Franley, Mark
nicht aus ihrem Inneren gekommen war. Wutentbrannt schlug sie mit der Faust auf das Gerät, das augenblicklich verstummte. Erschöpft ließ sie ihren Kopf zurück auf das Kissen sinken und ohne dass sie sich dagegen wehren konnte, lief der Film dort weiter, wo er kurz vor dem Einschlafen geendet hatte.
Obwohl sie wusste, dass es nur Erinnerungen waren, hatte sie das Gefühl fast körperlich zurück in diesem Haus zu sein, in das der Mann sie und ihren Bruder gebracht hatte.
Noch einmal wiederholte sich das Gespräch zwischen dem fremden Mann und der freizügig gekleideten Frau vor der Tür, dann kratzte der Schlüssel im Schloss der Tür.
Auf den ersten Blick erinnerte sie der dicke Mann an ein Foto ihres Opas, das ihre Oma an ihren Kühlschrank geheftet hatte, doch als er sein süßliches Grinsen aufsetzte, verflog diese Ähnlichkeit. Mit seltsam verstellter Stimme sagte er: »Du bist also die Kleine, mit der ich heute etwas Spaß haben werde!«, dann drehte er sich um, verschloss die Tür und ließ den Schlüssel in seiner Hosentasche verschwinden. Karla wich ein Stück zurück, kniff die Augen zusammen und entgegnete erstaunlich entschlossen: »Ich will keinen Spaß mit Ihnen!«
Flinker, als es seine Körpermasse vermuten ließ, war der Mann plötzlich vor ihr und gab ihr eine leichte Ohrfeige. Erst erstarrte Karla, denn noch nie hatte sie ein Erwachsener geschlagen, dann kamen die Tränen. Es war nicht der Schmerz, mit dem sie zu kämpfen hatte, sondern das plötzliche Wissen, diesem unbekannten Mann völlig ausgeliefert zu sein. Wie durch einen Schleier bekam Karla noch mit, dass draußen im Gang erneut Schritte und leise Stimmen zu hören waren, diese sich aber an der Tür vorbeibewegten. Für einen kurzen Augenblick schoss ihr durch den Kopf, dass ihr Bruder bestimmt auch Besuch bekam, dann forderte der dicke Mann ihre Aufmerksamkeit. Er zog sich seinen Ledergürtel aus der Hose und forderte sie auf sich auszuziehen.
Wieder wich Karla ein Stück zurück, wurde aber bereits nach zwei Schritten von der Wand aufgehalten. Amüsiert betrachtete der Mann sie und fragte: »Vielleicht hast du es ja gerne, wenn ich dich ausziehe?« Dann streckte er seine fleischigen Finger nach ihr aus.
»Warum soll ich mich denn ausziehen?«, fragte Karla in ihrer kindlichen Naivität, da sie sich tatsächlich keinen Reim darauf machen konnte.
»Weil Sebastian dich gerne ohne Kleid sehen möchte«, antwortete der Mann und fügte hinzu: »Wir haben uns noch gar nicht vorgestellt. Also, ich bin Sebastian, und wie ist dein Name?« Eigentlich wollte Karla ihm noch nicht einmal ihren Namen sagen, sah dann aber ein, dass das albern war. Wieder etwas sicherer antwortete sie: »Ich bin Karla.«
Sebastian ließ sich auf der Bettkante nieder und klopfte auf die Stelle neben sich: »Komm, setze dich zu mir.« Als Karla sich nicht rührte, versprach er: »Ich tue dir auch nicht mehr weh. Die kleine Ohrfeige tut mir leid!«
Zögernd ließ sich Karla darauf ein und setzte sich ein Stück neben ihm auf das Bett.
»Ich wette, deine Eltern behandeln dich noch wie ein Kleinkind!«, begann Sebastian und musterte sie dabei von oben bis unten. Karla nickte, sagte aber: »Manchmal schon, aber nicht immer.«
»Und weißt du denn, was man tun muss, um nicht mehr als Kleinkind zu gelten? Wenn es unser Geheimnis bleibt, verrate ich es dir.« Karla konnte sich der Verlockung, die in seiner Stimme lag, nur kurz erwehren. Schließlich gewann ihre Neugierde und sie fragte: »Was denn?«
Der Mann antwortete nicht gleich, sondern ließ sie noch einen Augenblick zappeln. So leise, dass sie es fast nicht verstehen konnte, sagte er dann: »Es hat nicht wirklich etwas mit dem Alter zu tun. Egal wie alt du bist, deine Eltern werden dich erst richtig ernst nehmen, wenn du keine Angst mehr vor dem nackten Körper eines Mannes hast und dich auch selbst nackt zeigst.«
Im ersten Moment ergab das für Karla keinen Sinn, doch dann fiel ihr ein, dass man das ja auch ständig im Fernsehen sah. Und auch bei den großen Mädchen in ihrer Schule hatte sie schon gehört, wie diese über die Körper einiger Jungs sprachen. Diese Mädchen wussten Dinge, die sie nur wissen konnten, wenn sie die Jungs nackt gesehen hatten.
»Und damit du das lernst, hat man dich hierher gebracht ... damit ich dir dabei helfen kann, dich erwachsener zu machen«, fuhr Sebastian fort, sah sie erwartungsvoll an und fragte: »Wollen wir anfangen? Glaube mir, es ist gar nicht schlimm, und wenn du es gut
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