Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
spiegelte sich in ihren unglaublichen braunen mandelförmigen Augen wider.
»Augen nach vorn!« , schrie eine der Wärterinnen.
Beide Frauen kamen dem nach.
Die Wachen fanden nichts, kamen wieder auf den Gang und schickten Oruela und Kim Sun in ihre Zellen zurück.
Die wütende Frau mit dem Rattengesicht hielt sich noch immer in Oruelas Zelle auf. Sie musterte Oruela von oben bis unten mit gierigem Gesichtsausdruck und sah ihr in die Augen wie ein Mann, der eine Frau unbedingt haben wollte. Dann ging sie langsam zur Tür, ohne den Blick abzuwenden.
Der Eindruck blieb bei Oruela haften, noch lange, nachdem die Tür geschlossen worden war. Das war also eine Lesbe, dachte sie. Sie sahen genau so aus, wie sie sie sich immer vorgestellt hatte, wie die Bolschewikenfrauen, über die die russischen Einwanderer in Biarritz sprachen. Dann stimmte es also. Kein Mann würde so eine Frau je begehren. Sie hatte schon früher solche Frauen gesehen, sich aber immer eingebildet, dass diese nie einen Gedanken an Sex verschwendeten. Wie konnten sie auch? Wo sie doch so aussahen! Aber jetzt dämmerte ihr die schreckliche Wahrheit. Sie taten es doch. Sie dachten daran, es mit Frauen zu tun, und sie arbeiteten an Orten wie diesem. Ich bin geliefert, dachte sie und begann, unkontrolliert zu zittern.
Eines Tages wird mein Prinz mich retten
An jedem Abend wurden die Insassen dazu ermutigt, sich für kurze Zeit unter die anderen zu mengen. In diesem Flügel waren nur Frauen untergebracht, während die drei anderen den Männern vorbehalten waren.
Viele der Frauen sahen sehr mitgenommen aus, aber einige waren auch jung und schön. Oruela kam schüchtern aus ihrer Zelle und lehnte sich an das Eisengeländer. Sie blickte nach unten. Der Anblick überraschte sie nicht, da sie damit gerechnet hatte. Aber sie war erstaunt, welchen Eindruck die Szene auf sie machte und wie sehr sie davon fasziniert war.
Zwei Frauen, die etwa in ihrem Alter sein mussten, flirteten miteinander. Sie lehnten an der Wand zwischen zwei Zellentüren und unterhielten sich. Eine war schlanker als die andere, nach Oruelas Meinung fast schon zu dünn. Ihr Gesicht war eingesunken und wirkte kränklich. Oruela glaubte, dass sie diejenige war, die verführt werden sollte. Ihre Bewegungen, das schüchterne Lächeln, die Art, wie sie lachte, alles an ihr war von einer eindeutigen sexuellen Energie durchdrungen.
Die andere Frau blieb erst auf Distanz, rückte dann aber immer näher, bis sich ihre Körper und ihre Gesichter beinahe berührten. Für Oruela war das ein erstaunlicher Anblick. Sie war sich nicht sicher, ob sie es genoss, den Blick nicht abwenden zu können. Bei dem Gedanken daran, wie die beiden Frauen nackt waren und sich intim berührten, wurde ihr beinahe übel. Aber es war unmöglich, nicht von der befreiten Sexualität erregt zu sein, die sich vor ihren Augen abspielte. Die dünnere Frau nahm die andere an der Hand und führte sie in die Zelle neben der Treppe. Sie schlossen nicht einmal die Tür hinter sich.
Oruela musste sich eine Zahnbürste besorgen. Sie ging zu der Eisentreppe und hielt sich beim Heruntergehen am Geländer fest. Ihr war nicht klar, ob sie als Nachwirkung der Drogen weiche Knie hatte oder weil sie sich in der neuen Umgebung, in der sie sich befand, noch zurechtfinden musste. Doch als sie an der Tür vorbeikam, hinter der sich die Lesben liebten, sah sie strikt geradeaus.
Während sie zum Büro der Wärterinnen ging, um ihre Zahnbürste zu holen, ruhten viele Augen auf ihr. Einige waren freundlich, andere neugierig, und einige überaus feindselig. »Die Neue«, flüsterten sie und beobachteten, wie sich ihre Hüften unter dem hässlichen Gefangenengewand bewegten, das nur entfernt an ein Kleid erinnerte. Ihr fiel auf, dass sich die Frauen ihre Kleider auf ihre eigene Weise angepasst zu haben schienen. Es stimmte sie ein wenig optimistischer, dass es den Frauen gelang, selbst unter diesen schlimmen Bedingungen ihre Individualität in ihrer Kleidung auszudrücken.
Sie war an diesem Tag nicht der einzige Neuankömmling in diesem Flügel. Der andere bekam deutlich mehr Aufmerksamkeit als sie. Er war der erste Wachmann unter fünfzig, der seit über einem Monat hier zu sehen war, und somit stellte er ein bewegliches und verletzliches Ziel für das Verlangen der heterosexuellen Frauen dar. Oruela schätzte ihn auf etwa zwanzig. Es war erstaunlich, dass ein derart junger Mann diese Stelle bekommen hatte. Sein Gesicht wirkte so jugendlich,
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