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Fratze - Roman

Titel: Fratze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Meter der großen Säule. Man könnte sich Ashley Wilkes vorstellen, wie er hier den Rasen mäht, oder Rhett Butler beim Abnehmen der äußeren Doppelfenster, aber Evie hat lediglich ein paar laotische Mindestlohnsklaven, die sich weigern, im Haus zu wohnen.
     
    Springt zum Tag davor, als Evie mich mit dem Auto aus dem Krankenhaus abholt. Evie ist in Wirklichkeit die Evie-Cottrell-AG. Nein, im Ernst. Sie wird öffentlich gehandelt. Bevorzugtes Abschreibungsobjekt für jedermann. Als Evie einundzwanzig wurde, gaben die Cottrells Privataktien als Spekulationsobjekte für ihre Karriere aus, und alle Cottrell-Verwandten mit ihren texanischen Ländereien und ihren Öldollars investierten in großem Stil in das Scheitern von Evies Modelkarriere.
    Meistens war es nur peinlich, mit Evie zu einem Model-Casting zu gehen. Klar, ich kriegte immer einen Job, aber Evie, die wurde jedes Mal von irgendeinem Artdirector
oder Stylisten angeschrien, nein, sie sei keine perfekte Größe sechs, als Experte wisse er das. Meistens musste Evie von einem Assistenten nach draußen geschafft werden. Und dann keifte Evie über die Schulter zurück, ich solle mich von denen nicht wie ein Stück Fleisch behandeln lassen. Ich solle einfach gehen.
    »Scheiß auf die«, zeterte Evie, wenn es mal wieder so weit war. »Scheiß auf diese Bande.«
    Ich bin nicht sauer. Ich durfte dieses unglaubliche Lederkorsett von Poopie Cadole und diese Lederhose von Chrome Hearts tragen. Das Leben war schön. Drei Stunden arbeiten, höchstens mal vier oder fünf.
    Am Ausgang des Fotostudios, bevor sie rausgeschmissen wurde, schleuderte Evie den Coiffeurassistenten gegen den Türrahmen, und der kleine Kerl sackte ihr einfach vor die Füße. Das war dann der Punkt, wo Evie schrie: »Ihr könnt mich alle mal an meinem schönen texanischen Arsch lecken.« Dann ging sie zu ihrem Ferrari und wartete die drei oder vier oder fünf Stunden, damit sie mich nach Hause fahren konnte.
    Evie, diese Evie, war meine beste Freundin auf der ganzen Welt. In solchen Momenten war Evie lustig und ausgeschlafen, fast so, als hätte sie ein eigenes Leben.
    Okay, ich hatte also keine Ahnung von Evie und Manus und ihrer großen tollen Liebe. Asche auf mein Haupt.
     
    Springt noch weiter zurück, als Evie im Krankenhaus anruft und mich anfleht, ob ich nicht vorzeitig das Krankenhaus verlassen und eine Weile bei ihr wohnen könne, bitte, sie sei so furchtbar einsam.
    Meine Krankenversicherung ging über eine Maximalsumme von zwei Millionen Euro, und der Zähler war den
ganzen Sommer über gelaufen. Was die sozialen Dienste betrifft, so hatte von denen keiner den Mumm, mich Gott weiß wohin zu verlegen.
    Evie lag mir am Telefon in den Ohren, sie habe den Flug schon gebucht. Sie fliege zu Katalogaufnahmen nach Cancún, ob ich also, bitte, einfach nur das Haus für sie hüten könne?
    Als sie mich abholte, schrieb ich auf meinen Block:
    ist das mein oberteil? dir ist klar dass du es ausleierst.
    »Du musst nur die Katze füttern, das ist alles«, sagt Evie.
    ich mag nicht gern allein sein so weit weg von der stadt, schreibe ich. ich begreife nicht wie du hier leben kannst.
    Evie sagt: »Man ist nicht allein, wenn man ein Gewehr unter dem Bett hat.«
    Ich schreibe:
    ich kenne mädchen die das gleiche über ihren dildo sagen.
    Und Evie sagt: »Widerlich! Bei meinem Gewehr ist das wirklich etwas anderes!«
     
    Springt also dahin zurück, wo Evie nach Cancún, Mexiko, abgeflogen ist, und als ich unter ihrem Bett nachsehe, liegt da das Kaliber-30-Gewehr mit Zielfernrohr. In ihren Schränken finde ich das, was von meinen Klamotten übrig geblieben ist, ausgeleiert und totgeschunden hängen sie auf Drahtbügeln rum, fix und fertig.
    Springt dann zu mir in Evies Bett in dieser Nacht. Es ist Mitternacht. Der Wind hebt die Schlafzimmervorhänge, die Spitzenvorhänge, und die Katze springt aufs Fensterbrett, um nachzusehen, wer gerade die Kiesauffahrt
hochgekommen ist und vor dem Haus gehalten hat. Mit den Sternen im Rücken dreht sich die Katze zu mir um. Unten hört man eine Fensterscheibe klirren.

12
    S pringt weit zurück zum letzten Weihnachtsfest vor meinem Unfall, als ich nach Hause fahre, um mit meinen Eltern Geschenke auszupacken. Meine Eltern stellen jedes Jahr denselben Kunststoffbaum auf, kratzig grün und mit diesem scharfen Plastikfoliengeruch, von dem man Schwindelanfälle kriegt, wenn die Leuchtkerzen zu lange eingeschaltet sind. Der Baum ist nichts als Glitzern und Magie, behängt mit

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