Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
der Schule furchtbar verliebt in sie gewesen, hat er erzählt. Seinerzeit, wo ihr halt alle noch Teenager wart. So hat er mir das alles jedenfalls gesagt, der Leopold. Aber damals, da hat sie ihn gar nicht erst angeschaut, die Susi.«
»Ja, klar. Weil er nämlich ein Bettnässer war. Und eine Zahnspange hat er da auch noch getragen. Und eine Brille mit so dicken Gläsern«, sag ich und mach mit den Fingern die Brillenstärke deutlich. »Er war sowieso der totale Loser damals, ich erinnere mich genau.«
»Das mag schon sein, Bub. Das ist er jetzt aber nicht mehr. Jetzt hat er eine ziemlich grandiose Karriere gemacht. Und er schaut auch verdammt gut aus, wenn du mich fragst. Und ganz offenbar hat er auch ordentlich Geld auf der Kante. Und ziemlich sympathisch ist er ebenfalls. Auch wenn du das vielleicht anders siehst.«
Da kann ich nur noch den Kopf schütteln. Ja, sind hier jetzt alle durchgeknallt?
»Schau, Bub, was ich dir eigentlich sagen möchte: Wenn dir wirklich was liegt an deinem Mädl, dann solltest du baldmal Nägel mit Köpfen machen, gell. Sonst ist sie nämlich wieder weg, die Susi. Wie damals mit ihrem Italiener. Erinnerst du dich? Auf einmal war sie futsch. Und dass der so ein blödes Arschloch war, hat sie ja zum Glück irgendwann auch selber kapiert. Aber wer weiß, was geworden wäre, wenn wir sie nicht zurückgeholt hätten damals?«
»Eben. Was hat sie schon von ihrem Latin Lover gehabt?«, sag ich ein klein bisschen bockig.
»Herrgott, Franz. Damals war’s halt einfach der falsche Mann! Dieser hier ist es aber jedenfalls nicht. Der würde sie geradezu auf Händen tragen, die Susi. Das kannst du mir glauben.«
»Danke für dein Mitgefühl! Und was – bitte schön – soll ich jetzt deiner Meinung nach machen?«, frag ich grad noch so, da knallt der Wolfi eine Schnapsflasche auf die Theke, dass alles nur so wackelt. Gerade eben vor einer Sekunde, da hat er noch vollkommen friedlich drei Stamperl eingeschenkt, und jetzt knallt er die Flasche hin, dass die Gläser gleich bloß noch halb voll sind.
»Ja, sag einmal, spinnst jetzt oder was?«, schrei ich ihn an, schon deshalb, weil ich echt voll erschrocken bin.
»Ob ich spinne? Das fragt der Richtige!«, schreit er zurück. »›Was soll ich jetzt machen? Was soll ich jetzt machen?‹ Herrschaft, Eberhofer: ja, was wohl? Heiraten sollst sie halt endlich, die Susi, kapiert! Ist das denn wirklich so schwer zu begreifen, Mensch?«
Heiraten? Ich? Die Susi? Wie jetzt?
»Ich selber hab es ganz genauso gemerkt, Franz«, sagt er danach ein paar Oktaven tiefer und wischt dabei die Pfütze vom Tresen. »Der Typ, der ist völlig aus dem Häuschen, was die Susi betrifft. Der betet ja förmlich den Boden an, auf dem sie wandelt, und kann seine Glupperl kaum noch bei sich behalten. Und vertrau einem erfahrenen Wirt, Franz: DieSusi, die taut auch langsam auf, was ihn so betrifft. Ganz, ganz langsam zwar, aber ihr Interesse steigt deutlich.«
Wir stoßen an und kippen den Schnaps in unsere Kehlen.
Dann verabschiede ich mich. Weil ich nachdenken muss. Mei, die Susi ist halt die Susi. Die hängt doch an ihrem Franz, oder? Und auch wenn in ihren Hax’n inzwischen ein paar Dellen sind: Fesch ist sie schon noch. Und die würde doch nicht … Nein, die Susi, die … Herrgott, leckt’s mich doch alle miteinander. Ich geh jetzt heim in den Saustall. Sonst geht dieser Scheißtag ja nie zu Ende.
Am nächsten Tag in der Früh, bevor ich mich dienstbeflissen auf den Weg nach München mache, schau ich noch kurz bei der Susi im Büro vorbei. Erwartungsgemäß sind auch ihre beiden Kolleginnen anwesend.
Nachdem ich alle freundlich begrüßt hab, schenk ich mir erst mal ein Haferl Kaffee ein. Allein schon, weil die Susi sowieso den besten Kaffee kocht weit und breit. Dann bitte ich die zwei überflüssigen Grazien darum, kurz das Zimmer zu verlassen.
»Hast du einen Vogel, oder was?«, fegt mich die eine gleich an und legt ihr Strickzeug aus der Hand.
»Ich hätt hier gern was Privates besprochen, gibt’s da irgendwie ein Problem?«, versuch ich es noch mal.
»Klar gibt’s da ein Problem, Mann. Das hier ist ein Büro, du Clown. Privates bespricht man nach Feierabend. Und zwar zu Hause.«
Im selben Moment geht die Tür auf, und der Bürgermeister kommt rein, den schwarzen Sheriff dicht auf den Fersen.
»Eberhofer«, sagt er gleich, wie er mich sieht. »Was machen Sie denn hier?«
»Bin gleich wieder weg, Bürgermeister. Wollte nur kurz schauen, ob alles gut
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