Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
Lamborghini wahrscheinlich. Ob ich da was dagegen hätte, möchte sie wissen.
»Wie lang will der eigentlich noch hier rumhängen?«, frag ich, nehm einen Schluck Bier und bring mein Geschirr rüber zur Spüle.
»Keine Ahnung, warum?«, sagt sie und zuckt mit den Schultern.
»Nur so halt. Muss der nicht irgendwann wieder zur Arbeit?«
»Du, so computertechnisch, glaub ich, kann der von überall aus arbeiten. Der ist ja so was von schlau, sag ich dir.«
»Aha.«
»Also, was ist jetzt?«, bohrt sie nach. »Ich mein: wegen Kitzbühel?«
Dann geht die Tür auf und der Leopold kommt rein. Er hat den PC-Arsch dabei. Das geht jetzt aber deutlich zu weit.
»Hey, Mann«, schrei ich ziemlich genervt. Mir droht echt gleich der Kragen zu platzen. »Abflug, aber hurtig!«
»Jetzt mach hier mal keinen auf Tarzan, Franz. Immerhin ist dies auch mein Elternhaus, erinnerst du dich? Und ich kann ebenso Gäste einladen wie du selber«, sagt der Leopold total ruhig. Er redet mit mir wie ein Psychologe mit seinem Klienten. Das geht mir jetzt aber ganz gehörig auf die Eier.
»Du … du solltest dich lieber mal um dein Eheweib kümmern. Und um deine kleine Tochter vielleicht auch, statt uns hier das Leben zu versauen«, schrei ich weiter.
Das ruft den Papa auf den Plan.
»Das geht dich überhaupt gar nichts an, Franz«, sagt er und schlurft in die Küche. »Wenn jemand sein eigenes Privatleben so dermaßen wenig im Griff hat wie du, dann sollte er sich wirklich hüten, über das von anderen zu urteilen. Hast du das jetzt kapiert?«
Ich geh dann mal lieber in meinen Saustall rüber. Die Gesellschaft hier wird von Minute zu Minute mieser.
»Und viel Spaß dann auch noch in Kitzbühel!«, ruf ich noch so beim Rausgehen.
Drüben mach ich mir ein weiteres Bier auf, hau mich aufs Kanapee, und der Ludwig drückt mir den Kopf gegen den Schenkel. Ein Scheißtag war das heute. Gar keine Frage. Da hast du schon so richtig Stress in der Arbeit, und dann kommt auch noch der ganze Scheiß mit dem Privatleben dazu. Ganz großartig, echt.
Da hier die Stimmung jetzt auch nicht so der Brüller ist, zieh ich mich an und schau noch einmal beim Wolfi vorbei,weil dort ja die Luft inzwischen wieder rein ist. Tatsächlich ist er ganz alleine im Lokal und grade dabei, die Tische zu räumen und abzuwischen.
»Ich will jetzt doch noch ein Bier«, sag ich und hock mich erst mal an den Tresen.
»Jetzt gibt’s aber keins mehr«, sagt der blöde Wirt wischenderweise.
»Jetzt zick hier nicht rum, Wolfi«, sag ich, steh auf und geh gleich einmal direkt zum Zapfhahn.
»Finger weg!«, knurrt er in meine Richtung. Aber zu spät, das Bier läuft schon.
»Du machst dir deine Regeln genau so, wie du sie brauchst, gell, Eberhofer. Völlig wurst, was andere dabei denken. Ich hatte eigentlich vor, jetzt abzusperren, Mann!«
»Jetzt hab dich nicht so. Es ist erst halb zehn, Wolfi. Wieso willst du schon absperren? Bist du bescheuert, oder was?«
»Siehst du hier irgendeinen Gast?«
»Ja, mich!«
Er schüttelt theatralisch den Kopf.
Dann geht die Tür auf, und der Papa kommt rein. Den schickt der Himmel. Jetzt sind wir schon zu zweit.
»Siehst du, Wolfi, und schon geht es los mit dem Ansturm. Und du wolltest absperren!«
»Gott sei Dank, ich hab dich gesucht, Bub«, sagt der Papa und nimmt neben mir Platz.
»Du hast mich ja auch gefunden«, sag ich und muss mit Verwunderung feststellen, dass der Wolfi jetzt umgehend Bier zapft und es prompt vor dem Papa platziert.
»Lass es dir schmecken, Eberhofer«, sagt er freundlich zum Papa und sendet anschließend abartige Blicke in meine Richtung.
»Franz«, sagt der Papa ganz ernst, und seine Stimme klingt irgendwie komisch. »Wie alt bist du jetzt?«
»Ist das eine Fangfrage, oder was? Du weißt doch haargenau, wie alt ich bin.«
»Ja, ich weiß es schon, Bub. Ich will nur wissen, ob du es selber weißt.«
Was soll jetzt das wieder werden? Ich sag lieber erst einmal nix mehr. Weil in diesem Moment möglicherweise alles verkehrt sein könnte. Der Papa und der Wolfi schauen sich an. Bin ich da eventuell in eine Verschwörung geraten?
»Schau, Bub, es ist halt so: Der Leopold, der hat nämlich erzählt, dass dieser Fleischmann, also dieser Computerheini, dass der ganz scharf ist auf deine Susi, verstehst. Und nicht nur so larifari, nein, er hat, so wie’s ausschaut, schon durchaus ernste Absichten dabei. Um konkret zu sein, er will sie unbedingt heiraten, Franz. Ja, das hat er vor. Er wär schon damals in
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