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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla
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und in seiner gewohnt herablassenden Art »Na, hat unser junger Profiler schon eine heiße Spur?« von sich gab. Erst dann sah er, dass Mike Köstner ebenfalls im Raum war, und sagte nichts mehr. Mike konnte diesen Sheriff für Arme noch nie ausstehen. Trotz seiner fast fünfzig Jahre lief Reutner herum, als wäre jeden Tag Fasching. Es fehlte nur noch, dass er sich einen Stern an die Brust heftete und mit einem Pferd durch Nürnberg ritt.
Mike musterte den Kommissar nur aus dem Augenwinkel und als er sah, dass auch heute das karierte Hemd den halb über die viel zu breite Gürtelschnalle hängenden Bauch kaum zurückhalten konnte, sah er weiterhin den jungen Kollegen an und sagte laut: »Es gab heute wohl wieder Speck und Bohnen in der Kantine!« Der junge Beamte hatte Mühe sich ein offenes Lachen zu verkneifen und vermied es zwanghaft Reutner anzusehen.
Als wären sie beste Freunde, klopfte Mike dem jungen Mann auf die Schultern und log: »Das sind doch mal echte Erkenntnisse, dass ich da selbst nicht drauf gekommen bin. Aber bitte behandle das vertraulich und schicke mir die Sachen nachher per E-Mail.« Der KTU-Kollege stieg auf Mikes Spiel ein und sagte, immer noch um Beherrschung bemüht: »Klar, mache ich!« Anschließend verabschiedete sich Mike, schob sich an dem völlig perplexen Reutner vorbei und verließ die Abteilung.

Schon von weitem hob sich die pyramidenförmige Privatklinik von den umstehenden Gebäuden ab und falls es die Absicht des Architekten gewesen war, schon mit dem Äußeren des Bauwerkes Eindruck zu schinden, dann war ihm das gelungen! Wie Mike aus der Zeitung wusste, hatten sich in dieser riesigen Glaspyramide auch schon reiche Scheichs und diverse andere Staatsoberhäupter behandeln lassen und entsprechend selbstbewusst waren vermutlich auch die Angestellten.
Mike setzte die Sonnenbrille ab und folgte den Leuchtzeichen des dazugehörigen Parkhauses bis zu einem der wenigen freien Plätze. Anschließend ließ er sich von einem sprechenden Fahrstuhl bis in das Erdgeschoss bringen, wo auch die Cafeteria der Klinik untergebracht war.
Ein schneller Blick genügte, dann hatte er Natalie, die mit dem Rücken zu ihm saß, entdeckt und ging zu ihrem Tisch. Als er nur noch einen Meter von ihr entfernt war, sagte er relativ laut: »Karla?«, doch seine Kollegin rührte sich nicht. Mike machte einen kleinen Bogen, um nicht mehr direkt hinter ihrem Rücken zu stehen, und erst jetzt blickte sie von ihrem Handy auf und schloss gleichzeitig ein Foto, das auf den ersten Blick etwas zeigte, das wie ein offenes Notizbuch aussah. Natalie schien einen kurzen Augenblick zu brauchen, bevor sie richtig realisierte, wer neben ihr stand, dann sagte sie: »Oh, hallo, Mike.« Nach zwei weiteren Sekunden fügte sie stirnrunzelnd hinzu: »Hast du gerade Karla gesagt?«
»Hab ich das?«, fragte dieser scheinbar überrascht, denn natürlich wusste er, was er gesagt hatte.
»Hast du!«, beharrte Natalie. »Hast du mich mit jemand verwechselt?«
Schon während er den Stuhl herauszog und sich mit an den Tisch setzte, bereute er sein Misstrauen, wollte ihr aber seinen vagen Verdacht nicht völlig offen beichten. Ein wenig ausweichend erklärte er: »Entschuldige, ich war geistig gerade bei unserem Fall.«
Natalie steckte ihr Handy in eine passende Gürteltasche, wobei Mike enttäuscht feststellte, dass sie nun wieder Klamotten trug, die ihre Weiblichkeit eher versteckten, als zur Geltung brachten. Anschließend sah sie ihn fragend an: »Seit wann hat eine Karla mit unserem Fall zu tun?«, und Mike fiel ein, dass seine Partnerin noch gar nicht auf dem neuesten Stand war. Mit wenigen Worten erzählte er ihr von dem Besuch des Anwaltes und schloss dann: »Wir haben ein Bild, auf dem die vermutliche Täterin ein wenig besser zu sehen ist, und sie hat mich entfernt an dich erinnert.«
»Also hältst du mich jetzt für einen Serienkiller«, fragte Natalie schmunzelnd und machte eine bedrohliche Geste.
»Aber nein!«, wiegelte Mike ab und bestellte sich eine Cola bei der skeptisch drein schauenden Bedienung, die gerade an ihren Tisch gekommen war, als Natalie sich aufbäumte.

Zwanzig Minuten später machten sich beide auf den Weg in die Verwaltung der Klinik, wo sich aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit langsam die Büros leerten. Zielstrebig durchquerte Natalie einige Gänge, bis zu einer Tür, vor der sie heute schon einmal gestanden hatte und an der in großen Lettern Klinikleitung stand. Mike klopfte etwas lauter als

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