Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
Beim besten Willen nicht. Gut, das kann man verstehen.
Die Oma ist schon im Bett, wie ich heimkomm, und der Papa hockt im Wohnzimmer auf der Couch, hört die Beatles und raucht seinen Abend-Joint. Wer fehlt, ist der Ludwig.
»Wo ist der Ludwig?«, frag ich deswegen gleich, wie ich reingeh.
»Du, der Leopold ist mit ihm unterwegs«, sagt der Papa und dreht die Musik etwas leiser. »Erst waren sie spazieren, und anschließend wollte er wohl noch ein bisserl zum Wolfi rein, soweit ich informiert bin.«
Mein Hund. Mein Wirt. Na, hat der sie noch alle?
»Ja, dann werd ich da wohl jetzt auch erst mal hinmüssen«, sag ich zugegebenermaßen etwas angepisst.
»Magst nix essen, Franz? Die Oma hat dir fei schon alles drüben auf den Tisch hingestellt. Brauchst bloß noch kurz aufwärmen.«
»Später«, sag ich grad noch, und dann bin ich auch schon draußen.
Der Ludwig freut sich, wie er mich sieht. Die Freude ist ganz meinerseits. Weniger Freude empfinde ich über den restlichen Anblick hier. Wie erwartet ist der Leopold anwesend, klar, sonst wär der Ludwig ja auch nicht hier. Und der Leopold hat seinen neuen Busenfreund an der Backe kleben. Den Karl-Heinz. Der wiederum hängt ebenfalls an einer Backe. Und zwar ganz nah an der von meiner Susi. Und die ist heute ziemlich aufgebrezelt für meine Begriffe.
»Servus, miteinander«, sag ich und kraule dem Ludwig über den Kopf.
»Franz!«, ruft die Susi sichtlich erfreut. »Das ist ja schön, dass du auch noch kommst. Geh, hock dich her zu uns.«
Aber der Franz hockt sich nicht »her zu uns«. Weil er diese zwei blöden Visagen nicht ertragen kann. Beim besten Willen nicht. Und mit diesem Mords-Loch im Bauch schon gleich gar nicht.
»Wieso bist du denn schon wieder hier? Du arbeitest doch jetzt in München«, sagt der Leopold und wirkt dabei nicht gerade erfreut über meinen Anblick.
»Eine Halbe?«, ruft der Wolfi vom Tresen her.
»Nein, nix«, ruf ich zurück.
»Dann lass es halt bleiben«, knurrt der Wirt und poliert Gläser.
»Gehen wir?«, sag ich noch zur Susi und dreh mich dann ab. Mit dem Ludwig im Schlepptau begeb ich mich prompt rüber zum Ausgang.
»Wart noch kurz, Franz«, ruft die Susi, schnappt sich Jacke und Tasche und eilt mir hinterher. Sie wirft noch einen Abschiedsgruß in die Runde und bedankt sich für die Einladung. Wie war das noch mal? Ist sie nicht schon ein großes Mädchen und kann ihre Sachen selber bezahlen?
»Was sie nur an dem findet, die Susanne?«, kann ich noch vernehmen.
»Frag mich nicht«, sagt der Leopold.
Auf dem Heimweg erzählt mir die Susi dann in aller Ausführlichkeit, was ich alles so verpasst hab während meiner Zeit in München. Und das ist schon ziemlich beachtlich. Wenn man bedenkt, dass ich grad erst mal ein paar Tage weg bin, und da ist so viel passiert hier in Niederkaltenkirchen. So viel passiert normalerweise das ganze Jahr über nicht. Jedenfalls nicht bei uns im Dorf. Hauptauslöser dieser ganzen Neuigkeiten ist mein nagelneuer Lieblingsfeind, der Karl-Heinz. Der hat nämlich in völliger Uneigennützigkeit die komplette gemeindeeigene Computeranlage überholt. Und das sind immerhin sieben Stück. Und man kann sich überhaupt gar nicht vorstellen, was das gleich so ausgemacht hat. Doppelt so schnell läuft jetzt alles, sagt die Susi. Ach was. Zehnmal so schnell trifft es viel eher. Der Bürgermeister, der ist ganz aus dem Häuschen vor lauter Freude. Und alle anderenfreilich auch. Sowieso kommt er so was von gut an, der Karl-Heinz. Nächste Woche will er sich übrigens noch die PCs vom Pfarrhaus vornehmen. Und wahrscheinlich noch die vom Flötzinger. Und die vom Simmerl natürlich auch. Ja, wenn das keine guten Nachrichten sind.
Kapitel 7
Bei Hackbraten und Bohnengemüse, was völlig überraschungslos ganz wunderbar schmeckt, erzählt die Susi dann weiter. Und ganz rote Wangen hat sie dabei. Der Karl-Heinz, sagt sie, der hat nämlich einen Lamborghini. Und einen Ferrari hat er auch. Aber den fährt er nicht so oft. Weil halt fast jeder Arsch so einen Ferrari fährt. Lamborghini sieht man dagegen gar nicht so arg oft. Ja, und außerdem hat er noch ein Häuschen in Kitzbühel und eine Dachterrassenwohnung auf Gran Canaria. Und da … da will er sie demnächst einmal mit hinnehmen, der Karl-Heinz. Nach Kitzbühel natürlich. Weil nach Gran Canaria, das wär ihr dann doch ein bisschen too much, sagt die Susi. Nein, nur für ein oder zwei Tage nach Kitzbühel rein und die Seele etwas baumeln lassen. Mit dem
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