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Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)

Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angel Strand
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sonst keine Neuigkeiten aus der Außenwelt. Nicht, dass sie jetzt ohne Caspar frei sein wollte. Aber während die Stunden vergingen und der seidene Faden, der sie mit Jean verband, dünner wurde, lag sie auf dem Bett im Bauch des Wals, lauschte auf die Geräusche um sich herum und langweilte sich schrecklich. Abends konzentrierte sie sich auf ihren Lesestoff, was schon zu einer Gewohnheit geworden war. Nur die Essenszeiten unterbrachen die öden Tage.
    Der Flügel spiegelte stets die Atmosphäre des jeweiligen Tages wider. Offenbar wurde jeder auf die eine oder andere Weise von der Stimmung der anderen beeinflusst. An einem Sonntag, als sie etwa drei Wochen dort war, herrschte große Anspannung. Die Frauen fuhren einander an. Irgendetwas brodelte. Kim erschien hinter ihr in der Schlange zum Mittagessen und flüsterte: »Halt die Augen im Hinterkopf offen.«
    »Was ist los?«, fragte Oruela.
    »Achte auf die beiden«, meinte Kim und deutete auf zwei große Frauen, die etwas weiter vorne standen. Dann war sie wieder verschwunden.
    Oruela vermisste Kim. Da sie in der Bibliothek und Kim in der Küche arbeitete, hatten sie unterschiedliche Arbeitszeiten, was ihrer Nähe zueinander schadete. Sie hatten nur den Sonntagabend, und dann waren häufig noch andere Frauen beim Kartenspiel dabei.
    Als sie gerade darüber nachdachte, schien die Schlange auf einmal zu explodieren. Oruela wurde durch die Wucht gegen die Person hinter ihr geschleudert.
    Die beiden Frauen, auf die Kim sie hingewiesen hatte, starrten einander aus nicht einmal einem halben Meter Entfernung an. Die anderen gingen auf Abstand. Oruela drückte den Rücken an die Wand und konnte von der Stelle, an der sie sich befand, erkennen, dass die Kurzhaarige ein Messer gezogen hatte. Es glänzte mit der Furcht von einhundert aufmerksamen Augenpaaren. Ihre Gegnerin musterte sie.
    Wie eine Wespe flatterte die kleine Blondine, die am ersten Tag unter der Dusche Oruelas Hintern angefasst hatte, um die beiden Frauen herum. Ganz offensichtlich war sie die Ursache für den Streit.
    »Tu es«, schrie sie. »Tu es, Marielle.«
    Marielle stach mit dem Messer nach der anderen Frau. Auf einmal stürzte sich aus dem Nichts ein weiterer Körper dazwischen, und Kim mischte sich ein. Sie trat fest gegen Marielles Hand, sodass das Messer wegflog. Marielle sah erst so aus, als wolle sie sich gegen Kim wenden, doch ihr Opfer sah seine Chance und ging gegen die Angreiferin vor.
    Marielle verteidigte sich, und die beiden Frauen rangen miteinander. Oruela sah fasziniert zu. Sie wirkten wie zwei brünstige Hirsche. Sie stöhnten, als ihre Arme nach der anderen griffen, und dann fielen sie gemeinsam zu Boden. Keine hielt sich zurück, hierbei ging es um Leben und Tod. Ihre formlosen Gefängniskleider schoben sich bis auf die Oberschenkel hoch. Starke Füße traten zu, und Hälse verdrehten sich auf unmögliche Weise.
    Nach ihrem tapferen Einschreiten, um Blutvergießen zu verhindern, hielt sich Kim keuchend zurück und sah angespannt zu, genauso wie die restlichen Bewohner des Flügels. Dreißig große, bullige Wärter kamen aus allen Richtungen angerannt und zogen die Frauen auseinander. Eine wurde am Boden festgehalten, und man drückte ihren Kopf mit dem feuchten Haar herunter, während sich ihr Gesicht vor Schmerz verzog. Die andere wurde schreiend abgeführt.
    Dieser Auseinandersetzung folgte eine seltsame erotische Atmosphäre. Der Gewaltausbruch schien einen sexuellen Nerv getroffen zu haben, und die Angst bohrte sich tief in die Seelen der Frauen und machte sie nervös. Es war für alle zu viel. Sie drängten sich zusammen und konnten über nichts anderes mehr reden.
    Kim wurde wie eine tapfere Kriegerin behandelt. Viele Frauen lobten sie, und sie ging hoch erhobenen Hauptes zurück in ihre Zelle.
    Oruela hörte, wie nebenan der Singsang begann. Sie hätte sich gern entspannt, war aber viel zu aufgebracht. Am liebsten hätte sie gegen die verdammten Mauern geschlagen. Sie verfluchte ihre Zelle und die tägliche Routine. Sie verfluchte Jean, Michelle und alle andern, die sie hier zurückgelassen hatten, und war kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    Dann stach ihr auf einmal der Block mit dem Gefängnisbriefpapier ins Auge, und sie wusste, dass sie etwas zu Papier bringen musste.
    Liebe Michelle , begann sie. Am liebsten hätte sie Hilf mir! Hilf mir! auf das Blatt geschrieben, aber sie konnte es nicht. Also saß sie da, lauschte dem Sonnengesang eine Weile und starrte das leere Blatt

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