Fratze - Roman
Rambler war, vormals Bergdorf Goodman, vormals Neiman Marcus, vormals Saks Fifth Avenue, vormals Christian Dior.
Seth Thomas, der lange vor all dem Manus Kelley hieß, mein Verlobter aus dem Infomercial. Ich konnte euch das bis jetzt nicht erzählen, weil ihr wissen sollt, wie es sich anfühlte, das herauszufinden. In meinem Herzen. Mein Verlobter wollte mich umbringen. Auch wenn er so ein absolutes Arschloch ist, habe ich Manus doch geliebt. Ich liebe Seth immer noch. Ein Messer, es fühlte sich an wie ein Messer, und ich musste erkennen, dass ich trotz allem, was geschehen war, noch immer ein unermessliches Potenzial, verletzt zu werden, in mir hatte.
In dieser Nacht fing es an, dass wir zusammen durch die Lande zogen und aus Manus Kelley eines Tages Seth Thomas wurde. Dazwischen, in Santa Barbara und San Francisco und Los Angeles und Reno und Boise und Salt Lake City, war Manus eine Reihe von anderen Personen. Zwischen jener Nacht und jetzt, heute Abend, wo ich in Seattle im Bett liege und noch immer in ihn verliebt bin, war Seth Lance Corporal und Chase Manhattan. Er war Dow Corning und Herald Tribune und Morris Code.
Alles im Rahmen von Brandy Alexanders Zeugen-Reinkarnationsprojekt, wie sie das nennt.
Verschiedene Namen, aber am Anfang waren alle diese Männer Manus DerMichUmzubringenVersucht.
Verschiedene Männer, aber immer dieselbe gute Figur
des Undercover-Sittenpolizisten. Dieselben stahlblauen Augen. Nicht schießen - lass uns segeln gehen -, es ist dieselbe Stimme. Verschiedene Frisuren, aber immer dasselbe dichte schwarze sexy Hundehaar.
Seth Thomas ist Manus. Manus hat mich mit Evie betrogen, aber ich liebe ihn immer noch so sehr, dass ich jede Menge konjugiertes Östrogen in sein Essen mische. So sehr, dass ich alles tun würde, um ihn zu zerstören.
Man sollte meinen, ich sei jetzt klüger nach, nun ja, was? Nach sechszehnhundert Scheinen am College. Ich sollte klüger geworden sein. Ich könnte inzwischen Ärztin sein.
Tut mir leid, Mom. Tut mir leid, Gott.
Springt zu mir, wie ich mir nur noch bescheuert vorkomme bei dem Versuch, eins von Evies Goldsaxophontelefonen an meinem Ohr zu balancieren. Brandy Alexander, wenig hilfreiche Queen, die sie ist, steht nicht im Telefonbuch. Ich weiß nur, dass sie im Stadtzentrum wohnt, in einer Ecksuite des Congress-Hotels zusammen mit drei Zimmergenossinnen:
Kitty Litter.
Sofonda Peters.
Und der aufgeweckten Vivienne VaVane.
Alias die Rhea-Schwestern, drei Transen, die die Qualitätsqueen de luxe anbeten, sich aber für ein bisschen mehr Platz im Kleiderschrank gegenseitig umbringen würden. Das weiß ich von der Brandy-Queen.
Eigentlich sollte ich mit Brandy reden, aber ich rufe meine Eltern an. Es ist nämlich so, dass ich meinen Killerverlobten in den Garderobenschrank sperren wollte, und als ich die Tür aufmache, hängen da noch mehr von meinen
schönen Kleidern, aber alle um drei Größen geweitet. In diesen Klamotten steckte jeder Penny, den ich je verdient habe. Nach all dem muss ich einfach jemanden anrufen.
Aus vielen Gründen kann ich jetzt unmöglich ins Bett zurück. Also telefoniere ich, und mein Anruf geht über Gebirge und Wüsten dorthin, wo mein Vater den Hörer abnimmt, und mit meiner besten Bauchrednerstimme, all die Konsonanten meidend, für die man letzten Endes einen Unterkiefer braucht, sage ich zu ihm: »Gflerb sorlfd qortk, erd sairk. Srd. Erd, korts derk sairk? Kirdo!«
Und mein Vater sagt: »Bitte, legen Sie nicht auf. Ich möchte meine Frau rufen.«
Vom Hörer weg sagt er: »Leslie, wach auf, es ist so weit: Wir werden Zielscheibe eines Hassverbrechens.«
Und im Hintergrund spricht die Stimme meiner Mutter: »Rede erst gar nicht mit denen. Sag ihnen, dass wir unser totes homosexuelles Kind geliebt und geehrt haben.«
Es ist mitten in der Nacht hier. Bestimmt sind sie schon im Bett.
»Lot. Ordilj«, sage ich. »Serta ish ka alt! Serta ish ka alt!«
»Hier.« Die Stimme meines Vaters entschwindet, während er spricht. »Leslie, sag du ihnen die Meinung.«
Der Goldsaxophonhörer fühlt sich schwer und theatralisch an, eine Requisite, als ob dieser Anruf noch mehr Drama nötig hätte. Aus der Garderobe ruft Seth: »Bitte. Ruf nicht die Polizei an, bevor du mit Evie gesprochen hast.«
Dann aus dem Telefon: »Hallo?« Meine Mutter.
»Die Welt ist groß genug, dass wir alle einander lieben können«, sagt sie. »In Gottes Herzen ist Platz für alle Seine Kinder. Ob schwul, lesbisch, bisexuell oder
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