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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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war ihr alles so peinlich, dass sie am liebsten durch den Abfluss einer Badewanne geflutscht wäre.
    »Was ist mit dem Fratzenfoto?«
    »Noch keine Anhaltspunkte.« Er stieß sich von Ka-tinkas Stuhl ab. »Wie geht’s Ihrem Fuß?«
    »Tut weh.«
    »Gehen Sie lieber mal zum Arzt. Eine Detektivin braucht zwei funktionsfähige Füße.«
    »Und die Maskenanbieter? Gibt’s da irgendwas Neues?«
    »Wir sind dran.«
    »Sie können doch die Kreditkarten aller Hassebergs überprüfen«, drängte Katinka. »Und aller Fabers.«
    Uttenreuther klopfte nervös mit den Fingern auf seine Papierberge. »Wir wissen schon, wie Polizeiarbeit geht, Palfy.« Wenigstens grinste er dabei. Oder versuchte es. »Radeln Sie nach Hause. Und bleiben Sie dort. Bitte.« Er sah resigniert auf. »Wie ich Sie kenne, halten Sie sich nicht dran. Aber zur Abwechslung könnten Sie sich ja mal bewusst machen, dass Sie beim nächsten Mal kein Depp von Hardo abfischt, wenn Sie mit dem Sensenmann flirten.«
    Katinka stand auf. Sie fühlte sich ganz kalt. Die scheußliche Angst von Samstag Nacht war zurückgekehrt und legte sich auf sie wie eine dicke, fettige Staubschicht. »Tut mir leid«, sagte sie leise. »Sie haben schon recht.« Sie nickte ihm zu und ging. Im Korridor hörte sie, wie er ihren Namen rief, aber sie kümmerte sich nicht darum.
     
    Den Weg zum Pfahlplätzchen fand ihr Fahrrad alleine. Als sie an Alina Fabers Wohnung klingelte, konnte sie sich nicht erinnern, wie sie hierher gekommen war.
    Alina Faber war zu Hause. Sie trug Jeans und einen Pullover mit tiefem Ausschnitt. Ihr Dekolleté war ganz glatt, ungewöhnlich für ihr Alter.
    »Frau Palfy«, sagte Alina überrascht. »Kommen Sie rein.«
    »Ich bin hier, um den Fall abzuschließen«, sagte Katinka. Sie folgte Alina ins Wohnzimmer. Der Raum schien trotz des immerwährenden Dämmerzustandes draußen von Licht durchflutet. Gut positionierte Lampen schimmerten warm und freundlich.
    »Bitte. Ich habe es schon gehört. Gott sei Dank, dass Ihnen nichts passiert ist.«
    »Woher …«
    »Grit hat es mir erzählt.«
    »Ach so«, sagte Katinka lahm. Sie sah sich im Zimmer um und musterte Alina Faber verstohlen. Sie brachte eine Flasche Apfelsaft und zwei Gläser.
    »Oder möchten Sie was Warmes?«, fragte sie und hielt inne.
    »Nein, danke«, sagte Katinka schnell. War das die Frau, mit der sie in Jacques Weindepot zwischen all den angebrochenen Flaschen gestanden hatte? Die für mehrere tausend Euro im Jahr Wein trank? Die angeblich Alkoholikerin im Endstadium war?
    Katinka berichtete ihr, was Alina als ihre Auftraggeberin wissen musste, schilderte, wie Norbert Einwag die Beziehung zu Grit sah und schloss dann mit den Worten: »Wahrscheinlich ist wenig davon für Sie neu. Aber mehr gibt es nicht zu entdecken in Ihrer Familie.«
    Alina Faber trank von ihrem Saft. »Stellen Sie mir die Restrechnung«, bat sie. Sie stand auf und beschäftigte sich mit dem CD-Spieler. Ein Chor erklang. Kyrie eleison .
    »Valentin Rathgeber«, sagte Alina. »Seine Musik beruhigt mich. Besonders diese Messe. Missa Sanctorum Apostolorum . Sie ist so … zeitlos. Sie tröstet mich.« Sie wies auf das Fenster. »Das Grau da draußen saugt mir noch die letzte Energie aus dem Körper.«
    Katinka betrachtete den niedrigen Tisch. Ein paar Zeitschriften und Prospekte lagen herum. Christe elei-son .
    »Wissen Sie, ich weiß, dass mein Ex-Mann meine Tochter in irgendeiner Weise an sich fesselt. Er beutet sie aus. Seelisch. Er hat da sehr subtile Methoden entwickelt, sein Leben lang. Aber Sie haben recht: Das ist kein Sachverhalt, den man beweisen kann, nicht wie einen Seitensprung oder so, wenn man ein Paar im Bett erwischt.« Sie schenkte Saft nach und wiegte den Kopf.
    Katinka wollte ihr zustimmen und gehen. Aber sie blieb sitzen, eingelullt von der Musik. Kyrie eleison .
    »Grit war gestern Nacht bei mir. Sie weinte und wimmerte und war völlig aus dem Häuschen. Jetzt, behauptete sie, würde sie das ganze Ausmaß des Unfalls damals erst begreifen. Und sie würde nie darüber hinwegkommen. Nie. Sie war völlig verzweifelt.«
    »Sie meinen den Unfall, bei dem eine junge Frau …«
    »Ja. Die Tochter des Hauptkommissars Uttenreuther. Ich habe mich bei dem Mann bis heute nicht … ja, ich meine nicht, dass ich mich entschuldigen müsste. Aber ich sollte mich doch irgendwie erklären. Er ist so tapfer. Was für ein grauenvolles Schicksal! Nun ist er ganz allein.«
    In Katinkas Eingeweiden erwachte ein Wespennest zum Leben. Sie

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