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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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zu benutzen. Sissis Beispiel zu folgen, hat mich einige Male gereizt, das kannst du mir glauben, allerdings nie so sehr wie in jenem Augenblick.“
    Sie hegte schon lange keinen Groll mehr gegen Adrian. Nichtsdestotrotz war sie froh, endlich auch die letzten, unausgesprochenen Gedanken losgeworden zu sein. „Allein, um dich das zu fragen, wollte ich dir noch ein einziges Mal gegenüberstehen.“
    Mit einer fürchterlichen Endgültigkeit in der Stimme, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ, schloss sie: „Nun, das wäre dann wohl ebenfalls erledigt.“
    Nichts ist erledigt zwischen uns! wollte er sie anschreien. Er wollte sie an den Schultern packen und schütteln, bis sie alles zurücknahm. Es gab keine Zukunft für sie beide, hatte sie gesagt. Vielleicht hatte sie sogar Recht. Auch dass sie kaum etwas von ihm wusste und dies allein seine Schuld war, konnte er nicht abstreiten. Dennoch war so vieles zwischen ihnen, das sich nicht einfach ignorieren ließ. Hatte sie alles vergessen?
    „ Dass ich dich liebe, habe ich im Ernst gemeint, Sann-hmpf … Susanne, und dass ich das Schiff niemals ohne dich verlassen hätte. Alles andere …“
    Er hielt plötzlich inne. Es wurde peinlich still, die Luft schien vor unausgesprochenen Gedanken und Gefühlen zu vibrieren. Er liebte sie und Suse wurde klar, dass er dieses Bekenntnis unbedingt hatte machen wollen. Jetzt, wo es keine Rolle mehr spielte, erzählte er ihr all das, was sie vor Monaten sehnlichst hatte erfahren wollen.
    Seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Kannst du denn nicht verstehen, wie hilflos ich mich gefühlt habe, als die Hölle über uns hereinbrach? Du hast nicht auf mein Bitten und Flehen geantwortet. Ich hatte Angst, solch furchtbare Angst, wie bis dahin noch nie in meinem Leben. Angst, dich nicht rechtzeitig aus deiner Kammer an Deck bringen zu können. Angst, dich an den Wirbelsturm und das sinkende Schiff zu verlieren. Etwas Schlimmeres hätte ich mir nicht vorstellen können.“
    Die Erregung beschleunigte seinen Atem und ließ die Worte immer hastiger aus seinem Mund hervorsprudeln. Er schüttelte heftig den Kopf und murmelte verzweifelt: „Nichts von dem, was ich in dieser Nacht aus purer Furcht von mir gab, war so gemeint. Ich hatte gehofft … ich glaubte, du wüsstest das. Und wie sehr ich dich …“
    Er riss sie in seine Arme und zog sie fest an sich. Es war ihm vollkommen gleichgültig, wie Susanne darauf reagieren würde. Er musste sie spüren und wenn es das Letzte in seinem Leben wäre, was er tat (weil sie dieses Mal vielleicht wirklich ein Messer bei der Hand hatte). Er befürchtete, sie könnte sich im nächsten Augenblick erneut in Luft auflösen, noch ehe er die entscheidenden Worte ausgesprochen hatte.
    „Wie sehr ich dich liebe. So sehr.“
    Da er sie nun endlich wieder in seinen Armen hielt, beschloss er, sie auch dort zu behalten. Für immer. Nie mehr loszulassen, weil er es kein weiteres Mal ertragen würde, von ihr getrennt zu sein. Als hätte er alles Recht dazu, vergrub er sein Gesicht in ihrem Haar und drückte einen Kuss auf ihren Scheitel. Während er seinen Griff etwas lockerte, merkte er verwundert auf. War da tatsächlich kein Widerstand gegen seine Berührung? Keine Spur von Abwehr oder Widerwillen? Nein, aus dieser Frau würde er nie schlau werden. Selbst dafür liebte er sie.
    Er stöhnte auf, als würde ihm die Umarmung Schmerzen bereiten. „Sag, dass du nichts mehr für mich empfindest, Susanni“, presste er hervor , ohne sich um ihr dämliches Verbot zu kümmern. Sie hatte es immer gern gehabt, wenn er sie so nannte. Seine Lippen berührten ihre Wange und zogen eine brennende Spur zu ihren Lippen. „Sag mir, dass ich dir gleichgültig bin. Ich muss aus deinem Mund hören, dass du mich nicht willst. Und ich gebe dir mein Wort, ich werde gehen, wenn es dein Wunsch ist, Sanni, und für immer aus deinem Leben verschwinden.“
    Suse fühlte den Panzer um ihr Herz butterweich werden und unter der gewohnt sanften Berührung seines starken Körpers schmelzen. Halt diesen Moment fest! Sie wusste, der nächste konnte bereits der letzte sein. Die Katastrophe auf der „Fritz Stoltz“ war der beste Beweis für die Vergänglichkeit eines Augenblicks, eines Lebens. Wozu lange darüber nachdenken, ob es richtig war, sich mit Haut und Haar auf einen Menschen einzulassen? Jeder Mensch war alleine, wenn er kam und genauso, wenn er wieder gehen musste. Warum also die dazwischen verbleibende Zeit nicht nutzen für

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