Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
so, dann häng ich auf.
Wie ich in die Küche komm, sitzt der Leopold am Frühstückstisch und stellt mich somit vor die Wahl, zu hungern oder seine Anwesenheit zu ertragen. Da er aber in der Tageszeitung liest und dabei mordskonzentriert wirkt, keimt in mir die Hoffnung, ohne ein Gespräch aus der Nummer rauszukommen.
»Ah, Bruderherz, schönen guten Morgen«, sagt er gleich, wie er mich sieht, und faltet die Zeitung zusammen. Ich grüßezurück, schenk mir einen Kaffee ein und setze mich dazu. Was bleibt mir auch übrig?
»Sag einmal, Franz, was nötigt dich eigentlich dazu, immer so garstig zu sein zum Karl-Heinz? Ich mein, der hat dir doch gar nix getan, oder?«
»Er baggert meine Susi an«, sag ich und schnapp mir die Zeitung.
»Nein, das siehst du völlig falsch, Franz. Schau mal, er ist doch nur freundlich zu ihr. Und wie hast du einmal so schön gesagt? Es ist gar nicht ›deine‹ Susi, die gehört sich immer noch selber. Ja, mein Lieber, und wenn das so ist, dann kann doch auch ein jeder zu ihr so freundlich sein, wie er gerne möchte, oder?«
Ich klapp die Zeitung zusammen, steh auf und entscheid mich fürs Hungern. Zumindest so lange, bis ich in der Simmerl-eigenen Metzgerei eintreffe. Das sind maximum fünf Minuten. Und das halt ich schon irgendwie aus.
Zwei Leberkässemmeln später hock ich dann auch schon im Auto und bin auf dem Weg nach München. Es ist eine wahre Freude, mit einem Auto zu fahren, das elektrische Fensterheber hat. Und eine Servolenkung. Und eine Heizung. Die ganze Fahrt über mach ich ständig die Fenster rauf und wieder runter. Aus reiner Freude heraus.
Kapitel 6
Es sind tatsächlich die Sachen von meiner Toten, die der Rudi hier anschleppt. Und freilich ist es ihm eine reine Wonne, so als erfolgreicher Ermittler neben mir zu stehen. Noch dazu, wo der Günter tief beeindruckt davon ist, dass jemand praktisch aus dem Nichts heraus und ohne jeglichen Anhaltspunkt so dermaßen wichtige Fundstücke zutage fördert. »Jetzt sag schon endlich, wo du die Sachen herhast, Birkenberger. Ich muss das einfach unbedingt wissen«, winselt er ihn ständig an.
»Keine Chance!«, sagt der Rudi und schüttelt den Kopf. Und er grinst dabei ziemlich siegessicher. Und außerdem wirft er noch triumphierende Blicke in meine Richtung.
»Für ’nen Fuffi?«, bohrt der Günter schließlich weiter.
Der Rudi schüttelt wieder den Kopf. Aber jetzt grinst er nicht mehr dabei.
»Ein Hunderter, okay? Ich geb dir hundert verdammte Euro für diese mickrige Info, Mann. Das ist doch wirklich ein Deal, oder?«
»Hundert?«, fragt der Rudi nachdenklich und verschränkt dabei seine Arme.
Der Günter nickt. Und jetzt grinst er.
»Und von dir?«, will der Rudi noch wissen, und diese Frage gilt mir.
»Bist du deppert, oder was?«, frag ich zurück. »Ich zahldoch nix für Informationen, die mich sowieso nicht interessieren.«
»Dann geh raus!«, sagt er weiter.
Ich zeig ihm den Vogel.
»Also gut«, sagt er schwer schnaufend, nimmt Schwung und hockt sich erst mal auf einen der leeren Seziertische. »Abfallwirtschaftsanlage. Sagt euch das was? Müllverbrennung, auf Deutsch gesagt.«
Und dann erzählt er uns in aller Ausführlichkeit, dass dort seine Jungs, also die Herrschaften vom Müll, ihm schon das eine oder andere Mal sehr hilfreiche Dienste geleistet haben. Ja, alles Mögliche haben die für ihn schon zutage befördert, sagt er. Und das geht so: Der Rudi fährt praktisch dorthin, also in diese Müllverbrennungsanlage, und sagt denen einfach, was er ungefähr sucht. Und dabei winkt er freilich mit einem recht großzügigen Finderlohn. Unter diesen lukrativen Umständen halten seine Kumpels selbstverständlich auch immer schön die Augen offen, das versteht sich wohl von selbst.
»Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was ich bei denen schon alles ans Tageslicht befördert hab. Verschwundene Fahrräder, gestohlene Aktentaschen, Laptops und so weiter und so fort. Ja, das eine oder andere Mal waren tatsächlich auch schon einzelne Körperteile darunter«, sagt er ganz versonnen, und man merkt ihm deutlich an, dass er es richtig genießt, in seinen Erinnerungen zu schwelgen.
Wir sind ziemlich beeindruckt, der Günter und ich, und drum schweigen wir eine Weile.
»Also gut, weiter«, sagt der Günter irgendwann und fischt dabei einen Hunderter aus seiner Hosentasche. »Wir wissen jetzt immerhin, wer sie ist, das Zeug habt ihr ja jetzt, und wenn morgen die Untersuchungen durch sind, dann wissen wir
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