Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
Interesse geweckt worden war. Er war da. Sie konnte ihn spüren. Und zum ersten Mal seit Wochen fühlte sie sich sicher.
Sommer
»Es gibt nicht viele Berufe«, sagte Paul, »bei denen man einen anderen Mann fragen kann, ob man sich seine nackte Freundin ausborgen darf.«
Paul und Robert, Michelles Liebhaber, gingen zusammen am Strand spazieren. Jetzt am Morgen war die Hitze der Sommersonne noch erträglich. Das Meer war blau und glänzte, der Sand unter ihren nackten Füßen war kühl. Robert hob einen flachen Stein auf und ließ ihn über die Wellen springen.
»Mir gefällt, wie sie sich verändert«, gestand Robert. Das war noch untertrieben. Er liebte ihre neue sexuelle Experimentierfreude. Darum hatte er Pauls Vorschlag auch zugestimmt.
Die Idee hatte sich aus einem Thema entwickelt, an dem Paul seit einiger Zeit arbeitete. Er kannte eine Engländerin namens Daisy, die in einem der kleinen Häuser in der Nähe von Paul am Hafen des alten Biarritz lebte. Sie war mit Bertrand verheiratet, einem Fischer. Bertrand war außerdem ein Haschischschmuggler. Draußen auf See, weit weg von den neugierigen Augen des Gesetzes, nahm er so viel von dem nordafrikanischen Heilkraut an Bord, wie seine Freunde benötigten.
Eine Frau kümmerte sich um den Handel. Sie lebte als Piratin außerhalb der Zuständigkeitsbereiche aller Länder. Es hatte schon mehrere Versuche gegeben, sie festzunehmen, aber sie war eine ebenso gute Seefahrerin wie Schmugglerin und konnte den Zollbehörden jedes Mal entkommen.
Bertrand suchte sie hin und wieder auf, wenn er Haschisch kaufen wollte. Sie dealte auch mit Opium und Kokain, aber dafür interessierte er sich nicht. Er hatte Geschichten über vom Opium ausgelöste Träume gehört, die tagelang andauerten, und von Sex, der alle Tabus brach.
Daisy besuchte Paul häufig, dann rauchten sie zusammen aus Pauls marokkanischer Wasserpfeife. Manchmal posierte sie für ihn, und letztens hatten sie an einem orientalischen Motiv gearbeitet.
Daisy sah aus wie eine typische Engländerin mit ihrer blassen Haut und den hellbraunen Haaren. Ihr Körper war birnenförmig und zart. Bisher hatte sie noch nicht nackt für ihn posiert, doch seitdem Annette bei ihm wohnte, wurden die Szenen immer gewagter.
Da Annette eine Menge über Sex wusste, brachte sie sie auf neue Ideen. Sie wusste, was Männer anmachte, und kannte sich mit Jungen wie mit Männern aus. Sie kannte die einfachen Dinge, die sie wild machten, und wie diese Fantasien zu Obsessionen werden konnten, wenn sie älter wurden. Sie berichtete, dass Männer vor einer Hure keine Hemmungen hätten, anders als vor den Frauen, vor denen sie auch Väter, Verehrer und Söhne waren.
Aber sie wusste auch, was Frauen ansprach. Sie hatte den Großteil ihrer Jugend als Prostituierte gearbeitet. Ihr Körper hatte eine blasse, ungesunde Farbe, als hätte er nie das Tageslicht gesehen, und wäre eine Puppe, mit der die Männer in den dunklen, überladen eingerichteten Räumen des La Maison Rouge spielen konnten. Dadurch wirkte ihr Körper auf Fotos einzigartig, was Paul schnell ausnutzen wollte, bevor die frische Luft und die Entspannung sie wie eine normale junge Frau aufblühen ließen.
Sie hatte auch Talent für die Herstellung von Requisiten gezeigt. Sie übernahmen die Ideen der orientalischen Maler der letzten Generation und trugen ihre Objekte und Stoffe aus der ganzen Welt zusammen. Was sie nicht hatten, stellte Annette her, und in ihren Händen wurden gewöhnliche Stoffe zu geheimnisvollen Vorhängen und exotischen Sarongs. Schals wurden zu Turbanen und Schleiern. Federn, die sie am Strand sammelten, wurden zu Fächern. Sie bastelte eine großartige Schlange aus Pappmaschee, bemalte sie und konnte aus dem Deckel des Mülleimers sogar einen überzeugenden Kriegerschild herstellen.
Eines Morgens kam Michelle vorbei und beobachtete sie, wie sie eine Fotoserie vorbereiteten, die Paul »Die Haremsdame« nannte. Die Couch war mit Stoffen verhüllt und stand vor dem Fenster, sodass das Licht wie in einem Traum sanft darauffiel. Die Schlange lag vor der Couch in den Schatten. Daisy verkleidete sich als Haremswächter und stand in den Schatten auf einem Sockel, sodass ihre Figur geheimnisvoll wirkte. Annette zog sich aus und legte sich auf die Couch, befestigte einen Seidenkragen um ihren Hals und drapierte sich auf dem weichen Stoff.
Michelle saß wie verzaubert da und brachte schließlich den Mut auf zu fragen, ob sie mitmachen dürfe, doch Paul bestand
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