Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
Wand hing. Er überraschte sie mit einem Schlag gegen den Kiefer, der sie bewusstlos werden ließ. Sie glitt an der Wand zu Boden.
Er schob ihren Körper in eine Nische, wo er sie auf eine Toilette setzte und sie mit ihren Stümpfen an ein Wasserrohr fesselte. Dann stopfte er ihr den Ärmel ihrer Strickjacke in den Mund und nahm ihr den Schlüsselbund ab, den sie an einer Kette um die Taille trug.
Oruelas Zelle lag hinter der achten Tür im dritten Stock. Jean schloss die Tür auf, und Oruela strahlte über das ganze Gesicht, als sie ihn erkannte. Doch Jean musste seine Reaktion im Zaum halten. Ihre Augen waren glasig, und sie war kreidebleich. Er zog die Tür hinter sich zu und verschloss das Guckloch. Dann nahm er sie in die Arme. Sie roch merkwürdig.
»Bist du gekommen, um mich nach Hause zu holen?«, flüsterte sie.
»Ich wünschte, es wäre so. Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, was ich hier eigentlich tue. Ich musste einfach herkommen, weiß aber noch nicht, wie ich dich hier rausholen soll«, sagte er mit finsterer Miene.
Instinktiv blickten sie beide zu dem hohen, vergitterten Fenster hinauf.
Er strich ihr über das Haar. »Erzähl mir, was passiert ist. Michelle sagte, du hättest gestanden, deinen Vater umgebracht zu haben?«
Oruela begann zu weinen. »Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich glaube nicht, dass ich ihn ermordet habe … Ich weiß, dass ich es nicht war. Ich habe ihm nur den Tod gewünscht. Man kann doch niemanden umbringen, indem man sich bloß wünscht, dass er tot wäre, oder?« Sie klammerte sich an ihn.
»Natürlich nicht!«, sagte Jean und strich ihr sanft über den Kopf. Ihre Haare mussten dringend gewaschen werden. »Aber warum glauben sie, dass du es getan hättest?«
»Das weiß ich nicht. Ich war so verwirrt. Das bin ich immer noch. Was mache ich hier, Jean? Das ist doch ein Gefängnis!«
»Warum warst du so verwirrt? Weil er gestorben ist?«
»Ich hatte einen schlimmen Traum.«
»Ich kann nicht glauben, dass du nur aufgrund eines schlimmen Traums hier bist.« Jean dachte eigentlich nur laut nach. »Michelle sagte, deine Mutter hätte dir diese Vorstellung eingetrichtert. Warum sollte sie so etwas tun?«
»Weil sie mich hasst«, sagte sie leise und drückte ihr Gesicht an seine Brust. »Sie ist nicht wirklich meine Mutter. Sie haben mich nur aufgezogen. Das war seine Idee, davon bin ich überzeugt. Niemand sollte es erfahren, aber ich habe es eines Nachts herausgefunden, als ich zehn Jahre alt war. Ich habe gehört, wie sie sich deswegen gestritten haben. Sie hasst mich, Jean. Sie hat mich immer gehasst.«
Jean sah ihr in die Augen, die er schon immer geliebt hatte. »Davon hast du mir nie etwas erzählt. Warum nicht? Wer sind deine richtigen Eltern? Weißt du das?«
»Ich weiß überhaupt nichts über meine richtigen Eltern«, flüsterte sie.
Jean strich ihr über die Hand, den Kopf, die Schultern. »Ich hätte es verstanden. Du hättest es mir sagen sollen. Ich hätte dich schon vor Monaten da rausgeholt, wenn ich gewusst hätte, dass du so unglücklich bist.«
Oruela küsste ihn, doch er erwiderte den Kuss nicht. »Was soll ich denn jetzt machen?«, fragte sie leise.
»Ich werde zum Bürgermeister gehen. Das alles muss doch ein schrecklicher Fehler sein.«
»Er mag mich nicht«, sagte Oruela und sah zu Boden.
Jean runzelte die Stirn. »Hat dir irgendjemand gesagt, wie lange du hierbleiben sollst? Wird es einen öffentlichen Prozess oder etwas in der Art geben?«
»Es ist noch niemand hier gewesen.«
Durch die Tür waren die Schritte eines Wachmanns zu hören.
»Ich muss gehen«, flüsterte Jean und entzog sich ihr sanft. »Ich kann dir nicht helfen, wenn ich erwischt werde. Erst mal muss ich einigen Leuten ein paar Fragen stellen. Keine Sorge, ich werde dich bald hier rausholen. Du musst in der Zwischenzeit stark sein, verstehst du?«
»Ja, Jean«, sagte sie und spitzte die Lippen, um ihn zu küssen. Doch er wich zurück.
»Nimm das und versteck es irgendwo. Du wirst es irgendwann brauchen«, meinte er und holte einen Hundertfrancschein aus der Tasche. Dann war er weg.
Sie saß lange Zeit da und hielt den Geldschein in der Hand, ohne überhaupt zu registrieren, dass er da war. Von den ganzen Drogen, die man ihr verabreicht hatte, war sie immer noch sehr benommen. Sie sehnte sich nach Jean. Wenn er doch nur hier wäre und sie küssen würde, dann wäre alles gleich wieder gut. Sie versuchte, sich zu sammeln. Zumindest fühlte sie sich jetzt ein wenig
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