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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Grit fesselte. Er band sie an seinen Karren wie einen Maulesel. Es bleibt ihr seither nichts anderes übrig, als erhobenen Hauptes nebenher zu laufen, durch jeden Dreck und Morast. Wenigstens strafft sie sich und lässt sich nicht einfach willenlos hinterherziehen. Wenigstens das.«
    Katinkas Blick fiel auf einen der Prospekte auf dem Tisch. Die Klinik Weizenkirchen versteht sich als moderne Rehabilitationseinrichtung bei Suchterkrankungen aller Art , las sie. Holla, dachte Katinka. Hat Alina vor, eine Entziehungskur zu machen? Sie stand auf. Et incarnatus est .
    »Bestellen Sie dem Kommissar meine verbindlichen Grüße«, sagte Alina Faber, als sie Katinka zum Abschied die Hand drückte. »Ich werde mich bei ihm melden.«
    »Sagen Sie«, begann Katinka. »Gefallen Ihnen die Fratzen dort vorne, an der Fassade?«
    »O, ja, sehr sogar. Wissen Sie was? Ich habe sie jahrelang nicht bemerkt, bis Philipp mich mal drauf aufmerksam machte. In seiner schäbigen Art. ›Mama, du bist ja so breit, dass du nichts mitkriegst. Hast du jemals die Gorgonenhäupter auf der Fassade da drüben gesehen?‹ Ich hatte keine Ahnung, was Gorgonenhäupter sind. Ich musste im Lexikon nachschlagen. Stellen Sie sich das mal vor.«
    »Hat Ihr Sohn eine Digitalkamera?«
    »Philipp? Er hat alles.«
    Katinka verabschiedete sich. Sie blieb vor Alinas Haustür stehen und betrachtete die Fratzengesichter. Die z weite von links war eindeutig diejenige, die am hinterhältigsten und bedrohlichsten aussah. Die Fratze, die jemand an ihr Fenster geklebt hatte.
    Ich fahre mal zu Grit, dachte Katinka.
     

17. Benedictus qui venit
    Katinka wollte gerade ihr Rad über die Lange Straße schieben, um bei Grit Faber zu klingeln, als deren Haustür sich öffnete. Grit wuchtete ein Fahrrad auf die Straße. Sie trug eine ausladende Umhängetasche und begann, in ihrem Briefkasten herumzuorgeln. Dabei förderte sie einen dicken braunen Umschlag zutage. Sie starrte ihn überrascht an und riss ihn auf. Fasziniert sah Katinka zu, wie Grit zu lesen anfing.
    Der Text schien sie völlig aus der Bahn zu werfen. Immer wieder blätterte sie durch den Papierstapel. Sie ließ den Haufen sinken und starrte vor sich hin. Ihr Mund stand halb offen. Sie fuhr sich mit der Zunge ein paar Mal über die Lippen.
    Es begann zu nieseln. Katinka zog ihre Kapuze weit ins Gesicht. Grit stopfte die Unterlagen in ihre Tasche und schwang sich aufs Rad. Katinka überlegte nicht lange, sie fuhr ihr nach. Zuerst hielt Grit auf den Bahnhof zu, aber dann bog sie ab und radelte die Königsstraße hinunter. Erst, als sie an der Ottokirche vorbei waren, ahnte Katinka, wohin die Reise ging.
    Vor dem Haupteingang zum Friedhof stoppte Grit und schloss ihr Rad ab. Katinka wartete einen Augenblick. Grit nahm einen Strauß Blumen aus ihrem Fahrradkorb. Es begann heftiger zu regnen. Katinkas Brille verschmierte sofort. Langsam ging sie Grit nach. Sie nahm an, dass die junge Frau dem Grab ihrer Großtante einen Besuch abstatten wollte. Stattdessen bog Grit vorher in eine andere Abteilung ein und ging suchend durch die Grabreihen.
    Hier in der Nähe muss Sybille Uttenreuther begraben sein, dachte Katinka. Sie hielt großen Abstand zu Grit. Irgendwann blieb Grit stehen. Katinkas Fuß wehrte sich gegen die Belastung. Sie zog scharf die Luft ein, als der Schmerz mit feinen, aber stetigen Stichen fast unerträglich wurde. Vorsichtig humpelte sie näher. Der Regen fiel nun sehr dicht. Grit trug nur eine Jeansjacke. Sie hatte keinen Schirm bei sich. Katinka ging in einem weiten Bogen um sie herum und näherte sich dann von der anderen Seite, so dass Grit sie nicht sehen konnte. Kein Zweifel. Grit stand vor Sybilles Grab. Alina hatte vorhin von Grits Verzweiflung erzählt. Da stand sie nun im Regen, das Haar klebte nass an ihrem Kopf, die Jeansjacke war schon ganz dunkel und voll gesogen mit Wasser. Sie bückte sich und legte die Blumen auf die nasse Erde.
    »Grit?«, fragte Katinka behutsam.
    Grit fuhr zusammen. Sie drehte sich um, und als sie Katinka sah, fiel ihr der Kiefer herunter. Sie setzte an, etwas zu sagen, aber stattdessen begann sie, hemmungslos zu weinen. Katinka stand hilflos da. Sie kam mit unverschämten und bockigen Mitmenschen zurecht, aber Grits Trauer machte sie ganz hilflos.
    »Grit«, sagte sie noch mal und berührte ihre Schulter. Grit legte die Arme um Katinkas Hals und weinte und schluchzte. Katinka wollte nicht glauben, dass Grit, selbst wenn sie Schuhgröße 40 trug, Todesengel gespielt und

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