Fratze - Roman
der North Publishing Corporation am Sunset Boulevard in Los Angeles, Kalifornien …«, Brandy nimmt einen tiefen Atemzug von nach neuem Auto riechender Luft, »… Copyright 1974, erzählt uns Miss Rona, wie sie ihr Leben als kleines dickes jüdisches Mädchen in Queens mit großer Nase und einer rätselhaften Muskelkrankheit begann.«
Brandy sagt: »Diese fette kleine Brünette erschafft sich neu als topprominente Superstarblondine, die dann von einem Topsexsymbol angefleht wird, dass er seinen Penis wenigstens ein paar Zentimeter tief in sie reinstecken darf.«
Wir haben keine einzige Muttersprache mehr.
Noch ein Reklameschild:
Ohne Eis kein Preis - Kommt zu Tooter’s Milchbar!
»Was diese Frau durchgemacht hat«, sagt Brandy. »Hier, auf Seite hundertfünfundzwanzig, ertrinkt sie beinahe in ihrem eigenen Blut! Rona hat sich gerade die Nase machen lassen. Sie verdient nur fünfzig Dollar pro Story, aber diese Frau spart trotzdem genug, um sich für tausend Dollar die Nase machen zu lassen! Das ist ihr erstes Wunder. Also, Rona ist im Krankenhaus, nach der Nasen-OP, ihr Kopf ist eingewickelt wie eine Mumie, da bekommt sie Besuch von einer Freundin, die ihr erzählt, in Hollywood würde man behaupten, sie sei lesbisch. Miss Rona eine Lesbe! Natürlich ist das nicht wahr. Die Frau ist eine Göttin, also schreit sie und schreit und schreit, so lange, bis in ihrem Hals eine Arterie platzt.«
»Halleluja«, sagt Seth, schon wieder mit Tränen in den Augen.
»Und hier«, Brandy leckt sich die Kuppe eines großen Zeigefingers und blättert ein paar Seiten weiter, »auf Seite zweihundertzweiundzwanzig, wird Rona wieder einmal von ihrem schäbigen Freund, mit dem sie seit elf Jahren zusammen ist, zurückgewiesen. Seit Wochen hat sie Husten, also schluckt sie eine Handvoll Tabletten und wird später halb im Koma und sterbend aufgefunden. Selbst der Fahrer des Rettungs …«
»Gelobt sei Gott«, sagt Seth.
Allerlei einheimische Pflanzen wachsen, wo es ihnen gerade passt.
»Seth, Süßer«, sagt Brandy. »Unterbrich mich nicht.« Ihre Plumbagolippen sagen: »Selbst der Fahrer des Rettungswagens dachte, er kriegt unsere Miss Rona nicht mehr lebend ins Krankenhaus.«
Aus Wasserdampf zusammengesetzte Wolken stehen oben am, na ja, Himmel.
Brandy sagt: » Jetzt , Seth.«
Und Seth sagt: »Halleluja!«
Die an uns vorbeihuschenden wilden Gänseblümchen und Castillejas sind bloß die Genitalien einer anderen Lebensform.
Und Seth sagt: »Worauf willst du denn nun hinaus?«
»In dem Buch Miss Rona , Copyright 1974«, sagt Brandy, »erzählt uns Rona Barrett - die ihre gewaltigen Brüste im Alter von neun Jahren bekam und sie sich mit einer Schere abschneiden wollte -, im Vorwort ihres Buchs erzählt sie uns, sie sei wie ein Tier, dem man den Bauch aufgeschnitten hat, verstehst du, und wo jetzt die lebenswichtigen Organe alle freiliegen, glänzend und zitternd,
Leber und Dickdarm und das alles. So als Anschauungsmaterial, wo alles irgendwie am Tropfen und Pulsieren ist. Na, jedenfalls würde sie eigentlich erwarten, dass jemand sie wieder zunäht, aber sie weiß, das wird keiner machen. Sie muss Nadel und Faden nehmen und sich selbst wieder zunähen.«
»Ekelhaft«, sagt Seth.
»Miss Rona sagt, es gibt nichts Ekelhaftes«, sagt Brandy. »Miss Rona sagt, wahres Glück kann man nur finden, wenn man es riskiert, komplett aufgeschnitten zu werden.«
Scharen von selbstsüchtigen kleinen einheimischen Vögeln scheinen besessen davon zu sein, Futter zu finden und es mit ihren Mündern aufzupicken.
Brandy verstellt den Rückspiegel, bis sie mich darin sehen kann, und sagt: »Bubba-Joan, Liebes?«
Es liegt auf der Hand, dass die einheimischen Vögel ihre Do-it-yourself-Nester selbst bauen müssen und dazu Materialien benutzen, die sie in der Umgebung ausfindig machen. Die Stöckchen und Blätter werden einfach irgendwie zusammengeschichtet.
»Bubba-Joan«, sagt Brandy Alexander. »Könntest du dich vielleicht mal ein bisschen öffnen und uns was von dir erzählen?«
Seth sagt: »Erinnert ihr euch an die Sache in Missoula, als die Prinzessin so weggetreten war, dass sie in Goldfolie eingeschweißte Nebalino-Zäpfchen gegessen hat, weil sie dachte, das seien Almond-Roca-Toffees? Wo du eben halb im Koma und sterbend erwähnt hast.«
Kiefern produzieren Kiefernzapfen. Eichhörnchen und Säugetiere jeden Geschlechts verbringen den ganzen Tag damit, gevögelt werden zu wollen. Oder zu gebären. Oder ihre Jungen zu
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