Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
noch immer Ihre kleine Gespielin?«
»Ich habe übertrieben, als ich sie als Gespielin bezeichnet habe. Sie ist eine, ähm, alte Freundin, die mir einen Gefallen tut. Ja, wir treffen uns noch, etwa einmal im Monat, aber ich habe Ihnen auch gesagt, dass das alles ist. Es reicht nicht. Ich wünschte, ich wäre wieder jung, Doktor. In meiner Jugend konnte ich gar nicht genug von den Frauen kriegen.« Eine Träne lief Norberts Wange herunter.
»Warum suchen Sie sich heute Abend nicht eine nette junge Hure, Norbert? Sie müssen positiv denken. Überlegen Sie es sich doch mal, alter Knabe, eine schöne junge Maid mit knackigen Titten und all dem.« Die Augen des Arztes glänzten, und in seinen Mundwinkeln sammelte sich der Speichel.
»Aber das geht nicht!«, jammerte Norbert. Und er jammerte noch etwa eine Stunde weiter, um danach entsprechend viel zu bezahlen.
»Denken Sie positiv! Denken Sie jung, Norbert!«, rief ihm Dr. von Streibnitz nach, als sie sich an der Tür verabschiedet hatten.
Norbert ging die Treppe hinunter und auf die Straße. Er wandte sich nach links, bog erneut links ab und blieb vor der Tür der Kurzwarenhändlerin stehen. Auf dem Schild an der Tür stand »Ferme«, doch im hinteren Teil des Ladens brannte noch Licht. Norbert klopfte fest an die Tür.
»Oh, Monsieur Bruyere, kommen Sie doch herein.« Die Kurzwarenhändlerin ließ ihn ins Haus und versperrte hinter ihm wieder die Tür.
»Geht es Ihnen gut?«, erkundigte sie sich. »Sie sehen kränklich aus, sogar ein wenig blass. Sind Sie gerade vorbeigekommen und fühlten sich nicht gut? Ich bin froh, dass Sie geklopft haben.«
Norbert setzte sich auf einen Stuhl und lehnte das von ihr angebotene Glas Wasser mit einer Handbewegung ab. »Mir geht es bestens, danke der Nachfrage. Ich möchte etwas nach Paris schicken.«
Sie schenkte ihm ein professionelles Lächeln. »Da habe ich genau das Richtige. Es ist gestern erst reingekommen. Ich werde es Ihnen zeigen.«
»Nein. Nein«, erwiderte Norbert und stand auf. »Schicken Sie es einfach an die übliche Adresse. Heute Abend noch, haben Sie verstanden? Es muss heute noch rausgehen.«
»Aber mein Mädchen ist schon fort. Reicht nicht auch morgen früh?«
»Ich sagte heute Abend! «, brüllte Norbert.
»In Ordnung«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und brachte Norbert zur Tür.
Und unter großem Gefluche wurde ein winziges Dessousteil in der Farbe des sommerlichen Nachthimmels eingepackt, in einer Schachtel verstaut und mit dem Nachtzug nach Paris geschickt.
Lüg mich nicht an
Am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang verließ Oruela Biarritz in ihrem offenen Peugeot. Der Käfig mit der Eidechse steckte in braunem Papier, um sie vor dem kühlen Frühlingswind zu schützen, und das ganze Päckchen war vorsichtig und liebevoll auf dem weichen roten Leder des Vorsitzes platziert worden.
Oruela war eine gute Fahrerin, und sie liebte das Fahren. An diesem Morgen war ihr allerdings leicht schwummrig. War es richtig, Jean zu heiraten? Das wohlige Gefühl der zusammen verbrachten Nacht hielt noch an. Beim Gedanken an seinen Körper im Licht des Feuers schien ihre Gebärmutter von innen heraus zu beben.
»Zumindest könnte ich dieser Leichenhalle entfliehen«, sagte sie zu dem kleinen Käfig, der neben ihr stand. Etwa zwei Kilometer vor Bayonne bog sie in eine Seitenstraße und brachte den Wagen vor dem gewaltigen, verzierten Eisentor ihres Zuhauses zum Stillstand. Als sie aus dem Wagen sprang, wurde ihr Mantel vom Wind aufgeweht und sie erschauerte, während sie das schwere Tor aufzog.
Neben dem Haus, das eigentlich ganz und gar nicht wie ein Leichenschauhaus wirkte, standen drei neu gebaute Garagen. Im Sonnenlicht konnte man gut erkennen, dass die fröhlichen weißen Wände mit dem hellgrünen Muster erst vor Kurzem gestrichen worden waren. Oruela schaltete den Motor des Wagens wieder ein und rollte langsam durch die offenen Türen der ersten Garage.
»Wir sind zu Hause, mon chéri«, flüsterte sie beim Aussteigen. Es war kalt in der Garage. Erneut erschauerte Oruela. Sie war sehr müde. Vorsichtig hob sie den Käfig an. »So«, flüsterte sie. »Zeit zum Schlafen.«
»Wo bist du gewesen?« Norbert Bruyere stand in der Tür. Er trug seinen Bademantel, den er hastig über seinem beachtlichen Wanst zugebunden hatte. Ein Teil seines Nachthemds war dennoch zu erkennen. Er hatte nackte Beine, und seine langen, dünnen Füße steckten in Hausschuhen aus Krokodilleder.
Oruela
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