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Fratze - Roman

Titel: Fratze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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des neuen Schließriegels, während Mom erstarrt in der Küchentür steht und mich zurückhält. Die Schlüssel verstummen, und mein Vater klopft, dreimal kurz, dann zweimal lang.
    »Das ist sein Klopfzeichen«, sagt Mom, »aber sieh trotzdem noch mal durch den Spion.«
    Mein Vater kommt herein, blickt dabei über die Schulter zurück und beobachtet die dunkle Straße. Ein Auto fährt vorbei, und er sagt: »Romeo Tango Foxtrott sechs sieben vier. Schnell, schreib auf.«
    Meine Mutter notiert es auf dem Block neben dem Telefon. »Marke?«, sagt sie. »Modell?«
    »Mercury, blau«, sagt mein Vater. »Sable.«
    Mom sagt: »Zu Protokoll genommen.«
    Ich sage, sie würden möglicherweise etwas überreagieren.
    Und mein Vater sagt: »Versuch unsere Sorgen nicht kleinzureden.«
    Springt dahin, was für ein Riesenfehler es war, nach Hause zu kommen. Springt dahin, dass Shane das mal
erleben sollte, wie seltsam unsere Eltern sich aufführen. Mein Vater macht die Lampe aus, die ich im Wohnzimmer eingeschaltet habe. Die Vorhänge vor dem Panoramafenster sind zugezogen und in der Mitte mit Nadeln zusammengesteckt. Meine Eltern wissen auch im Dunkeln, wo die Möbel stehen, aber ich, ich stoße an jeden Sessel und jeden Beistelltisch. Ich stoße an eine Bonbonschale, die auf den Fußboden kracht, meine Mutter schreit auf und lässt sich auf den Linoleumboden in der Küche fallen.
    Mein Vater kommt hinter dem Sofa hervor, wo er in Deckung gegangen war, und sagt: »Du musst ein bisschen nachsichtig sein mit deiner Mutter. Wir rechnen jederzeit mit einem Hassverbrechen gegen uns.«
    Aus der Küche schreit Mom: »War es ein Stein? Brennt irgendwas?«
    Und mein Vater brüllt zurück: »Drück nicht auf den Panikknopf, Leslie. Wenn wir noch einen falschen Alarm ausgeben, werden sie uns dafür büßen lassen.«
    Jetzt weiß ich, warum auf manchen Staubsaugern Scheinwerfer angebracht sind. Zuerst sammele ich im Stockfinstern Glasscherben auf. Dann bitte ich meinen Vater um Verbandszeug. Ich bleibe einfach auf einem Fleck stehen, halte meine verletzte Hand über Herzhöhe und warte. Mein Vater kommt mit Alkohol und Verbandszeug aus der Dunkelheit.
    »Das ist ein Krieg, den wir führen«, sagt er, »wir alle bei FELS.«
    FELS. Freundinnen, Freunde und Eltern von Lesben und Schwulen. Ich weiß. Ich weiß. Danke, Shane.
    Ich sage: »Ihr dürftet gar keine Mitglieder sein bei FELS. Euer schwuler Sohn ist tot, also zählt er nicht mehr.« Das
klingt ziemlich verletzend, aber ich bin hier selber am Bluten. Ich sage: »Tut mir leid.«
    Der Verband ist fest, der Alkohol brennt im Dunkeln, und mein Vater sagt: »Die Wilsons hatten ein FELS-Schild in ihren Vorgarten gestellt. Zwei Tage später ist jemand nachts über ihren Rasen gefahren und hat alles zerstört.«
    Meine Eltern haben keine FELS-Schilder.
    »Wir haben unseres entfernt«, sagt mein Vater. »Deine Mutter hat einen FELS-Autoaufkleber, daher stellen wir ihren Wagen immer in die Garage. Dadurch, dass wir unseren Stolz auf deinen Bruder zeigen, sind wir direkt in die Schusslinie geraten.«
    Aus dem Dunkel heraus sagt meine Mutter: »Vergiss die Bradfords nicht. Die hatten einen brennenden Beutel mit Hundekot auf ihrer Vorderveranda. Das ganze Haus hätte abbrennen können, während sie schlafend im Bett lagen, nur weil sie einen Regenbogen-Windsack von FELS hinten im Garten aufgehängt hatten.« Mom sagt: »Nicht mal im Vorgarten, sondern hinter dem Haus.«
    »Hass«, sagt mein Vater, »lauert überall, Beule. Ist dir das klar?«
    Meine Mom sagt: »Kommt jetzt, Soldaten. Zeit, Essen zu fassen.«
    Zum Abendessen gibt es irgendeinen Auflauf aus dem FELS-Kochbuch. Schmeckt gut, aber nur Gott mag wissen, wie es aussieht. Zweimal stoße ich im Dunkeln mein Glas um. Ich streue mir Salz auf den Schoß. Wenn ich nur ein Wort sage, bringen meine Eltern mich zum Schweigen. Meine Mom sagt: »Habt ihr was gehört? Kam das von draußen?«
    Flüsternd frage ich, ob sie noch wissen, was morgen los ist. Nur um festzustellen, ob sie sich erinnern, bei der
ganzen Anspannung. Ist ja nicht so, dass ich eine Torte mit Kerzen und ein Geschenk erwarten würde.
    »Morgen«, sagt mein Dad. »Natürlich wissen wir das. Deswegen sind wir ja so furchtbar aufgeregt.«
    »Wir wollten mit dir noch über morgen reden«, sagt meine Mom. »Wir wissen, wie sehr dich die Sache mit deinem Bruder immer noch mitnimmt, und wir glauben, dass es gut für dich wäre, wenn du mit unserer Gruppe bei der Parade mitmarschieren

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