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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Faber. Katinka beobachtete Uttenreuthers Gesicht. Er musterte Grit, dann Alina, dann Grit. Sein Wangenmuskeln spannten sich.
    »Grit«, sagte er. »Ein paar Fragen.«
    Grit setzte sich an den Tisch. Sie war leichenblass. Die selbstbewusste junge Frau, als die Katinka sie kennen gelernt hatte, war wie ausgelöscht.
    »Möchten Sie ein Hörnla?« Hardo schob ihr die Tüte hin.
    Grit schüttelte den Kopf.
    »Sie?«
    Alina Faber lehnte ab. »Danke vielmals.«
    Uttenreuthers Stimme klang ganz leise und viel weicher als sonst. Er verwickelte Grit ganz vorsichtig in eine Unterhaltung. Schließlich sagte er, an seinem Kaffee nippend: »Sie wissen, wer ich bin?«
    »Ja. Ich habe Ihre Tochter getötet.«
    Katinkas Herz setzte einen Schlag aus.
    »Wieso denken Sie das?« Uttenreuther fragte es sacht, im gleichen Tonfall.
    Grit drehte den Kopf weg.
    »Sie saßen am Steuer?«
    Grit nickte.
    »Was geschah?«
    Grit bewegte den Kopf hin und her wie ein unwilliger Zugochse.
    »Was geschah, Grit?«
    Katinka wärmte sich die Finger an ihrer Kaffeetasse und starrte gebannt auf Grit.
    »Ich … hab’s vergessen.«
    »Sie hatten es vergessen. Aber jetzt erinnern Sie sich wieder.«
    Grit fuhr sich mit der Zunge über ihre Lippen. Alina stand hinter ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. Uttenreuther zog kaum merklich die Augenbrauen zusammen. Alina Faber trat einen Schritt zurück und ließ ihre Tochter los.
    »Sie erinnern sich. Sie fuhren nachts. Es war Winter.«
    »Die Straße war ganz schwarz«, sagte Grit.
    »Sie hatten keine Angst. Sie fuhren sicher. Sie hörten kein Radio, um sich mit ihrer Großtante zu unterhalten.«
    Grit sagte nichts.
    »Außer Ihnen war niemand unterwegs. Die meisten blieben zu Hause, weil sie die Glatteiswarnungen im Rundfunk gehört hatten. Sie wunderten sich, dass niemand auf der Straße war.«
    Grit griff nun doch nach einem Hörnla. Uttenreuther wartete ab. Katinka hielt den Atem an. Grit zerkrümelte den Blätterteig.
    »Dann sahen Sie Lichtkegel. Sie …«
    »Nein!« Grit schrie aus Leibeskräften. »Nein!« Sie hielt sich die Hand über die Augen, als würde sie geblendet. »Nein!« Sie sprang auf, hielt sich am Tisch fest und sagte ein viertes Mal »Nein!«, wobei ihre Stimme sich ganz ausgedörrt anhörte. Sie zitterte am ganzen Körper und schwankte. Ihr Oberkörper wiegte sich vor und zurück und sie begann zu weinen. Ganz lautlos liefen die Tränen über ihr Gesicht. Sie zerrte sich das Handtuch vom Kopf und warf es auf den Boden. Mit einer Hand umklammerte sie die Tischkante, mit der anderen fuhr sie sich wieder und wieder durchs Haar. Im Rhythmus ihrer Bewegungen schluchzte sie »Nein, nein, nein.« Starr vor Schreck starrte Alina Faber ihre Tochter an. Uttenreuther stand auf. Grit schreckte zusammen. Langsam hob er seine Hand und berührte ihre Schulter.
    »Gut, Grit. Gut, gut. Legen Sie sich hin. Schlafen Sie eine Weile. Wir lassen Sie in Ruhe.«
    Er nickte Alina zu. Sie schien sich nicht vorzuwagen, aber dann raffte sie sich auf und legte den Arm um Grit.
    »Kleines, komm. Ich bleibe bei dir.«
    Sie führte Grit ins Schlafzimmer. Hardo seufzte. Er sah auf die Krümel, die halb leeren Kaffeetassen.
    »Wir sollten gehen, Palfy. Es hat keinen Sinn. Sie ist am Ende.«
    Katinka nickte. Sie humpelte ins Wohnzimmer, um ihren Rucksack zu holen. Während sie ihr Handy vom Sofa klaubte, fiel ihr Blick auf einen simplen Zeitungsständer aus Segeltuch. Obenauf lag der gleiche Prospekt wie der, den sie bei Alina Faber auf dem Tisch gesehen hatte. Die Klinik Weizenkirchen versteht sich als moderne Rehabilitationseinrichtung bei Suchterkrankungen aller Art , murmelte Katinka und nahm das Hochglanzpapier in die Hand. Draußen auf dem Flur hörte sie Hardo mit Alina Faber sprechen.
    »Das sieht mir nach einem Nervenzusammenbruch aus«, sagte Hardo gerade. »Rufen Sie lieber einen Arzt, wenn sich ihr Zustand bis heute Abend nicht gebessert hat.«
    »Ich … es tut mir so leid, alles«, murmelte Alina. Sie hielt die Hand des Kommissars umklammert.
    »Fertig, Palfy?«
    Katinka stand wie ein Idiot in der Wohnzimmertür, immer noch den Prospekt in der Hand.
    »Frau Faber«, begann sie.
    Alina Faber ließ Hardos Hand los und sah sich nach Katinka um.
    »Ach das!« Sie lächelte. »Nein. Das haben wir nicht für mich herausgesucht. Es ist für Philipp.«
    »Ihren Sohn?«, fragten Hardo und Katinka wie aus einem Mund.
    »Aber ja. Große Kinder, große Sorgen«, seufzte Alina Faber. »Hat Kathrin Ihnen nichts

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