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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla
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hallte genauso durch seinen Kopf, wie der letzte, geflüsterte Satz seines Sohnes. Er glaubte wieder die kalte Haut seiner Tochter auf den Schultern zu spüren, genauso, wie die warmen Lippen seiner Frau beim letzten Kuss. Klebriges Blut an seinen Händen und unfassbare Ohnmacht ob des Unbegreiflichen.
Zum zweiten Mal an diesem Tag rannte er zu den Toiletten, dieses Mal jedoch, um sich zu übergeben, und letztlich auch um sich seinem Schmerz, den er so lange unterdrückt hatte, hinzugeben.
Es dauerte fast eine Stunde, bis er wieder so weit war, Natalie anrufen zu können. »Wo bist du?«, fragte er, ohne auf das Vorgefallene einzugehen. Natalie schien zu spüren, dass es besser, war kein Wort mehr darüber zu verlieren. Ein wenig zu leise antwortete sie: »Ich habe in der Klinik mittaggegessen und versuchte noch etwas herauszubekommen, leider ohne Erfolg!«
Mike dachte kurz nach, dann sagte er: »O. K., bleib noch dort! Ich komme zu dir und werde ein paar klare Worte mit der Klinikleitung wechseln, vielleicht kann ich sie überzeugen. Danach machen wir noch einen kurzen Abstecher nach Erlangen. Dr. Gruber war uns schon einmal eine große Hilfe!«
»Alles klar!«, erwiderte die Kommissarin und schien erleichtert, dass Mike ihr den dummen Satz offenbar nicht krumm nahm.

–34–
     
     
       Bevor Mike sich auf den Weg zur Klinik machte, ging er in das große Nachbarbüro und wollte sich bei seinen Kollegen erkundigen, ob diese etwas Neues herausgefunden hatten. Doch bis auf den jungen Beamten, den er schon in der Villa des Arztes kennengelernt hatte, war der Raum verlassen.
»Hat man Sie nicht zum Essen mitgenommen?«, fragte Mike und holte den Mann damit offenbar aus seinen Gedanken. Als dieser den Kopf hob und ihn anblickte, kamen für sein Alter eindeutig zu tiefe Augenringe zum Vorschein und erinnerten Mike an die eigenen Anfänge seiner Karriere. Auch er hatte viel zu viel gearbeitet und dabei unwiederbringliche Zeit mit seinen Kindern verpasst.
»Ich hatte keinen Hunger«, log der junge Kollege und fügte hinzu: »Außerdem hat der Fall so viel Facetten, dass wir eigentlich noch mehr Leute bräuchten!«
»Da haben Sie Recht«, bestätigte Mike. »An was arbeiten Sie denn gerade?«
»An der Vergangenheit«, antwortete der junge Mann nichtssagend, konkretisierte seine Aussage aber umgehend: »Ich habe ein wenig nachgedacht und die wenigen Fakten, die wir haben, einmal zu einer Theorie zusammengesetzt.
Vorausgesetzt, es ist immer der gleiche Täter, ist es doch so ... Alle drei Opfer, also die Männer meine ich, hatten in den letzten Jahren absolut nichts miteinander zu tun. Jedenfalls haben wir keinerlei Hinweise darauf gefunden, dass sie in irgendeiner Form Kontakt miteinander hatten. Alle drei Männer hatten aber augenscheinlich nicht ganz alltägliche sexuelle Vorlieben und alle drei wohnten, bis auf kurze Phasen, immer im Nürnberger Raum.« Mike hörte dem jungen Kollegen beeindruckt zu. Natürlich war das, was dieser tat, ganz normale Polizeiarbeit, aber Mike wurde jetzt erst bewusst, dass er, seit das alles angefangen hatte, noch nicht wirklich zum Nachdenken gekommen war.
»Soweit die groben Eckdaten«, riss ihn die Stimme des Kollegen aus seinen Gedanken, »gehen wir also weiter davon aus, dass die Art, wie diese Männer getötet wurden, sehr auf einen Racheakt hinweisen.« Nun unterbrach er sich und sah Mike an: »Stimmen Sie mir so weit zu?« Mike nickte nur.
»Nun, mein Gedanke war folglich, dass es sich bei dem Auslöser für diese Taten nur um ein Geschehnis aus der Vergangenheit handeln kann und es höchst wahrscheinlich auch etwas mit Sex tun hat.«
»Es ist zwar nur eine Theorie, aber bis jetzt klingt alles sehr plausibel!«, bestätigte Mike, worauf ein kurzes Lächeln über das müde Gesicht des KTU-Beamten huschte und er sich ermutigt fühlte, weiterzusprechen: »Da die Männer alle ungefähr im gleichen Alter waren, ist nun meine Hoffnung, dass der Auslöser für diese Taten bei allen dreien ungefähr im gleichen Zeitfenster liegt. Also mache ich jetzt nichts anderes, als mir alte Polizeiprotokolle anzusehen und zu hoffen, dass eines der Opfer irgendwo namentlich erwähnt wird.«
»Aber das ist doch Wahnsinn, das müssen Unmengen von Berichten sein«, warf Mike ein.
Der junge Beamte warf einen kurzen Blick auf seinen Bildschirm, dann sah er wieder hoch zu Mike. »Es geht! Ich konnte die Suche etwas eingrenzen.«
Mike wollte gerade etwas erwidern, als Kommissar Reutner in der Tür erschien

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