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Franziskus, der neue Papst (German Edition)

Franziskus, der neue Papst (German Edition)

Titel: Franziskus, der neue Papst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Biallowons
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beschreiben, sind deshalb zahlreiche Titel eingeführt worden. Man findet sie im Päpstlichen Jahrbuch, dem »Annuario Pontificio« aufgelistet.
    An erster Stelle steht nach dem Namen des jeweiligen amtierenden Papstes der Begriff »Episcopus Romanus«, zumindest in der lateinischen Variante. Die beiden Wörter sind gewissermaßen die ID im Personalausweis eines Papstes. Sie weisen seine ursprüngliche Aufgabe aus, nämlich »römischer Bischof«, also »Bischof von Rom« zu sein. Das beschreibt die historische Genese des Papstamtes sowie die Rolle, die der Papst hat. Er ist der Hüter der Apostelstätten, der Gräber von Petrus und Paulus und der oberste Hirte der Diözese Rom. Seine Bischofskirche ist im Übrigen nicht der Petersdom, sondern die Basilika San Giovanni in Laterano. Sie zählt zu den sieben römischen Pilgerkirchen, der Lateran war lange Zeit der Sitz der Päpste, ehe sie über den Tiber zogen.
    Der zweite Titel geht weit über die Bischofsrolle hinaus und macht direkt klar, dass es sich beim Papst nicht nur um einen Bischof unter mehreren, einen Menschen unter vielen, sondern um den »Vicarius Iesu Christi«, den »Statthalter Jesu Christi« oder »Stellvertreter Jesu Christi« handelt. Vorsicht: Oft liest man, der Papst sei der »Stellvertreter Gottes«. Das ist falsch. Er ist »Stellvertreter Christi« auf Erden, eine Bezeichnung, die im 12. Jahrhundert die bis dahin gängige Bezeichnung »Vicarius Beati Petri« (»Stellvertreter des seligen Petrus«) ablöste. Man kann daraus das gewachsene Selbstbewusstsein der Päpste lesen, der Titel »Vicarius Christi« gibt die Sonderrolle an, die dem Papst zukommt und nach Lehre der Kirche allen anderen Patriarchaten oder Bischöfen nicht. Als Begründung für diese Stellung wird in erster Linie auf die Passage aus dem Matthäus-Evangelium verwiesen, in der es heißt: »Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.«
    Die dritte Bezeichnung ist wieder etwas irdischer, greift aber erneut das Nachfolger-Thema auf. Leo der Große hatte im 5. Jahrhundert Petrus den »Stellvertreter Christi« genannt und sich selbst wiederum »Stellvertreter Petri«. Der dritte Ehrentitel greift diesen Gedanken auf. Der Papst ist demnach »Nachfolger des Apostelfürsten« (»Successor Principis Apostolorum«). Petrus ist dieser Apostelfürst, er war der Anführer der Apostel, der Sprecher der Zwölf. Vor allem gilt er als erster Papst, beauftragt von Jesus Christus. Dass die entsprechende Bibelstelle wohl nachträglich eingefügt wurde, ändert nichts an der kirchlichen Interpretation: Jesus beauftragt Petrus, seine Kirche zu leiten, und begründet damit die Vorrangstellung des »Apostelfürsten.« Der Papst wiederum ist »Successor«, Nachfolger Petri als Erster unter den Aposteln. Der Begriff des »Successor« oder der »Sukzession« ist in diesem Zusammenhang enorm wichtig für das katholische Lehramt: In der »Apostolischen Sukzession« sieht die Kirche ihre Legitimation und den Beweis für Kontinuität von den Aposteln hin zu den heutigen Bischöfen. Bildlich gesprochen: Das Amt des Papstes – und dann auch der Bischöfe – kann man sich wie einen Staffellauf vorstellen. Der Stab wird immer weitergegeben, es wird abgeklatscht und der Nächste wird ins Rennen geschickt. Historisch gesehen mag das keineswegs so eindeutig lückenlos sein. Aber der Gedanke bleibt für die Kirche entscheidend, dass von der Zeit Jesu an ein Band zwischen seiner ersten Jüngerschar und der heutigen Gemeinschaft der Gläubigen besteht. Die Handauflegung nimmt darauf Bezug, sie ist sozusagen das »Abklatschen«, und gilt als Symbol für die Weitergabe und Nachfolge im Rahmen der »Apostolischen Sukzession«. Verbunden mit dieser »Sukzession« ist das sogenannte »Jurisdiktionsprimat«, das bedeutet, dass der Papst die höchste Rechtsgewalt und die Leitung aller Christen beansprucht. Das Erste Vatikanische Konzil hat den Primat des Papstes mit der Konstitution »Pastor aeternus« betont: »Der Heilige Apostolische Stuhl oder der römische Papst hat den Primat über den gesamten Erdkreis inne. Der römische Papst ist der Nachfolger des heiligen Apostelfürsten Petrus; er ist wirklich der Stellvertreter Christi, das Haupt der

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