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Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)

Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)

Titel: Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Englisch
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zusammenzutreffen. Es sollte in der Fazenda da Esperança ein wunderschönes Treffen werden, doch der Stolz Benedikts XVI . auf seinen Glauben stellt ihm ein Bein. Die Botschaft, die er hätte verkünden sollen, wäre gewesen: Ich bin bei euch, alle Tage, ich bin in eurer Nähe, ich werde euren täglichen Kampf niemals vergessen. Ich schäme mich, dass eure Kinder unterernährt sind und dass ich nicht mehr für euch getan habe. Stattdessen verteidigt der Papst seinen Glauben, rechthaberisch, ohne die Fehler der Kirche einzuräumen. Er sagt: »Welche Bedeutung hatte aber die Annahme des christlichen Glaubens für die Länder Lateinamerikas und der Karibik? Es bedeutete für sie, Christus kennenzulernen und anzunehmen, Christus, den unbekannten Gott, den ihre Vorfahren, ohne es zu wissen, in ihren reichen religiösen Traditionen suchten. Christus war der Erlöser, nach dem sie sich im Stillen sehnten.«
    Als ich das damals höre, denke ich, mich trifft der Schlag. Wie kann der Papst so etwas sagen, denn so war es nicht gewesen! Die Ureinwohner Lateinamerikas saßen keineswegs in ihren Hütten und sehnten sich still nach Christus. Sie wurden von den Spaniern niedergemetzelt und zwangschristianisiert. So war das, da war kein Platz für stilles Sehnen. Weiter heißt es bei Benedikt XVI .: »Tatsächlich hat die Verkündigung Jesu und seines Evangeliums zu keiner Zeit eine Entfremdung der präkolumbischen Kulturen mit sich gebracht und war auch nicht die Auferlegung einer fremden Kultur. Echte Kulturen sind weder in sich selbst verschlossen noch in einem bestimmten Augenblick der Geschichte erstarrt, sondern sie sind offen, mehr noch, sie suchen die Begegnung mit anderen Kulturen, hoffen, zur Universalität zu gelangen in der Begegnung und im Dialog mit anderen Lebensweisen und mit den Elementen, die zu einer neuen Synthese führen können, in der man die Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten und ihrer konkreten kulturellen Verwirklichung respektiert.«
    Die Kulturen Lateinamerikas suchten also einen »Dialog«? Aber was war das denn für ein Dialog, dass die Katholiken die Ureinwohner wie Tiere jagten, sie vergewaltigten, dass sie sich jahrelang darüber stritten, ob es überhaupt Menschen sind? War dieses Massaker die Synthese der Kulturen, über die der Papst spricht? Warum gibt der Papst nicht einfach zu, dass die katholische Kirche unverzeihliche Fehler während der Christianisierung Amerikas begangen hat? Warum bittet er nicht um Vergebung und reicht den Menschen Lateinamerikas die Hand? Die Reaktion auf die Rede war ein Aufschrei des Protestes: Der damalige Staatspräsident Venezuelas, Hugo Chávez, verlangte eine Entschuldigung. »Wie kommt der Papst dazu zu sagen, dass die Evangelisierung nicht aufgezwungen war? Warum mussten dann unsere Ureinwohner in den Urwald und in die Berge fliehen? Als Staatschef, aber mit der Bescheidenheit eines venezolanischen Bauern bitte ich den Papst darum, sich zu entschuldigen.« Der Papst hatte eine schwere Niederlage eingefahren. Er gehört an die Seite der Armen, der Schwachen und der Verlierer. Es geht nicht darum, recht zu haben und die Christianisierung Südamerikas zu erklären, sondern es geht darum, sich an die Seite der Menschen zu stellen, vor allem an die Seite derer, die seine Hilfe wirklich brauchen.
    Die Wahl von Papst Franziskus hat jetzt gezeigt, dass die Kardinäle verstanden haben, dass es ein schwerer Fehler von Papst Benedikt XVI . war, das Staatssekretariat einfach machen zu lassen. Denn das blinde Vertrauen Benedikts XVI . in seinen Staatssekretär Tarcisio Bertone sorgte unter anderem dafür, dass der neue Papst Franziskus eine Verstimmung erbte, die ohne jede Not aus politischer Unfähigkeit des Kardinalstaatssekretärs und des Papstes heraus entstanden war und die es nun auszubügeln galt in dem alles entscheidenden Land für die katholische Kirche, den USA .

Der Vatikan und die Vereinigten Staaten von Amerika
    Die Vereinigten Staaten von Amerika sind für die katholische Kirche aus einem ganz simplen Grund so bedeutsam: Die freiwilligen Spenden aus den USA , der sogenannte Peterspfennig, finanzieren zu einem großen Teil den Staat des Papstes. Ohne diese Spenden – und auch ohne die Unterstützung aus Deutschland durch die dort erhobene Kirchensteuer – würde der Vatikan finanziell zusammenbrechen. Ohne die Unterstützung der rund 63 Millionen Katholiken der USA , die in knapp 20000 Pfarreien leben, würden in Rom die Lichter ausgehen.
    Dabei beginnt

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