Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
sich ihre Körper mehrere Tage lang in der schwülen Waschküche gestreift hatten, stellte sie sich ihm eines Nachmittags in den Weg und meinte, dass sein Hemd dringend gewaschen werden müsste. Er zog es aus und sah, wie ihre Augen beim Anblick des wunderschönen Jungenkörpers darunter aufleuchteten. Zwar musste er sich noch nicht rasieren, aber er war anmutig, und man konnte bereits erahnen, wie reizvoll er später einmal aussehen würde.
An diesem Tag lehrte sie ihn, wie man einer Frau Lust schenkt. Sie sagte, sie sehe es als ihre Pflicht, ihm von einer bestimmten Stelle zu erzählen, um die sich ein Mann kümmern müsse, damit eine Frau Befriedigung fände. Damit eröffnete sich ihm eine völlig neue Welt.
Sie hatte einen sinnlichen Körper. Seine Kurven und seine Weichheit zeigten ihm die ersten Wonnen des Sex, und nachdem er erst einmal angefangen hatte, gab es kein Halten mehr. Er konnte gar nicht genug bekommen. Jede Minute des Tages dachte er an sie.
Es war ein unsanftes Erwachen, als er herausfand, dass sie einen anderen Liebhaber hatte. Dabei handelte es sich nicht einmal um ihren Mann, sondern um einen Ziegenhirten, einen groben und hässlichen Kerl, den er noch nie gemocht hatte. Dieser Mann betrank sich immer, wenn er mit seinen Ziegen aus den schönen Bergen des Baskenlandes nach Hause kam, und brachte dann das Dorf, in dem er lebte, in Aufruhr.
Eines Tages erwischte er sie zusammen. Seine Liebste und dieser Affe lagen auf demselben Wäscheberg, auf dem sie ihm noch Stunden zuvor süße Worte zugesäuselt hatte. Sie schien sich köstlich zu amüsieren, und offenbar gefiel es ihr, vom Ziegenhirten von hinten genommen zu werden. Paul zertrat den kleinen Blumenstrauß, den er für sie gepflückt hatte, mit den Füßen.
Als er, als Mann, jetzt durch die Stadt Bayonne ging, erinnerte er sich an sie und lächelte.
Dann fiel ihm der Name auf der Geburtsurkunde wieder ein, die er fotografiert hatte. Euska Onaldi. Oruelas Mutter war also die Frau, von der Annette gesprochen hatte. Sie hielt sich irgendwo hier in der Gegend auf. Wer war sie, eine arme Frau, der man das Baby weggenommen hatte?
Sein Instinkt zog ihn zum Friedhof. Er hatte noch eine halbe Stunde Zeit, bis sein Zug nach Biarritz abfuhr. In Bayonne waren zahlreiche frühabendliche Einkäufer unterwegs. Die runden baskischen Grabsteine der älteren Gräber standen unter den Bäumen im Schatten.
Am Rand dieser Gruppe sah er eine Frau an einem frischen Grab stehen, und bevor er es rational erfassen konnte, sagte ihm sein Bauchgefühl bereits, dass er Euska Onaldi gefunden hatte. Er hielt sich im Hintergrund und lehnte sich an einen hohen Baum, hinter dessen Stamm er hervorsah und sie beobachtete. Sie schien sich mit dem Toten im Grab zu unterhalten, und er überlegte, ob sie möglicherweise verrückt geworden war. Aber Annettes Beschreibung von der schönen Frau, die im La Maison Rouge gewesen war, klang irgendwie nicht nach einer Verrückten.
Nach einiger Zeit verließ sie das Grab und kam langsam auf sein Versteck zu. Er ging weiter um den Baum herum. Sie ging in gerade mal einem halben Meter Abstand vorbei, ohne ihn zu bemerken. Er hätte sie berühren können, wenn er nur die Hand ausgestreckt hätte, und das hätte er auch am liebsten getan.
Sie war von Kopf bis Fuß in blass schimmerndes Grau gekleidet. Selbst ihr Gesicht wurde von einem dünnen grauen Schleier verdeckt, der an einem kleinen Hut befestigt war. Unter dem Schleier konnte er kurz ihre dunklen Augen erkennen. Ihre Arme waren nackt, und er betrachtete sie mit einem Kennerblick, um ihr Alter genauer zu schätzen. Sie bewegte sich mit eleganter Sinnlichkeit, und als sie an ihm vorbeigegangen war, bewunderte er ihre zarten Schultern und ihren langen Rücken.
Am Friedhofstor drehte sie sich um und erwischte ihn. Einen Augenblick lang sah sie ihm ins Gesicht, und ihr Blick verriet eine leichte Belustigung, bevor sie sich umdrehte und verschwand.
Er folgte ihr, doch als er am Tor ankam, sah er sie nur noch in einem schmalen schwarzen Hispano-Suiza verschwinden. Ihr kleiner, rundlicher Chauffeur schloss die Tür und ging um den Wagen zur Fahrerseite. Etwas an seinen Bewegungen sagte Paul, dass er homosexuell war. Als der Wagen wegfuhr, drehte sich Euska um und warf ihm durch das Fenster noch einen Blick zu.
Sie fragte sich, welches seltsame Bedürfnis den gut aussehenden jungen Mann dazu gebracht hatte, sich auf dem Friedhof an einen Baum zu lehnen und sie zu beobachten. Er
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