Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)
Mario Bergoglio zum großen Teil selber – und das selbst als Kardinal, zu dem er drei Jahre nach seiner Ernennung zum Erzbischof am 21. Februar 2001 von Johannes Paul II . erhoben wurde.
Bergoglio bittet 14-mal um eine Audienz bei Cristina Kirchner, sie lehnt immer wieder ab. Dann kommt es zum Schlagabtausch zwischen Bischof und Präsidentin. Sie will einen Gesetzesentwurf durch das Parlament bringen, der die sogenannte Homo-Ehe, also die Eheschließung unter Gleichgeschlechtlichen, erlaubt. Jorge Mario Bergoglio ist nicht Antonio Quarracino, der für seine fiesen Witze über Homosexuelle landesweit bekannt war. Er betont immer wieder, dass er Menschen, die homosexuell sind, achtet und respektiert. Doch die Homo-Ehe sieht er als einen Angriff gegen den Willen Gottes, das geht zu weit. Er schreibt einen später berühmt gewordenen Brief an die Karmeliterinnen von Buenos Aires: »Das argentinische Volk wird in den kommenden Wochen eine Herausforderung annehmen müssen, die die Familie schwer treffen kann. Es geht um die Identität und das Überleben der Familie: Vater, Mutter und Kinder. Es geht um das Leben von Kindern, die Nachteile erleiden könnten, weil man ihnen die Möglichkeit nimmt, aufzuwachsen, wie Gott es gewollt hat, mit einem Vater und einer Mutter. Es geht um die Zurückweisung eines Gesetzes Gottes, das in unsere Herzen eingeschrieben worden ist. Wir sollten nicht leichtgläubig sein, es handelt sich nicht um einen politischen Kampf, sondern um eine Handlung des Vaters der Sünde (des Teufels), der so versucht, die Kinder Gottes zu verwirren und hinters Licht zu führen.«
Kardinal Bergoglio wird diesen Kampf trotz aller Entschlossenheit verlieren. Im Juli 2010 wird Argentinien als erstes Land Lateinamerikas nach einer Abstimmung im Senat die Homo-Ehe einführen. Es ist eine schwere Niederlage des Jorge Mario Bergoglio.
Begegnung zweier Päpste
Das Datum dieses für römische Verhältnisse kühlen und wolkenverhangenen Samstags – 23. März 2013 – werden künftig alle, die die Geschichte der katholischen Kirche studieren, nicht mehr vergessen. Denn an diesem Tag geschieht etwas, was eigentlich gar nicht mehr geschehen sollte. In einer fast 2000 Jahre alten Institution wie der römisch-katholischen Kirche sollte es eigentlich nichts mehr geben, was es nicht schon einmal gegeben hat. Päpste haben Kriege geführt und Frieden geschlossen, sie haben Familien gegründet und ein asketisches Leben geführt. Alles, was Menschen zu tun imstande sind, haben auch Päpste in den vergangenen zwei Jahrtausenden irgendwann einmal getan, doch was sich an diesem Tag zuträgt, geschieht tatsächlich zum ersten Mal: Ein zurückgetretener Papst empfängt einen regierenden Papst.
Der einzige Papst der Geschichte, der wirklich abgedankt hat und nicht aus dem Amt gedrängt worden ist, war Papst Coelestin V. Als er das am 13. Dezember 1294 tat, hoffte er auf eine freundschaftliche Behandlung durch seinen Nachfolger. Der dachte aber nicht daran, ihm diesen Gefallen zu tun. Als am 24. Dezember 1294 Coelestins V. Nachfolger Bonifatius VIII . gewählt wurde, hatte der nichts Eiligeres zu tun, als seines Vorgängers habhaft zu werden. Der versuchte zu fliehen, was ihm aber nicht gelang. Die Schergen Bonifatius’ VIII . erwischten ihn. Pietro di Morrone – so der eigentliche Name Coelestins V. – musste bis zu seinem Tod im Jahr 1296 in einer Zelle sitzen. Empört über Bonifatius VIII ., weigerten sich die Franziskaner damals, ihn anzuerkennen. Also von wegen nettes Mittagessen zwischen Coelestin und Bonifatius, ein freundschaftliches Treffen zwischen zwei Päpsten kannte die Geschichte bisher nicht.
Als der Helikopter von Papst Franziskus an diesem 23. März 2013 um 12.05 Uhr den Vatikan verlässt, um nach Castel Gandolfo zu fliegen, warten schon mehrere tausend Pilger vor der Residenz des emeritierten Papstes. Der Pilot des Hubschraubers der italienischen Luftwaffe tut der Menge den Gefallen und lässt sein Fluggerät mit Papst Franziskus an Bord zweimal über den Platz kreisen, dann landet er hinter den Mauern des Bauernhofs der Päpste neben dem Schloss von Castel Gandolfo. »Papst emeritus« Joseph Ratzinger wartet sichtlich abgemagert am Landeplatz. Kaum ist Franziskus ausgestiegen, kommt es zu einer herzlichen Umarmung. Ein solches Bild zweier sich umarmender Päpste in Weiß hat es noch nie gegeben. Ihre Roben unterscheiden sich nur minimal: Papst Franziskus trägt den den Päpsten vorbehaltenen weißen
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