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Fratze - Roman

Titel: Fratze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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den dunklen feuchten Schlund, der zu ihren Organen und den ganzen anderen Betriebsanlagen hinter den Kulissen führt. Brandy Alexander backstage. Andersherum kommt sie mir wie eine völlig Fremde vor.
    Und Ellis hatte recht, man fragt die Leute nur nach ihrem Befinden, damit man ihnen was von sich selbst erzählen kann.
    »Die Kultur«, sagt Brandy. »Der Abstrich, den sie gemacht haben, um meine Angina zu bestätigen, dabei kam raus, dass ich Tripper hatte. Wie die dritte Rhea-Schwester.
Gon-o-rhea«, sagt sie. »Diese winzig kleinen Gonokokken. Ich war sechzehn Jahre alt und hatte Tripper. Meine Eltern sind nicht gut damit zurechtgekommen.«
    Nein. Nein, sind sie nicht.
    »Die sind ausgeflippt«, sagt Brandy.
    Haben ihn aus dem Haus gejagt.
    »Haben herumgebrüllt, was für ein kranker Typ ich bin«, sagt Brandy.
    Dann haben sie ihn rausgeworfen.
    »Mit ›krank‹ haben sie wohl ›schwul‹ gemeint«, sagt sie.
    Dann haben sie ihn rausgeworfen.
    »Miss Scotia?«, sagt sie. »Schlag mich.«
    Also schlage ich sie.
    »Dann haben sie mich aus dem verfluchten Haus geworfen.«
     
    Springt zu Mr. Parker, der vor der Badezimmertür sagt: »Miss Alexander? Ich bin’s, Miss Alexander. Miss Scotia, sind Sie da drin?«
    Brandy richtet sich ein wenig auf und stützt sich auf einen Ellbogen.
    »Es geht um Ellis«, sagt Mr. Parker durch die Tür. »Ich glaube, Sie sollten mal nach unten kommen. Miss Scotia, Ihr Bruder hat einen Anfall oder so etwas.«
    Medikamente und Kosmetikartikel liegen überall auf den aquamarinblauen Flächen verstreut, und Brandy liegt halbnackt auf dem Fußboden zwischen diversen Pillen und Kapseln und Tabletten.
    »Das ist ihr Halbbruder«, ruft Brandy zurück.
    Der Türknauf rattert. »Sie müssen mir helfen«, sagt Parker.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind, Mr. Parker!«, schreit Brandy,
und der Türknauf beruhigt sich. »Keine Panik. Nicht reinkommen«, sagt Brandy. »Sie brauchen nur«, Brandy sieht mich an, als sie das sagt, »Sie brauchen Ellis nur auf dem Boden festzuhalten, damit er sich nicht selbst verletzt. Ich komme gleich nach.«
    Brandy sieht mich und verzieht ihre Plumbagolippen zu einem breiten Lächeln. »Parker?«, sagt sie, »haben Sie gehört?«
    »Bitte, beeilen Sie sich«, kommt durch die Tür.
    »Wenn Sie Ellis am Boden haben«, sagt Brandy, »klemmen Sie ihm den Mund auf, irgendwie. Haben Sie eine Brieftasche?«
    Schweigen.
    »Die ist aus Aalhaut, Miss Alexander.«
    »Dann sind Sie bestimmt sehr stolz darauf«, sagt Brandy. »Sie werden ihm die zwischen die Zähne stecken müssen, damit sein Mund aufbleibt. Wenn es sein muss, setzen Sie sich auf ihn.« Brandy, das Böse in Person, lächelt mich von unten herauf an.
    Das Klirren von echtem Bleikristall dringt durch die Tür.
    »Kommen Sie schnell!«, schreit Parker. »Er zerschlägt alles!«
    Brandy leckt sich die Lippen. »Wenn Sie ihm den Mund aufgestemmt haben, Parker, greifen Sie rein und packen seine Zunge. Sonst erstickt er, und dann werden Sie auf einer Leiche sitzen.«
    Schweigen.
    »Haben Sie gehört?«, sagt Brandy.
    »Seine Zunge packen?«
    Etwas anderes Echtes und Kostspieliges und weit Entferntes zersplittert.

    »Mr. Parker, Schätzchen, ich hoffe, Sie sind versichert«, sagt Prinzessin Alexander, ihr Gesicht rot aufgedunsen, weil sie krampfhaft versucht, nicht laut aufzulachen. »Ja«, sagt sie, »packen Sie Ellis’ Zunge. Drücken Sie ihn auf den Boden, halten Sie ihm den Mund auf, und ziehen ihm die Zunge raus, so weit Sie können, bis ich nach unten komme und Ihnen helfe.«
    Der Türknauf dreht sich.
    Meine Schleier liegen alle außer Reichweite auf dem Schminktisch.
    Die Tür öffnet sich ein wenig und stößt an Brandys Stöckelschuh. Sie liegt kichernd und mit Valium vollgepumpt und halbnackt zwischen all den Pillen auf dem Fußboden. Immerhin ist die Tür weit genug auf, dass ich Parkers Gesicht mit der gewaltigen zusammengewachsenen Augenbraue sehen kann, und weit genug, dass er mich auf der Toilette sehen kann.
    Brandy kreischt: »Ich kümmere mich um Miss Arden Scotia!«
    Angesichts der Alternative, entweder eine fremde Zunge zu packen oder einem Monster zuzusehen, das in ein riesiges Schneckenhaus kackt, weicht Parker zurück und knallt die Tür zu.
    Football-Stipendiatenschritte trampeln den Flur hinunter.
    Poltern die Treppe hinunter.
    Riesenidiot, der Parker ist, stürzt er durch die Vorhalle ins Wohnzimmer.
    Ellis’ Geschrei, echt und plötzlich und weit entfernt, dringt von unten durch den Fußboden.

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