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Fratze - Roman

Titel: Fratze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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lege Brandy den kalten feuchten Waschlappen auf die Stirn, um sie zu wecken, damit sie noch mehr Pillen schlucken kann. Sie soll im Auto sterben, nicht in diesem Bad.

    Ich zerre Brandy auf die Füße und stopfe die Prinzessin in ihre Kostümjacke zurück.
    Wir müssen sie ein wenig in Bewegung setzen, bevor jemand sie so sieht.
    Ich schnalle ihr die Stöckelschuhe an. Brandy stützt sich auf mich. Sie stützt sich am Waschbecken ab. Sie nimmt eine Handvoll Bilax-Kapseln und starrt sie blinzelnd an.
    »Mein Rücken bringt mich noch um«, sagt Brandy. »Warum habe ich nur zugelassen, dass man mir solche riesigen Titten verpasst?«
    Die Queen Supreme macht den Eindruck, als sei sie bereit, eine Handvoll von so ziemlich allem zu schlucken.
    Ich schüttle den Kopf: Nein.
    Brandy blinzelt mich an. »Aber ich brauch das jetzt.«
    Ich zeige ihr im Handbuch der Arzneimittel , was da zu Bilax steht: Abführmittel.
    »Oh.« Brandy dreht die Hand um, damit die Bilax in ihre Handtasche rieseln, und einige fallen auch hinein, aber andere bleiben an ihrer verschwitzten Handfläche kleben. »Wenn man solche Titten verpasst kriegt, stehen die Nippel schief und viel zu hoch«, sagt sie. »Die Nippel werden mit einer Rasierklinge rausgeschabt und dann reloziert.«
    Das war ihr Wort.
    Reloziert.
    Das Brandy-Alexander-Nippel-Relozierungsprogramm.
    Mein toter Bruder, der gestorbene Shane, schüttelt die letzte Abführkapsel von ihrer klebrigen Handfläche. Brandy sagt: »Ich habe kein Gefühl in meinen Nippeln.«
    Ich sammle meine Schleier auf und winde mir eine Schicht nach der anderen um den Kopf.
    Danke für Ihr Desinteresse.

    Wir gehen den Flur im ersten Stock auf und ab, bis Brandy sagt, sie kann die Treppe jetzt schaffen. Schritt für Schritt, geräuschlos, steigen wir in die Vorhalle hinunter. Durch die Vorhalle, durch die geschlossene Doppeltür zum Salon, ist Mr. Parker zu hören, der mit tiefer Stimme immer wieder leise dasselbe sagt.
    Brandy stützt sich auf mich, und wir bewegen uns in einem langsamen Dreibeinrennen auf Zehenspitzen durch die Vorhalle, vom Fuß der Treppe zur Salontür. Wir ziehen die Tür ein paar Zentimeter weit auf und schieben unsere Köpfe durch den Spalt.
    Ellis liegt auf dem Teppich.
    Mr. Parker sitzt auf Ellis’ Brust und hat links und rechts von Ellis’ Kopf je einen Herrenhalbschuh Größe fünfzig gepflanzt.
    Ellis’ Hände klatschen auf Parkers dicken Hintern, auf den Rücken seines zweireihigen Jacketts. Der Schlitz hinten in Mr. Parkers Jackett ist bis zum Kragen aufgerissen.
    Mr. Parkers Hände, mit einer Hand presst er eine durchweichte, zerbissene Aalhaut-Brieftasche zwischen Ellis’ überkronte Zähne.
    Ellis’ Gesicht ist dunkelrot und glänzt, wie man glänzt, wenn man bei einem Tortenfresswettbewerb die Kirschtorte erwischt hat. Ein verlaufenes verschmiertes Chaos aus Nasenblut und Tränen, Rotz und Sabber.
    Mr. Parker sind die Haare in die Augen gerutscht. Seine andere Hand ist eine Faust, die ein gut zehn Zentimeter langes Stück von Ellis’ herausgezogener Zunge umklammert.
    Ellis fuchtelt und würgt zwischen Mr. Parkers dicken Beinen.

    Zerbrochene Ming-Vasen und andere Sammlerstücke bedecken den Fußboden um die beiden.
    Mr. Parker sagt: »Gut so. Weiter so. Ja, das ist schön. Entspann dich einfach.«
    Brandy und ich, wir sehen zu.
    Ich will ja, dass Ellis vernichtet wird, und das hier ist einfach zu perfekt, um es zu verderben.
    Ich zupfe an Brandy. Brandy, Schätzchen. Wir sollten dich wieder nach oben bringen. Damit du noch etwas ausruhen kannst. Du kannst auch noch eine hübsche Handvoll Benzedrin-retard-Kapseln zu dir nehmen.

20
    Z um Thema Schönheitsoperationen habe ich einen ganzen Sommer im La Paloma Memorial Hospital verbracht und mich informiert, was plastische Chirurgie für mich leisten könnte.
    Dort gab es Schönheitschirurgen, jede Menge, und dort hatte ich die Bücher, die mir von den Chirurgen gebracht wurden. Mit Bildern. Die Bilder, die ich zu sehen bekam, waren schwarzweiß, danke, Gott, und die Chirurgen erklärten mir, wie ich nach Jahren voller Schmerzen aussehen könnte.
    Fast jede Schönheitsoperation beginnt mit etwas, das man Stiellappen nennt. Rezept folgt.
    Das wird gruselig. Sogar hier in Schwarzweiß.
    So viel, wie ich gelernt habe, könnte ich Arzt sein.
    Tut mir leid, Mom. Tut mir leid, Gott.
    Manus hat einmal gesagt, Eltern sind Gott. Man liebt sie und will sie glücklich machen, aber man will trotzdem nach seinen eigenen Regeln

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