Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
Schritt nach hinten, um sie durchzulassen.
Der Mann in der Zelle erhob sich so träge, als wäre er ein kranker Patient in einem Krankenhausbett, als lebte er ganz in seinen eigenen Träumen, seiner eigenen Welt, Tag und Nacht, als wäre er mit dieser Zelle verbunden.
»Hallo, Pierre«, sagte er. Dann sah er Oruela.
Er sprang auf und warf ein Handtuch über den Eimer in der Ecke. Dann setzte er sich wieder aufs Bett. Pierre hockte sich auf die andere Seite des Stahlbettes, und Oruela gab sich mit dem kleinen Stuhl zufrieden, auf den der Mann deutete.
Pierre stellte sie vor, und der Mann streckte die Hand aus. Oruela sah ihm in die Augen und entdeckte etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Es war keine Lust, kein Verlangen, sondern Dankbarkeit. Sie war peinlich berührt.
Sie tauschten einige Worte aus.
Dann gingen sie weiter durch den Flügel, und das Ganze wiederholte sich. Jede Tür wurde hinter ihnen versperrt, als sie die Zelle wieder verließen. Oruela spürte, wie sich die Atmosphäre rings um sie langsam veränderte. Es regte sich etwas. Es war, als würden die Wände reden: »Die Schönheit ist hier. Die Schönheit ist hier, sogar hier, inmitten dieses Abschaums der Menschheit. Es gibt Hoffnung.« Sie spürte es tief in ihrem Inneren.
»Wie lautet der nächste Name auf der Liste?«, fragte der Wärter.
Die Antwort traf Oruela bis ins Mark. »Alexandrovich.« Sie hatte damit gerechnet, aber die Worte verfehlten dennoch nicht ihre Wirkung. Ihre Gefühle waren in Aufruhr. Es war Tage her.
Caspar saß zusammengesunken auf dem Bett und wirkte genauso wie alle anderen, die sie besucht hatten. Aber da waren seine langen Beine, seine breiten Schultern, die so wunderbar waren wie eh und je.
Man konnte ihm an den Augen ablesen, wie sehr er sich freute, und sein Gesicht strahlte, was der Wärter glücklicherweise nicht sehen konnte. Aber Pierre bemerkte es, und schnell wie der Blitz reichte der alte Mann ihr das Buch, Le Rouge et le Noir von Stendhal, und fragte, ob er seine Helferin allein lassen konnte, um sich kurz mit dem »Aristokraten« zu unterhalten. Der Wärter war etwa im gleichen Alter wie Cas. Er musterte ihn.
»Der macht keinen Ärger«, meinte er dann.
Die beiden Männer verließen die Zelle und ließen die Tür offen stehen.
»Es ist so schön, dich zu sehen«, sagte Cas, streckte beide Hände aus und beugte sich vor. Sie reichte ihm ihre Hände, die er nahm. Es war wunderbar, ihn zu berühren.
»Es tut mir so leid, dass du an diesen widerlichen Ort kommen musstest, aber ich freue mich so …«, fuhr er fort.
»Was machst du hier? Was ist passiert? Ich hab mir solche …« Sie brachte keinen Ton mehr heraus.
»Das Ganze ist ein Missverständnis«, erklärte er. »Ich komme hier bald wieder raus.« Dann stand er auf und schob die Zellentür weiter ran. Wenn sie sich nicht täuschte, war die Beule in seiner Hose größer geworden. Sie sehnte sich so danach, mehr davon zu sehen. Als er wieder zum Bett zurückging und sich setzte, kam er ihr irgendwie verändert vor, größer und kraftvoller. Sie konnte ihn riechen. Er bewegte sich weniger behände als zuvor, doch ein Fleck an ihm wirkte sehr lebendig. Ihre ganze Seele schien in ihren Schritt zu rutschen, der sich danach verzehrte, genommen und geliebt zu werden.
Nun waren sie allein. Es gelang ihnen, in diesen fünf Minuten eine echte Unterhaltung zu führen, und er lachte und sagte, dass er jetzt noch mehr lesen würde. Auf einmal hielt er seinen Finger in die Luft, um sie zum Schweigen zu bringen.
Vielleicht konnte er etwas hören, das ihr entging.
»Steh auf«, flüsterte er. »Geh zur Tür.«
Sie tat, ohne nachzufragen, worum er sie gebeten hatte, und stellte sich so, dass sie durch das winzige Glasfenster schauen konnte. Sie sah auf den Flur hinaus, und er erhob sich und stellte sich dicht neben sie.
Seine Nähe war fast schon unerträglich. Sie sehnte sich danach, von ihm in die Arme genommen zu werden. Sie drehte sich um und sah ihn an. Er hielt seine Finger erst an seine Lippen und legte sie dann auf ihre. Ein Kuss, der kein Kuss war. Aber es war dennoch ein Kuss. »Halte weiter Ausschau«, sagte er.
Dann spürte sie seine Hand an ihrer Taille. Seine kräftige Hand schob sich unter ihren Gürtel und auf ihren Bauch. Sie spürte seine Finger am Rand ihres Höschens, dann lag seine Handfläche auf ihrem Schamhaar. Seine suchenden Finger wanderten zu ihrer Muschi und tauchten in ihre Feuchtigkeit. Sein Unterarm lag flach an ihrem
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