Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
dass sie sich fragte, ob er sich überhaupt schon rasieren musste.
Ihm folgten Pfiffe und Rufe bis hin zu eindeutigen und bildhaften Beschreibungen der Dinge, die die Frauen mit ihm anstellen wollten. Eigentlich war es ungewöhnlich, dass eine der Wachen unterwegs war, solange die Frauen ihre Zellen verlassen durften. Die diensthabenden Wärterinnen saßen wie Goldfische in ihren Glaskästen und machten sich meist nicht einmal die Mühe, zu beobachten, was direkt vor ihrer Nase vor sich ging. Der junge Wachmann war jedoch von der leitenden Wärterin beauftragt worden, genau um diese Zeit eine Patrouille zu machen …
Er versuchte, seinen Pflichten wie ein Mann nachzukommen, aber er übertrieb es dabei ein wenig, vermutlich um sein Gefühl der Unsicherheit zu überspielen. Er hatte seine Hose mit dem Gürtel viel zu weit hochgezogen und stolzierte großspurig umher. Außerdem ignorierte er ihre Witze und teilte hier und da einen strengen Verweis aus, was ihm noch mehr freche Kommentare einbrachte.
Zufällig ging Oruela hinter ihm die Treppe zu ihrem Stockwerk hinauf. Er hatte einen knackigen Hintern, wie sie bemerkte. Diskret warf sie einen Blick zur Seite in die Zelle, in der sich die Lesben aufhielten, konnte aber außer zwei nackten Füßen nichts erkennen.
Nahezu gleichzeitig erreichten sie und der junge Wachmann den Treppenabsatz. Die Frauen, die sich dort aufhielten, waren Oruelas Meinung nach billig und vulgär, und außerhalb des Gefängnisses hätte sie sie keines zweiten Blickes gewürdigt. Doch hier drin waren sie ihre Gesinnungsgenossinnen und wurden auf einmal sehr viel interessanter. Sie beobachtete, wie sie eine Traube bildeten und den jungen Wachmann umringten.
»Weitergehen!«, sagte er mutig, während er durch die Menge hindurch zur anderen Seite des Flurs ging.
»Ha! Ich habe eine Maus quieken hören«, sagte eine Brünette, deren Gesicht entstellt war. In ihrer Hässlichkeit war sie fast schon wieder eine Augenweide. Auf den Straßen hätte sie horrende Preise verlangen können.
»Was hat die kleine Maus gesagt?«, wollte eine andere Frau wissen.
»Sie sagt: ›Geht weiter, geht weiter‹«, sagte die vernarbte Frau.
»Und, wirst du weitergehen?«, erkundigte sich eine sehr kleine blonde Frau.
»Nein«, antwortete die Brünette. »Ich werde hier stehen bleiben und die kleine Maus einfangen.« Dann fauchte sie wie eine Katze.
Einen kurzen Moment lang konnte man dem jungen Mann ansehen, wie groß seine Angst tatsächlich war. Er presste den Rücken an die Wand, als würde er sich wünschen, dass sie sich öffnen und ihn verschlingen würde.
Die vernarbte Frau rückte näher an ihn heran, und er überwand seine Panik. »Was glauben Sie, dass Sie hier machen?«, rief er, doch sein Tonfall war so unsicher, dass er seine Nervosität nicht verbergen konnte.
»Was soll ich denn machen?«, erwiderte die Frau. »Beschreiben Sie es mir doch bitte mal genau.«
Daraufhin lachte der junge Mann auf, zupfte erneut an seiner Hose herum und erwiderte: »Meine Damen, unter andern Umständen würde ich Sie bitten, mir den Schwanz zu lutschen.«
Die Frauen schwiegen. Mit dieser Antwort hatte keine gerechnet. Er grinste frech und wusste, dass er sie überrascht hatte. Dann machte er einige Schritte nach vorn.
Die Frauen umschlossen ihn erneut, und das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. »Das reicht«, sagte er, nahm den Schlagstock von seinem Gürtel und schwenkte ihn herum.
Doch die Frauen blieben stehen. »Ist das dein Schwanz?«, fragte die Vernarbte. »Der ist aber schön groß.« Sie berührte ihn mit den Fingerspitzen und strich über die harte, schwarze Oberfläche.
»Vielleicht will er ja, dass wir daran lutschen«, rief die kleine Blondine.
Die Brünette riss den Mund auf, sodass ihr Gesicht seltsam verzerrt wurde. Dann zappelte sie mit ihrer blutroten Zunge an der Spitze des schwarzen Holzstabes herum.
Der Wachmann sah ihr fasziniert zu. Es war offensichtlich, dass seine Angst verschwunden war und er wider besseres Wissen stehen blieb.
»Ich würde zu gern wissen, ob er was in der Hose hat oder ob er diesen riesigen Schlagstock als Ersatz mit sich rumträgt«, rief eine der Frauen.
»Da ist mehr, als jede von Ihnen bewältigen könnte«, entgegnete er.
»Das ist eine arrogante kleine Maus, was?«, meinte die narbenübersäte Frau lachend. »Das will ich sehen.« Sie griff ihm in den Schritt.
Auf seinem Gesicht zeichneten sich sein Erstaunen, seine Lust und seine Angst ab. Ihre
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