Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Franzosenliebchen

Franzosenliebchen

Titel: Franzosenliebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
Vom Netzwerk:
Général.«
    Caron lachte auf.
»Diensteifrig wie immer. Aber lassen Sie nur. Ich werde die
Ordonnanz damit beauftragen. Setzen Sie sich. Soll ich Ihnen auch
eine Tasse kommen lassen?«
    Dupont nahm Platz und
verneinte dankend.
    »Gut. Also, was
gibt es?«
    Der Colonel zog ein
Schriftstück aus seiner Mappe und reichte es seinem
Vorgesetzten. »Informanten unserer Dienste haben in Berlin in
Erfahrung bringen können, dass die dortige Polizei einen
Beamten in die besetzten Gebiete schicken will.
Inkognito.«
    Caron warf nur einen
kurzen Blick auf die Unterlage. »Er dürfte nicht der
einzige deutsche Polizist sein, der hier unsere Autorität zu
untergraben versucht. Wo liegt das Problem?«
    »Der Polizist
ist hier, um in Sachen Treppmann zu ermitteln.«
    Der General sah seinen
Untergebenen fragend an.
    »Der Mord an der
jungen Frau. Zwei unserer Soldaten wurden verdächtigt und
angeklagt, aber
freigesprochen.«      
    »Ja,
natürlich. Die Sache hat ziemlich viel Staub aufgewirbelt. Die
hiesige Presse war voll davon, hat man mir
berichtet.«
    »Nicht nur die
hiesige, mon Général.«
    »Und was will
dieser Polizist nun genau?«
    »Vermutlich
Beweise dafür finden, dass die Täter schuldig sind und
wir sie zwar angeklagt, aber nicht verurteilt haben. Und das
vorsätzlich. Die Absicht dürfte darin bestehen, unsere
Militärgerichtsbarkeit und damit die französische Armee
öffentlich zu diskreditieren.«
    Caron biss erneut in
das Croissant. »Und? Haben wir?«
    »Bitte? Ich
verstehe nicht ganz …«
    »Haben wir die
Schuldigen laufen lassen?«
    »Mon
Général!«
    »Jetzt lassen
Sie Ihre gespielte Empörung. Wenn es so gewesen wäre,
gäbe es gute Gründe, so gehandelt zu haben. Es gibt immer
gute Gründe. Glauben Sie etwa, dass die deutschen
Militärbehörden ihre Soldaten wegen der Übergriffe
gegen die französische Zivilbevölkerung zur Rechenschaft
gezogen haben?« Er nippte am Kaffee. »Ich sehe, Sie
stimmen mir zu. Also, haben wir?«
    »Nein.«
    Das Mienenspiel des
Generals ließ keine Rückschlüsse darauf zu, ob er
seinem Stabsoffizier glaubte. »Gut. Aber warum ist diese
Angelegenheit so wichtig, dass Sie mich beim Frühstück
stören? Die Deutschen halten unsere Soldaten doch ohnehin
für die Täter, oder?«
    Dupont nickte
schweigend.
    »Was soll also
das ganze Theater?«
    »Es handelt sich
um eine Prinzipienfrage, mon
Général.«
    »Prinzipien?«
    »Wir haben die
höheren Polizeibeamten auch deshalb aus unseren Gebieten
ausweisen lassen, weil wir die alleinige staatliche Gewalt für
uns beanspruchen. Wir sprechen Recht, wir sichern die
öffentliche Ordnung. Da können wir nicht zulassen, dass
irgendein deutscher Polizist in unserem Hoheitsgebiet Ermittlungen
anstellt.«
    Der General schien
nicht sehr beeindruckt. »Wenn Sie meinen«, erwiderte er
ungerührt. »Dann verhaften Sie diesen Kerl und lassen
Sie ihn wegen Spionage vor ein Kriegsgericht
stellen.«
    »Leider
dürfte das nicht so einfach werden.«
    »Das sollten Sie
mir erklären, Herr Colonel.«
    »Selbstverständlich.«
Dupont schilderte seinem Vorgesetzten, dass ihr Informant leider
den Namen des Polizisten nicht habe in Erfahrung bringen
können, außerdem wisse man nicht, wie er aussehe. Auch
sei nicht bekannt, wann und vor allem wo er in die besetzten
Gebiete einreisen wolle. »Er wird sich aber vermutlich hier
in Herne oder im näheren Umfeld aufhalten«, beendete
Dupont den Bericht.
    »Was wissen wir
denn überhaupt über diesen Mann?«, erkundigte sich
der General.
    »Er soll
ausgezeichnet Französisch sprechen.«
    »Das ist
alles?«
    »Leider.«
    »Etwas
dürftig, oder? Schließlich können wir einen Mann
nicht nur deshalb verhaften, weil er unsere Sprache
spricht.«
    »Ich stimme
Ihnen uneingeschränkt zu.«
    Der General seufzte.
»Also gut. Informieren Sie die Truppe. Sie sollen an den
Zufahrtsstraßen und in den Zügen, die von
Restdeutschland in unser Gebiet fahren, die Augen offen halten.
Vielleicht macht dieser Polizist ja einen Fehler und verrät
sich durch seine Sprachkenntnisse selbst.«
    »Das ist bereits
geschehen, mon Général.«
    »Ausgezeichnet.« Caron
klingelte nach seinem Burschen, der gleich darauf den Raum betrat.
Der General deutete auf das halb verspeiste Croissant.
»Räum das hier weg. Es sieht zwar aus wie ein Croissant,
schmeckt aber, als ob es aus Sägemehl gebacken
wäre.« Dann wandte er sich wieder an den Stabsoffizier.
»Sonst noch etwas?«
    Dupont zog weitere
Papiere aus der Mappe. »Es sind erneut

Weitere Kostenlose Bücher