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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Leitung würde hören können.
    »Ich will sehen, was ich tun kann, aber nehmen Sie einen Rat von einem alten Hasen im Geschäft an: Halten Sie sich in nächster Zeit von Hassebergs Einflussbereich fern.«
    Er legte ohne ein weiteres Wort auf. Katinka blies sich die Ponys aus der Stirn und drückte endlich auf die Klingel. Der Türsummer ging fast sofort. Katinka steckte das Handy weg und trat in das dunkle Treppenhaus. Im ersten Stock lehnte Grit Faber lässig am Türrahmen. Ihre fröhliche Miene wandelte sich, als sie Katinka sah.
    »Ach, Sie?«
    »Grüß Gott. Spenden Sie mir eine halbe Stunde Ihrer Zeit?«
    »Ich wüsste nicht, weshalb ich das tun sollte«, sagte Grit schnoddrig.
    »Ihre Mutter hat mich beauftragt …«
    Katinka redete vor Erstaunen nicht weiter. Als sie die Mutter erwähnte, löste sie einen erneuten Wandel aus.
    »Kommen Sie rein.«
    Grit hielt Katinka die Tür auf. Katinka war sich noch nicht im k laren, wie sie vorgehen sollte. Sie hatte sich zweigleisig vorbereitet. Entweder würde sie die Wahrheit sagen, von dem genauen Auftrag Alina Fabers berichten, oder die Geschichte mit den angeblich gestohlenen Tagebüchern herauskramen.
    »Ich bin erst vor kurzem eingezogen«, sagte Grit entschuldigend. Die Wohnung war ein einziges Chaos. Kartons, noch nicht ausgepackt, teilweise zerschlissen, stapelten sich neben einem Sofa, auf dem zusammengeknuddeltes Bettzeug lag. Grit warf es einfach auf den Boden. »Wollen Sie was trinken?«
    Katinka folgte ihr in die Küche. Ein schmales Fensterchen gab den Weg auf einen engen Hinterhof frei, fast nur ein Schacht. Eine gelbe Glühlampe, die über einem breiten Holztisch baumelte, kämpfte erfolglos gegen die Düsternis an.
    »Warum sind Sie bei Ihrer Tante ausgezogen?«
    »Ich will eben mein eigenes Leben leben«, sagte Grit cool. »Machen Sie mir keine Vorwürfe, dass ich sie nicht beschützt habe. Das ist nicht meine Aufgabe.« Wie sie so mit dem Teekessel am Gasherd hantierte, kam sie Katinka verbraucht vor. Sie mochte gerade Anfang zwanzig sein, ihre Kleidung wirkte jugendlich, die Frisur mit den hochgesteckten blonden Fransen flippig. Aber emotional schien sie leergepumpt, als sei alle innere Kraft entwichen wie die Luft aus einem Ballon.
    »Sie studieren doch, oder?«
    »Ich habe mich zum Wintersemester hier an der Uni eingeschrieben. Literaturwissenschaft. Mein Vater findet das Scheiße, aber ein Semester Jura hat mich total fertiggemacht. Das Zeug ist trocken wie Dung. Völlig lebloser Quatsch.«
    »Und Ihre Mutter …«
    »Meine Mutter hat mit Ihnen gesprochen, hat sie mir schon gesagt«, erwiderte Grit. »Ich habe da so verschiedene Probleme, aber die kann ich Ihnen nicht schildern. Alles hat mit der Hochzeit meines lieben Bruders zu tun; Philipp Hasseberg und Kathrin Brettschneider geben sich die Ehre. Am Samstag ist es soweit. Ja, meine Mutter ist nicht eingeladen, aber Tante Ida und ich haben versucht, zu vermitteln. Keine Chance.«
    Grit balancierte auf einem Hocker, um die Teedose aus dem oberen Fach zu bugsieren. Die Turnschuhe sind das f röhlichste an ihr, dachte Katinka, und betrachtete die quietschbunte Musterung an den Fersen.
    Der Teekessel pfiff. Grit goss das brodelnde Wasser in eine Kanne. Katinka fragte sich, ob die Buschtrommeln zwischen Vater und Tochter genauso flott funktionierten wie die zwischen Mutter und Tochter. Wenn er ihr gesteckt hat, was ich ihm gestern vorgeflunkert habe, überlegte Katinka, dann Grüß Gott, du schöne Gegend.
    »Warum ist das eigentlich so?«
    »Papa und Mama können sich nicht ab. Nicht mehr. Und Philipp, mein Bruder, steht auf Papas Seite. Er lebt genau das Leben, das unser Vater für ihn ausgesucht hat. Jura studiert, Job gefunden, Karriere gestartet, Frau zur Hochzeit überredet. Naja.« Sie schob Katinka eine Tasse zu.
    »Und Sie? Welches Leben leben Sie?«
    »Ich kann für mich selbst entscheiden.«
    »Haben Sie das Ihrem Vater gesagt?« Katinka nippte an ihrem Tee. Er schmeckte nach Rosen.
    »Geht Sie das was an?«
    »Ihre Mutter … zu der haben Sie wenig Kontakt?«
    »Bei der Beerdigung … da hat sie mir sehr leid getan«, sagte Grit. »Ich habe sie am Tag darauf angerufen. Vielleicht kommen wir uns wieder näher. Ein bisschen wenigstens. Nur Papa wird das nicht mögen.«
    »Ida Schenck stand mehr auf der Seite Ihrer Mutter, oder?«
    Grits Gesichtsausdruck veränderte sich wieder.
    »Das ist unerheblich. Meine Mutter hat nicht viel getan, um gute Beziehungen wenigstens zu Philipp und mir

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