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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Katinka. »Alles an ihnen ist identisch.«
    »Ein Klon«, warf Tom ein.
    »Katinka«, sagte Hardo leise. »Überlegen Sie sich mal gut, was Sie wen gefragt haben. Sie haben den Schlüssel zu dem g anzen schon in der Hand. Irgendwas wissen Sie, ohne es zu wissen.«
    Drei Teller mit Schnitzeln kamen. Endlich, dachte Katinka. Sie machte sich über das Essen her. Lebenskraft und Appetit hingen tatsächlich eng zusammen, das wurde ihr plötzlich klar. Vermutlich waren sie sogar identisch. Wie Philipp und sein Vater.
    Katinka genoss ihr Essen, das Bier und die Kneipenatmosphäre. Sie drängte Ida und ihr schnelles Sterben weg, vergaß den Sturz, ignorierte das feine Pochen in ihrem verletzten Fuß. Sie sahen das Fußballspiel zu Ende an und die Nachberichte und die Kommentare. Tom regte sich unheimlich über eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters auf.
    Als sie die Brasserie verließen, war es fast Mitternacht. Katinka blätterte im Vorraum durch die Stapel Prospekte und Gratispostkarten.
    »Guck mal«, sagte sie grinsend zu Tom. »Frisiersalon Venus – würdest du dir da die Haare schneiden lassen?«
    Tom hakte Katinka unter und warf nur einen kurzen Blick auf den Flyer, den sie in der Hand hielt. Stattdessen steckte er ein paar Postkarten ein. Katinka drehte den Flyer um. Die Zeile stach ihr ins Auge wie helles Sonnenlicht. Sie erschrak bis in die Knochen.
    »Ist was?«, fragte Tom.
    »Mein Knöchel«, murmelte Katinka. Sie steckte den Flyer ein.
    »Fahren wir mit dem Taxi zurück«, schlug Tom vor. Sie verabschiedeten sich von Hardo, der zu Fuß gehen wollte. Das Taxi war wenige Minuten später zur Stelle.
    »Frierst du?«, fragte Tom.
    »Hm«, antwortete Katinka. Die Nacht war kalt, der Wind pfiff unangenehm durch die Straßen. Aber das Zittern in ihrem Innern kam nicht von der Kälte, sondern von dem, was sie gerade gelesen hatte. Ganz unten, auf der letzten Seite des Flyers stand: Layout & Satz: Sieglinde Unruh. Kein häufiger Name, dachte Katinka. Eine Sieglinde Unruh jedenfalls hat mir verklickert, keinen Schimmer von digitaler Bildbearbeitung zu haben.
     

16. Der Schlamm der Erinnerung
    Sie lag lange wach. In ihrem Fuß wurden Bleche plattgehämmert und Rundstücke gedengelt. Als Tom sich gegen sieben aus dem Bett quälte, stand Katinka mit ihm auf. Sie stellte sich unter die heiße Dusche. Das pladdernde Wasser auf ihren Schultern weckte zumindest das an Kräften, was sie noch nicht in den Fall Ida Schenck gesteckt hatte. Sie verband den Fußknöchel, fönte sich das Haar trocken und trank eine Tasse Kaffee. Tom nahm seine mit an den Rechner.
    »Ich gehe mal kurz«, sagte Katinka.
    Tom, der gerade den Scanner aktiviert hatte, starrte sie an.
    »Du, Katinka«, fing er an.
    »Ich weiß. Aber ich kann doch nicht in der Wohnung eingesperrt bleiben.«
    »Wenn es irgendwas einzukaufen gibt, dann mache ich das.«
    »Das ist lieb, Tom, aber ich will nur kurz was erledigen. Es dauert nicht lange. Ich versprech’s.«
    Sie ging und zog die Tür ins Schloss. Als sie ihr Rad auf die Straße schob und aufsaß, fühlte sie das Entsetzen der letzten Tage weichen. Jemand hatte ihr einen Denkzettel verpassen wollen dort oben, aber den hatte sie nun bekommen, und im Prinzip brauchte sie sich nicht mehr zu fürchten. Radfahren klappte ganz gut mit dem schmerzenden Fuß.
    Als sie vor Sieglinde Unruhs Wohnungstür stand, war es kurz nach acht. Katinka drückte auf die Klingel und hob den Fränkischen Tag auf, der gewellt vom Regen auf der Fußmatte lag. Auf ihr zweites Läuten hin rührte sich etwas in der Wohnung. Die Tür wurde aufgerissen, und Sieglinde starrte missmutig zu Katinka heraus.
    »Spinnen Sie? Was wollen Sie denn um diese Zeit!«
    Sie trug einen karierten Herrenpyjama und hatte einen Schal um ihren Hals geschlungen. Ihr kurzes Haar stand in alle Richtungen ab. Katinka starrte auf ihre bloßen Füße.
    »Ich habe ein paar Fragen …«
    »Na, dann kommen Sie mal rein, wenn Sie schon da sind«, knurrte Sieglinde Unruh und trat zur Seite.
    Katinka ließ den Blick durch die Wohnung schweifen. Drei Zimmer, Küche, Bad. Das Schlafzimmer lag gleich neben der Wohnungstür. Sie sah das zerwühlte Bett und einen wüsten Kleiderhaufen auf dem Boden. Die beiden anderen Zimmertüren waren verschlossen. Über allem hing der Geruch von kaltem Zigarettenrauch.
    »Kommen Sie schon.« Sieglinde ging an ihr vorbei in die Küche. Sie öffnete das Eisfach, knackte drei Eiswürfel in ein Wasserglas und goss sich eine gute Portion Wodka

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