, als ihr bewusst wurde, welch Opfer der eigenen Fehlinterpretation sie doch am Vorabend geworden war. Sie hatte gesehen, was sie zu sehen erwartete, nicht was es zu sehen gab. Und während sie davongerannt war um sich von zahllosen Männern begatten zu lassen, war ihre Geliebte in kleinen, mundgerechten Stücken vom Teufel selbst verzehrt worden. Diese Erkenntnis war zu viel für sie, überlastete hoffnungslos die Informationsbahnen ihres Gehirns und darum sank sie ohnmächtig zu Boden.
Kapitel 23 - Großzügigkeit
Das beste Geschenk ist der Schenkende. (Paul Mommertz)
Das Rauchfleisch nahm bereits den Geschmack des aromatischen Rauchs auf und verwandelte sich in eine Delikatesse, die in keiner gut sortierten Speisekammer fehlen sollte. Dieses Urteil fällte unser kannibaler Freund nach einem prüfenden Kennerblick in die Räucherhütte. Wie geplant schürte er noch einmal die Glut, gab noch ein paar frische Kräuter hinzu, beobachtete zufrieden wie die Rauchentwicklung wieder stärker wurde. Der rollende Schinken, wie er seine Kreation bei sich nannte, würde geschmacklich alle anderen Räucherwaren die er bisher verkostet hatte bei weitem übertreffen! Mit einem Lied auf seinen Lippen war er gekommen, doch mit der Begeisterung über die Resultate wuchs auch seine Lust zu singen und so schmetterte er laut “So ein Tag, so wunderschön wie heute” und “Für mich soll`s rote Rosen regnen” in den Abendhimmel. Gut gelaunt begab er sich zurück ins Haus.
Nun nur noch eine kurze Notiz geschrieben, für die späteren Aufzeichnungen festgehalten wie die Räucherung vonstattenging , dann hätte er sein Tagwerk getan, sich die ausschweifenden Belohnungen die der Abend ihm bringen würde redlich verdient. Mit diesem Vorsatz und Gedanken begab er sich erneut in sein Arbeitszimmer. Dort freilich erwartete ihn ein unerwartetes Präsent, das den Verlauf des Weiteren abends nachhaltig beeinflussen sollte. 176cm groß war die Überraschung um genau zu sein, von entzückendem Wuchs und lag schlafend wie ein neuzeitliches Dornröschen auf dem weichen T eppich vor seinem Schreibtisch.
Verwundert begutachtete Franklin das schlafende Häppchen, fragte sich natürlich, wie und warum es in sein Haus gekommen war, beschloss jedoch, dem geschenkten Gaul erst später ins Maul zu schauen, das Fest zu feiern wie es augenscheinlich gefallen war, verschnürte sein Geschenk des Himmels fest und ordentlich und trug es in die Küche, wo er es dann zum Auspacken bringen würde.
Sein alter Freund, der Tequilawurm mit dem ironischen Dauergrinsen auf den alkoholgetränkten Lippen, wartete schon und ein Schluck der von ihm belebten Lake erweckte auch das frisch gefundene Beutestück zu neuem Leben. Es folgte ein Ermittlungsverfahren, in dem Franklin, von der chinesischen Wasserfolter einmal abgesehen, sämtliche ihm bekannten, inquisitorischen Verhörmethoden einsetzte, die ihm spontan einfielen. Bald plauderte das Fleisch wie eine Tasche, anfangs eher Quark wie ein Beutel, doch durch den präzisen Einsatz des Schmerzes gelang es Franklin innerhalb weniger, kurzweiliger Stunden alles an Information zu beschaffen, was für ihn von Interesse war. Gespannt fieberte er mit, bei den spannenden Stellen ihrer Erzählung und wie bei jeder gelungenen Schnulze zerdrückte er bei der romantischen Schilderung ihrer von der Liebe verursachten Seelenqualen ein paar mitfühlende Tränen. Auch ein paar Tränen
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