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Franzosenliebchen

Franzosenliebchen

Titel: Franzosenliebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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besonnenen Art auch
für die Zechenführung ein ernst zunehmender
Gesprächspartner war und viele sich anbahnende Konflikte durch
kluge Kompromissvorschläge schon im Vorfeld
ausräumte.
    Vor drei Jahren jedoch
war Treppmann unter einen Bruch gekommen und hatte froh sein
können, dass ihn seine Kollegen rechtzeitig unter dem
Steinhaufen gefunden hatten. Dabei war sein linkes Bein
zerschmettert worden. An eine Arbeit als Hauer war nicht mehr zu
denken. Als Anerkennung für seine Verdienste hatte er jedoch
auf der Zeche bleiben können. Treppmann wurde ins Magazin
versetzt, übernahm dort nach nur kurzer Zeit die Leitung und
wurde als einer der ersten Arbeiter zum Angestellten
befördert. So war es dazu gekommen, dass er als
Zechenschreiber mit seiner Familie in einem der Häuser in
unmittelbarer Zechennähe wohnen durfte, die eigentlich den
Steigern Vorbehalten waren.
    »Also, nun geht
nach Hause.«
    Treppmanns knappe
Bemerkung führte dazu, dass sich die ersten Leute auf den
Heimweg machten. Zögernd folgten die anderen. Eine
Viertelstunde nach dem Abtransport der verhafteten
Zechenangehörigen war vor dem Zechentor wieder Ruhe
eingekehrt.

8
    Donnerstag, 8. Februar
1923
    Die Luft im Saal des
Restaurants Karl der Große war zum Schneiden. Pfeifenqualm
und der Rauch billiger Zigarren vermischte sich mit Bierdunst. Die
Stimmung war erregt.
    Schon seit drei
Stunden stritten sich die Vertreter verschiedener politischer
Richtungen aus den unterschiedlichen Betrieben des Amtes Sodingen
über die Formulierung einer Resolution, die die Anwesenheit
französischer Truppen auf der Zeche Teutoburgia missbilligen
sollte.
    »Genau wie 14/18
ist auch die Besetzung des Reviers kein Krieg der
französischen Arbeiter gegen uns deutsche Arbeiter, sondern
ein Angriff französischer und deutscher Kapitalisten gegen die
Proletarier, egal welcher Nationalität. Der Imperialismus ist
unser Feind, nicht der einfache französische Soldat. Es gilt,
die Internationale zu verteidigen!« Der Redner, ein
Mittzwanziger mit roten Haaren und noch röterem Gesicht, sah
triumphierend in die Runde. Einige der Anwesenden klatschten
heftig.
    »Dat wusste der
französischer Genosse vor Verdun abba nich, als der auf mich
losgeballert hat«, entgegnete ein anderer trocken. »Der
hatte dat wohl nich so mit deiner Internationale.«
    Der Vorredner sprang
erneut auf und rief laut in den Saal: »Genau darum geht es
doch. Wir dürfen uns nicht auseinanderdividieren lassen! Die
einfachen französischen Soldaten sind unsere Brüder. Die
Offiziere beider Seiten sind es, die den Imperialismus
unterstützen. Gegen sie richtet sich unser
Kampf!«
    »Mag
sein«, antwortete ein Dicker mit Pfeife im Mund. »Ich
weiß ja nicht, aus was für einer Familie du stammst.
Aber meine Geschwister bringen, wenn sie bei mir zu Besuch sind,
keine Seitengewehre mit.« Er hob sein Glas und nahm einen
großen Schluck.
    Einige
lachten.
    »Und lass mich
bloß in Ruhe mit deiner Internationale«, erregte sich
Wilfried Saborski, der neben der Schiebetür stand.
»Unsere Brüder! Wenn ich das schon höre. Du
und deine
Kommunisten erzählen uns schon seit Jahren immer wieder
denselben Mist. Euer
Proletarier-aller-Länder-vereinigt-euch-Geschwafel will doch
kein anständiger Deutscher mehr hören. Überlegt
euch, auf welcher Seite ihr steht. Hier geht es um Deutschland, um
unsere Heimat.« Er machte eine verächtliche
Handbewegung. »Aber davon haben eure Helden in Moskau keine
Ahnung.«
    Weitere Männer
erhoben sich und nahmen eine drohende Haltung an. »Was tun
denn deine Nationalsozialisten? Den angeblichen Schandfrieden
bejammern! Und vom Erbfeind schwadronieren, der auf der anderen
Seite des Rheins steht und …«
    »Der steht nicht
auf der anderen Rheinseite«, brüllte Saborski.
»Der steht hier! Nur einen Kilometer von hier
entfernt!«
    Ein Stuhl fiel um, als
sich der Rothaarige in Richtung seines Kontrahenten stürzen
wollte. Zwei seiner Kameraden hielten ihn zurück.
    Auch um Saborski hatte
sich eine Gruppe gebildet. Jeden Augenblick konnte eine
Schlägerei ausbrechen.
    Jemand schrie in den
aufkommenden Tumult hinein: »Kollegen! Bleibt doch
vernünftig. Das bringt doch nichts.« Der Lehrer, der an
der nahen Volksschule unterrichtete, hob beschwichtigend beide
Arme. »Ich lese noch einmal vor, auf was wir uns bisher
geeinigt haben. Seid ihr damit einverstanden?«
    Zustimmendes Gemurmel
war zu hören.
    »Gut. Dann setzt
euch bitte wieder hin.«
    Langsam beruhigten
sich die Gemüter

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