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Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)

Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)

Titel: Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Englisch
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die Ungerechtigkeit zu beschweren, die ihm mit Wissen des Papstes zugefügt worden war, schweigt der Bischof in Washington und nimmt sein Schicksal, so ungerecht es ihm auch erscheinen mag, auf sich.
    Doch dann geschieht das Unvorstellbare: Paolo Gabriele kann der Versuchung nicht widerstehen, er spielt den Brief Journalisten zu. Ende Januar veröffentlichen der Fernsehsender »La Sette« sowie die Tageszeitung Il Fatto quotidiano den geheimen Protestbrief Viganòs an den Papst, die komplette Intrige fliegt schlagartig auf. Benedikt XVI . und sein Kardinalstaatssekretär stehen da als Beschützer jener Verbrecher, die die Korruption im Vatikan blühen lassen. Noch schlimmer wiegt, dass jetzt bekannt wird, dass sie den Mann, der hätte aufräumen sollen, beiseitegeschafft haben. Jetzt muss der Papst öffentlich dazu stehen, dass er den Bischof hat kaltstellen lassen.
    Es war ein Desaster. Das Ausmaß dieses Gesichtsverlustes zeigte allein schon die lange Schreckensstarre, in die der Vatikan verfiel. Niemand wusste, was im Fall einer solchen Katastrophe zu tun sei, und vor allem, wo die undichte Stelle liegen konnte. So verstreichen ganze zehn Tage. Erst am 6. Februar 2012 veröffentlicht der Vatikan endlich eine Stellungnahme. Aber eine wirkliche Rechtfertigung gelingt dem Vatikan nicht. Wie auch? Wie sollte man erklären, dass man einen redlichen Bischof abgeschoben hatte, der dabei gewesen war, Korruptionsfälle aufzudecken? Im Grunde bleibt dem Kardinalstaatssekretär nur übrig zu beteuern, dass der Posten des Nuntius in Washington ein hoch angesehener Posten für einen Kirchenmann sei. Aber dass Viganò den Job gar nicht haben, sondern weiter Verbrecher jagen will, dazu fällt dem Kardinalstaatssekretär nichts ein.
    Im Februar 2012 begeht der Vatikan dann einen Fehler, der die eigenartige Denkweise einer absoluten Monarchie entlarvt. Das Kind war nun mal in den Brunnen gefallen, die ganze Welt wusste, dass der Vatikan den Bischof, der die Korruption hatte bekämpfen wollen, abgeschoben hatte. In einer Demokratie hätte erfahrungsgemäß jetzt die Öffentlichkeit verlangt, dass das Übel an der Wurzel gepackt, also die Korruption endlich bekämpft würde. Aber das geschieht nicht. Es geschieht vielmehr etwas vollkommen Absurdes. Der Vatikan beschließt, Jagd auf die Leute zu machen, die die Öffentlichkeit darüber informiert hatten, dass Bischöfe kaltgestellt werden, die es wagen, die Korruption im Vatikan zu bekämpfen.
    Der Vatikan beschwert sich lautstark darüber, dass der Papst ausspioniert worden sei. Die italienische Staatsanwaltschaft nimmt sogar Ermittlungen auf wegen Bespitzelung eines Staatsoberhaupts und der Gefährdung des Staates, was mit bis zu 30 Jahren Haft bestraft werden kann. Es besteht schließlich der Verdacht, dass jemand von außen, also von Italien aus, den Papst ausspioniert hat. Die nunmehr einsetzenden Vorbereitungen für die Jagd auf den Spion scheinen in der Öffentlichkeit völlig in Vergessenheit geraten zu lassen, was wirklich geschehen war. Dass der Protestbrief eines abgeschobenen Bischofs bekannt geworden ist, der die Korruption im Vatikan anprangerte, hätte doch eigentlich dafür sorgen müssen, dass der Papst etwas gegen die Korruption unternimmt. Stattdessen tut die Kurie alles, um derer habhaft zu werden, die verbrecherische Praktiken in Vatikan und Kirche aufzudecken versucht haben.
    Benedikt XVI . trifft eine Entscheidung, wie sie seit Entstehung des Vatikanstaats durch die Lateranverträge im Jahr 1929 noch nie von einem Papst getroffen worden war: Zum ersten Mal setzt ein Papst eine Art »007-Sonderermittler-Kommission« ein, eine regelrechte Abteilung für Antispionage. Vorsitzender wird der als beinhart geltende Opus-Dei-Kardinal Julián Herranz Casado (* 1930). Unterstützen sollen ihn der Slowake Jozef Kardinal Tomko (* 1924), der den Vorteil hat, die Kurie in- und auswendig zu kennen, sowie Salvatore Kardinal De Giorgi (* 1930), der langjährige Bischof von Palermo. Die Berufung von De Giorgi in diese Kommission von Kirchenagenten muss der Papst zwangsweise vornehmen. Die Gerüchteküche hat verlauten lassen, dass De Giorgi sich anschickt, ein Komplott gegen den Papst anzuzetteln. Seine Nominierung bedeutet, dass der Papst der Kurie ausdrücklich sein Vertrauen ausspricht. Diese drei Kardinäle sollen jetzt die undichte Stelle im Vatikan suchen. Das Dossier dieser drei Kardinäle, die zum Zeitpunkt des Beginns des Konklaves zwischen 82 und 89 Jahre alt sind,

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