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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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hinzukriegen. Sie säuft wie ein Loch, da ist ihr die Vernunft schon ein bisschen abhanden gekommen.«
    Katinka runzelte die Stirn. Mal spricht sie für Mama, mal für Papa, dachte sie verwirrt.
    »Sie kommt also tatsächlich nicht zur Hochzeit?«
    »Papa würde sie nicht reinlassen.«
    Katinka rührte im Tee. »Wie sieht die Braut Ihres Bruders denn diese Sache?«
    Grit verzog die Lippen zu einem Grinsen. Erst wirkte es höhnisch, dann ehrlich mitleidig.
    »Die Arme, sie wird schon noch merken, wie der Hase läuft. Ich kann ihr nur wünschen, dass sie bald schwanger wird, denn dann ist Papa beruhigt. So soll es laufen. Bloß, dass keine Frau mitmischt. Das verträgt er nicht.«
    »Wer ist eigentlich Tosia?«
    Grit starrte sie an. Etwas Überraschtes lag in ihrem Blick, eine Vorsicht, als könne ihr Katinka unerwartet gefährlich werden.
    »Die Haushälterin meiner Tante Ida. Sie kommt aus Polen, lebt aber den Sommer über in Bamberg. Ich glaube, sie hat auch einen Freund hier.«
    »Der Unfall«, begann Katinka.
    Es klingelte. Grit stand auf und ging zum Telefon.
    »Hallo Papa!«, rief sie. Ihre Stimme klang ganz weich. Sie lachte und schäkerte. Eben war sie über den Vater und seine Lebenseinstellung hergefallen, nun gebärdete sie sich wie seine Liebhaberin.
    Das Gespräch der beiden war schnell beendet. Grit kam in die Küche zurück.
    »Gehen Sie. Na los, hauen Sie schon ab.«
    Katinka war für einen Moment völlig von den Socken. Als wüsste sie nicht, was Grit meinte, starrte sie sie an.
    »Mein Vater hat mir gerade erzählt, dass Sie bei ihm rumspioniert haben. Die Polizei wird sich schon noch um Sie kümmern.«
    Sie sagte das kalt, ohne eine Spur von Ironie.
    Katinka stand auf. Sie nahm ihren Rucksack und sagte:
    »Nur eins noch: Ida Schenck erzählte mir an einem ihrer letzten Tage, dass sie ihre Tagebücher vermisst, diejenigen der vergangenen Monate. Haben Sie die?«
    Grit wurde blass.
    »Selbst, wenn ich sie hätte, würde ich Ihnen das nicht sagen. Verschwinden Sie endlich.« Sie sah aus, als wolle sie jeden Moment nach einem Gegenstand greifen, um ihn Katinka an den Kopf zu werfen.
    »Na dann. Schöne Hochzeitsfeier.«
    Katinka musste sich konzentrieren, um die Treppe nicht im vollen Galopp zu nehmen. Draußen atmete sie auf. Grits Aggressivität hatte sie völlig verrückt gemacht. Am Ende nimmt sie auch irgendwelche Drogen, dachte Katinka. Sie machte sich auf den Weg in die Hasengasse. In Gedanken legte sie sich einen ersten Bericht für Alina Faber zurecht, aber als sie von der Austraße in die kleine Gasse abbog, sah sie ihre Auftraggeberin schon unruhig vor der Detektei auf- und abgehen.
    »Grüß Gott«, sagte Katinka freundlich. Sie zückte den Türschlüssel.
    Alina Faber schoss auf sie zu wie ein Habicht.
    »Und? Was haben Sie herausgefunden?«
    Katinka orgelte im Schloss herum.
    »Kommen Sie doch erstmal rein.«
    Sie roch Alina Fabers Alkoholfahne überdeutlich.
    »Nichts, wie?« Alina Faber erregte sich sichtlich. »Wer ist das Mädchen, das meinen Sohn heiraten will, verflucht noch mal?« Ihre Stimme schallte wie eine Schalmei zwischen den Häusern. Schande über Schande, dachte Katinka.
    »Ich zahle mehr Geld!«, trompetete Alina Faber. »Arbeiten Sie, Tag und Nacht!«
    »Spätestens in einer Stunde maile ich Ihnen einen ersten Bericht zu!«, versprach Katinka.
    »Damit können Sie sich den Hintern abwischen! Ich will keinen aufgeblasenen Bericht. Ich will wissen, was los ist, alles!«
    Alina Faber zerrte zwei Hundert-Euro-Scheine aus ihrer Brieftasche und schleuderte sie auf Katinkas Füße. Dann drehte sie sich um und stakste Richtung Austraße davon. Sie streckte die Arme aus und torkelte vorwärts, sich rechts und links an den Hauswänden abstützend.
    Katinka bückte sich und sammelte die grünen Scheine ein. Nachdenklich trat sie ins Büro und setzte sich an den Schreibtisch. Ihr Herz jagte. Die Geldscheine
vibrierten in ihren Fingern. Sie sah Uttenreuther vor sich, wie er Idas Augen schloss.
    Um sich zu beruhigen, begann sie mit Routine. Sie schrieb eine Quittung für Alina Faber, checkte das Faxgerät, füllte den Wasserkocher und schloss dann die Zwischentür zu dem kleinen Nebenraum. Energisch sperrte sie das Waffenschränkchen auf. Unschuldig lagen Ida Schencks Tagebücher darin. Rasch packte sie sie in ihren Rucksack und trat wieder in ihr Büro. Sie klebte das Bin-gleich-wieder-da-Schild an die Scheibe und machte sich auf den Weg zum Copyshop.
     
    Woran der Mensch hängt,

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