Franziskus, der neue Papst (German Edition)
mutige Auftreten des Heiligen ein Indiz, dass die katholische Kirche ihre Botschaft selbstbewusst vertreten muss. Indem sich der Papst »Franziskus« nennt, bekennt er sich zu einer klaren Ansage: Wir Christen glauben an Gott, und zwar den dreifaltigen Gott und an Jesus Christus, seinen Sohn, der als Erlöser am Kreuz gestorben ist. In dieser Aussage stecken die entscheidenden Unterschiede zu den anderen Weltreligionen. Der Islam beispielsweise verehrt Jesus als Propheten, nicht aber als Sohn Gottes. Dieses klare Bekenntnis ist in einer Zeit, in der beispielsweise die afrikanische Kirche sehr zu kämpfen hat mit aggressiven Spielformen des Islams, in der die Debatte mit dem Islam einer der großen Gespräche der Zukunft sein wird, ebenfalls ein programmatisches Versprechen. Wer sich in eine Reihe mit dem heiligen Franziskus stellt, sollte das Gespräch mit allen Religionen und Konfessionen suchen. Mit der Offenheit des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Christusbotschaft des Heiligen aus Assisi. Und tatsächlich ist es wichtig, nicht zuletzt aus deutscher Sicht, dass Franziskus nicht nur von seinen Gläubigen geschätzt wird. Auch Angehörige anderer Religionen bringen ihm viel Achtung und Respekt entgegen. Besonders der Dialog mit den Juden liegt dem ehemaligen Erzbischof von Buenos Aires am Herzen. Mit dem Rabbiner Abraham Skorka hat er sogar ein Buch herausgegeben, das auf Gesprächen der beiden Gottesmänner beruht. Sein argentinischer Landsmann Baruch Tenembaum, in Lateinamerika einer der Pioniere des interreligiösen Dialogs, kennt den neuen Papst seit Jahrzehnten und sagt: »Ich bin sehr glücklich über diese Wahl. Es ist auch für den interreligiösen Dialog ein Zeichen der Hoffnung.«
New Yorks Kardinal Timothy Dolan hat als erster bestätigt, dass Bergoglio wirklich den heiligen Franz von Assisi als Namenspatron gewählt hat. Dabei gibt es noch einen anderen heiligen Franz, der für die Kirche sehr wichtig ist: Franz von Xaver. Er ist wie der neue Papst ein Jesuit und ist daher dem ersten Pontifex aus Lateinamerika bestens bekannt. Franz Xaver verkörpert zwar eine andere Dimension von Kirche als Franz von Assisi, die jedoch ebenfalls entscheidend im 21. Jahrhundert sein wird. Franz von Xaver war einer der ersten Gefolgsleute von Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens, dem auch Bergoglio angehört. Zusammen mit Ignatius arbeitete von Xaver an den ersten Ordenssatzungen und ging wenig später in die Mission. 1542 landete er in Goa und steht seitdem für eine Kirche, die zu neuen Ufern aufbricht. Anschließend reiste von Xaver weiter, brachte das Evangelium zu anderen Inseln im indischen und heutigen indonesischen Gebiet. 1549 brach er nach Japan auf und betrat als erster christlicher Missionar den Boden des fernöstlichen Kaiserreiches. Zuletzt sollte ihn seine Mission nach China führen. Das Festland erreichte der Jesuit allerdings nicht mehr, er starb zuvor am 3. Dezember 1552 auf der Insel Shangchuan Dao.
Franz von Xaver hat die katholische Mission geprägt, weil er einer der ersten war, der die Methode der Inkulturation entscheidend vorangebracht hat. Später dafür kritisiert, war das eine Grundlage des Erfolges seiner Verkündigungstätigkeit. Papst Franziskus kennt diese Methode nur zu gut, die Vereinbarung von katholischer und ortstypischer Tradition spielt auf seinem Heimatkontinent eine große Rolle. Vor allem hat der neue Papst selbst einmal zu Protokoll gegeben, dass es sein größter Traum als junger Jesuit gewesen sei, als Missionar nach Japan zu gehen – eine übersehbare Parallele. Und wer das Wirken des ehemaligen Kardinals Bergoglio kennt, wer seine Stimme im Ohr hat, die die Kirche zum Hinausgehen auffordert, die will, dass die Priester nicht zuhause bleiben, der wird die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden erkennen, wenn er diese Sätze Franz von Xavers liest: »Wie viele Bekehrungen bleiben wegen des Mangels an Helfern, die sich des heiligen Werkes annehmen, in diesen Ländern noch zu wirken! Es packt mich wie oft das Verlangen, in die Universitäten Europas zu stürmen, schreiend mit lauter Stimme wie einer, der nicht mehr bei Sinnen ist; vor allem in Paris wollte ich ’ s alle hören lassen deren Wissen größer ist als der Wunsch hiervon guten Gebrauch zu machen; vor versammelter Sorbonne wollte ich‘s ihnen zurufen: wie viele Seelen vom Wege des Heiles abkommen durch ihre Schuld, wie viele Seelen verloren gehen durch ihre Gleichgültigkeit!«
Franz von Xaver
Weitere Kostenlose Bücher