Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
Zelle. Und so schmiedete sie einen Plan.
Sie musste nur den alten Gerard davon überzeugen, dass es eine gute Sache war, wenn sie mit ihm tauschte. Am nächsten Morgen fragte sie Pierre, was er davon hielt. Sie stellte es so dar, dass sie seinen alten Knochen damit viel Mühe ersparen würde.
»Das wäre nicht sicher für dich«, sagte er. »Ich kann das nicht erlauben.«
»Ach, da sind doch so viele Wärter, da kann mir gar nichts passieren. Dann lass mich dich wenigstens begleiten.«
Also gingen sie zusammen zu Gerard. Zuerst war er skeptisch.
»Dann konntest du also endlich jemanden mit deinen Geschichten überzeugen, alter Mann?«, schnaubte er Pierre an.
Pierre widersprach ihm nicht. Er sagte auch nichts davon, dass es eigentlich Oruelas Idee gewesen war. »Es würde nicht so lange dauern. Sie ist bestimmt schon vor der Mittagspause wieder zurück.«
»Du musst ihr alles zeigen«, sagte Gerard. »Sie wird es niemals schaffen!«
Als Oruela an diesem Abend wieder in ihrer Zelle war, konnte sie vor Aufregung kaum noch atmen. Sie traute sich auch nicht, Kim während ihrer abendlichen geflüsterten Plauderstunde davon zu erzählen, aus Angst, dass es jemand mithören könnte. Also musste sie alleine mit ihrer Vorfreude fertigwerden. In der stillen Nacht klopfte ihr Herz wie eine Trommel. Sie legte ihre Hose unter die Matratze, um die Knicke rauszubügeln, und schlief nur unruhig.
Am nächsten Morgen richtete sie ihr Haar besonders gründlich und reinigte ihre Fingernägel. Gerard hatte besonders schlechte Laune, weil der Kaffee noch später als üblich gebracht wurde, und sie kamen erst spät los. Sie schoben den Wagen aus der Bibliothek und über den Hof zum Block der Männer und läuteten. Im Kontrollraum hielten sich drei Wärter auf. Ein riesiger Blondschopf öffnete ihnen die Tür. Er hatte das Wort »Maman« auf den Hals tätowiert.
»Ihr seid nicht beide autorisiert«, sagte er und sah Oruela misstrauisch an. »Ich kann euch nicht reinlassen.«
Oruela dachte rasch nach. »Ich kann ja schlecht hier draußen stehen bleiben. Ich darf mich nicht frei bewegen, sondern muss bei Pierre bleiben.«
Der Wärter schnaubte. »Das ist nicht mein Problem«, sagte er und schob das Tor wieder zu.
»Darf ich einen Vorschlag machen?«, warf Pierre mit versöhnlicher Stimme ein. »Sie könnten in der Bibliothek anrufen. Das muss ein Missverständnis sein. Wärter Gerard wollte Sie eigentlich anrufen, aber der Kaffee kam so spät, dass er es bestimmt vergessen hat.«
»Es steht dir altem Irren nicht zu, darüber zu spekulieren, was im Kopf eines Wärters vorgeht.«
»Das würde ich mir auch nicht anmaßen«, erwiderte Pierre ehrerbietig.
Der blonde Wärter gab nach. »Wartet hier.«
»Du musst lernen, dich bei ihnen einzuschleimen, meine Liebe«, sagte Pierre, als der Wärter wieder reingegangen war. »Sie halten sich für die Allergrößten. Das hier ist ein Gefängnis im Gefängnis, musst du wissen, mit ganz eigenen Regeln.«
»Danke«, antwortete Oruela höflich. Sie hätte vermutlich alles getan, um zu dem Mann zu gelangen, der hinter diesen Mauern eingesperrt war.
Der Wärter kehrte zurück und sperrte das Tor auf.
Als sie hindurchgingen, roch Oruela zum ersten Mal den warmen, menschlichen Körpergeruch, der für diesen Trakt so typisch war. Er war nicht angenehm, aber auch nicht widerlich. Es roch in etwa so wie in einem morgendlichen Schlafzimmer. Menschliche Gerüche vermischten sich mit dem unvermeidlichen Gefängnisgeruch nach Putzmitteln.
Es gab nur ein Stockwerk, und alle Zellentüren waren geschlossen. Der ganze Trakt schien von einer unbestimmten Energie durchflutet zu sein. Von Gefahr. Einer seltsamen Gefahr. Als wären die Männer, die in diesen Stahlzellen festgehalten wurden, so riesig, dass man sie nur mithilfe dieser Mittel klein halten konnte. Sie waren gefährlicher als die normalen gefährlichen Männer und Frauen, die ihre Zeit in den anderen Flügeln absaßen. Sie waren eingekerkerte Gefahr. Die dunkle Seite der Menschheit. Aber hier wurden sie gebändigt und hinter dickem Stahl festgehalten. Die Türen hatten die übliche schweinchenrosa Farbe, aber auch einen zusätzlichen Riegel, den man anheben musste.
Der Wärter fragte nach dem ersten Namen auf ihrer Liste und öffnete ihnen die Zellentür, nachdem er sie gefunden hatte. Sie ging nach innen auf. Oruela wurde mulmig. Was würde sie darin erwarten, eine tobende Bestie?
»Bibliotheksbesuch«, sagte der Wärter und trat einen
Weitere Kostenlose Bücher