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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla
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Jugendlichen, war es relativ still in dem Labyrinth aus Fluren und kleinen Nischen, in denen man sonst bekannte Fußballspieler interviewte. Nach etwa fünfzig Metern zeigte ein Schild an der Decke an, dass sich hinter der linken Tür die Wasch- und Toilettenräume für Männer und hinter der rechten Tür die für Frauen befanden. Unsicher, ob es nicht übertrieben wäre, wenn er Wladimir bis hinein folgen würde, blieb er stehen und lehnte sich gegen die kühle Wand.
Als einige Zeit verstrichen war und er gerade anfing nervös zu werden, öffnete sich die Männertoilette und zwei Jungs im Alter von zirka 15 Jahren kamen heraus. Ohne darauf zu achten, wie seine Frage wohl gedeutet werden könnte, fragte er: »Ist da noch jemand drinnen?«
Die beiden Jungs sahen ihn zuerst an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank, doch dank seines imposanten Körperbaues beschlossen sie, lieber nicht frech zu sein, und der kleinere von beiden antwortete: »Genau weiß ich es nicht, aber eine Klotür ist verschlossen.«
»Danke«, sagte Andrej mit etwas zu russischem Akzent, worauf die Jungs zügig in Richtung Ausgang davongingen, und er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
Nach weiteren zwei Minuten des Wartens öffneten sich fast gleichzeitig beide Türen, doch Andrej schenkte nur der Herrentoilette Beachtung, aus der ein kleinerer, ziemlich blasser Junge kam, dem offensichtlich übel war. Die Frau, die aus dem Damen-WC kam, nahm er nur am Rande wahr.
Nun wartete der Russe nicht länger und betrat selbst den Vorraum mit den Waschbecken, wo er seine Waffe aus dem Gürtel zog. Dann öffnete er leise die nächste Tür und warf einen schnellen Blick hinein. Die Reihe der Pissoirs auf der linken Seite war leer und so weit er sehen konnte, standen auch alle Toilettentüren auf der anderen Seite des schlauchförmigen Raumes offen. Ohne weiteres Zögern trat er ein, kontrollierte jede Kabine und zog dann sein Handy vom Gürtel. Der schlechte Empfang reichte gerade noch, um Sergej zu fragen, ob Wladimir schon wieder auf dem Fußballplatz war, und gerade als dieser das verneinte, brach die Verbindung ab.
»Wladimir?«, fragte Andrej laut, bekam aber keine Antwort. Die Waffe etwas verdeckt haltend, trat er wieder in den langen Gang hinaus und rief erneut. Zunächst rührte sich nichts, doch dann glaubte er eine leise Stimme zu hören. Noch einmal rief er: »Wladimir?« Dieses Mal aber lauter und jetzt war er sich sicher. Die Stimme kam aus der Damentoilette. Nun ließ er alle Vorsicht fallen, stieß die erste Tür auf, stürmte an den Waschbecken vorbei zur zweiten Tür und trat diese regelrecht auf. Mit einer fließenden Bewegung hatte der Lauf seiner Pistole jeden Winkel des Raumes abgesucht, doch niemand war zu sehen. »Wladimir, bist du hier?«, hallte seine Stimme durch den gefliesten Raum und nach einigen Augenblicken hörte er ein leises »Ja.«, das aus der letzten Kabine kommen musste. Andrej wollte schon losrennen, besann sich aber und fragte auf Russisch: »Bist du allein?«, und erst als auch diesmal die Antwort »Ja.«, lautete, ging er los. Nach einem schnellen Blick in jede einzelne Kabine, fischte er eine Münze aus seiner Hosentasche und öffnete damit das einfache Schloss der letzten Kabine.
Michails Sohn hatte es irgendwie geschafft, sich zwischen der Kloschüssel und der Wand zusammenzukauern, und sah ihn angsterfüllt an.
Andrej ging in die Hocke und fragte: »Wladimir, geht es dir gut? Was ist passiert?« Dann erst bemerkte er, dass der Junge sich die Hand auf den Hals drückte. »Was hast du da?«, fragte er so einfühlsam wie möglich und zog ihm die Hand von dem Hals weg. Eigentlich hatte er »Ach du Scheiße!« sagen wollen, verkniff es sich aber. Das was sich dort auf dem Hals des Jungen abzeichnete, kannte er nur zu gut, denn er hatte diese Art des Erwürgens oft genug selbst trainiert. Es war mit Sicherheit der typische, schmale, rote Strich, den eine Drahtschlinge verursachte.
»Eine Frau«, stotterte der Junge, »es war eine Frau.« Dann erinnerte sich Andrej, dass eine Frau kurz zuvor aus der Toilette gekommen war, und rief Sergej erneut an.
Zehn Minuten später verließen sie das Innere des Stadions und trafen am Ausgang zu dem Spielfeld auf Sergej, der inzwischen versucht hatte, eine verdächtig wirkende Frau ausfindig zu machen. Nachdem sie dem Lehrer Bescheid gesagt hatten, dass sie den Jungen jetzt mitnahmen, musste sich auch Wladimir noch einmal in dem Stadion umsehen, konnte aber ebenfalls

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