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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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all die Verrücktheiten, die man nur zu zweit erleben und genießen konnte? Zum Teufel mit den gut gemeinten Ratschlägen ihrer Psychologin! Susanne Reichelt, deren Gefühle beim Untergang ihres Schiffes gestorben waren, lebte! Und sie lebte jetzt und hier und fühlte sich dabei lebendiger als je zuvor.
    Zweifellos war es die berühmte Liebe auf den ersten Blick gewesen, als sie Adrian auf der „Fritz Stoltz“ in die Arme gestolpert war. Und selbst heute, auf den zweiten Blick, hatte sich nicht das Geringste an ihren Empfindungen für diesen ernsthaften und liebevollen und beinahe schmerzhaft vernünftigen Mann geändert.
    Und nun hör auf, deine Gefühle mit dem Verstand zu zerlegen!
    Sie versuchte, ihn vorsichtig von sich zu schieben, doch das klappte nicht, deshalb schaute sie zu ihm auf. Er wartete darauf, dass sie etwas sagte, und – oh Himmel! – der Blick dieser dunklen, eindringlichen Augen, erfüllt von so viel Mitgefühl und Zärtlichkeit, ließ ihr Herz schneller schlagen und ihre Knie weich werden. Hatte er überhaupt eine Ahnung, welche Wirkung er auf sie hatte? Die Wärme seiner Haut weckte in ihr den Wunsch, sich an ihn zu schmiegen. Sein Körper wärmte besser als zehn Decken und auch seine Stimme war so herrlich sinnlich und einlullend.
    In einem sengenden Moment der Erkenntnis begriff sie, dass sie ihn liebte. Während der vergangenen Monate hatte sie die wildesten Pläne geschmiedet, um mit ihm abzurechnen, falls sie sich wiedersehen würden. Doch in Wirklichkeit hatte sie ihn die ganze Zeit über geliebt. Sie wollte sich nicht an ihm rächen, sondern ihn zurückhaben.
    „Entweder du lässt mich auf der Stelle los, Adrian, oder ich werde mir nicht einmal mehr die Zeit nehmen, dir deine Klamotten auszuziehen.“
    Er schien angestrengt über die Bedeutung ihrer Worte nachzusinnen. Aber das … Was hieß das jetzt? Warum kratzte sie ihm nicht die Augen aus?
    Na ja, es kümmerte ihn nicht. Falls sie ihn ausziehen und verführen wollte, um ihn abzulenken, damit sie ihm ein Messer ins Herz rammen konnte – nur zu, es gab schlimmere Todesarten. Er war sogar davon überzeugt, bereits auf qualvollere Weise ums Leben gekommen zu sein.
    „Sag mir, dass ich dich gehen lassen soll.“
    Es war verlockend, ihre Hand so in die seine legen zu können. Sie spürte seine flehentliche Bitte um Vertrauen und ihre verwunderliche Bereitschaft, es ihm zu schenken. Sie fühlte sich eigenartig sicher in seiner Nähe, wenngleich sie alles andere als sicher vor ihm war.
    L eise, dass sie selbst es kaum hören konnte, flüsterte sie: „Nein, Adrian. Ich werde es nicht sagen. Es wäre eine Lüge.“
    Bist du des Wahnsinns fette Beute?
    So konnte sie das nicht gemeint haben! Die Wahrheit beschwor nichts als neuen Schmerz und Kummer, noch größeres Leid hervor. Das durfte sie nicht zulassen! Sie wusste, ein weiteres Mal würde sie diese emotionale Achterbahn nicht überleben.
    Sämtlich e Gefühle hatte sie bis zu diesem Augenblick sicher verschlossen geglaubt. Und dann kam dieser Mann daher, sprengte mit einer einzigen Berührung die sicheren Fesseln um ihr Herz und entfachte das Feuer aufs Neue. Ein Blick von Adrian Ossmann genügte und sie schmolz wie Wachs in seinen Händen, diesen mal zärtlich schmeichelnden, mal fordernden Händen.
    Er wird nie dein sein, warnte sie ihr Herz. Er wird nie heiraten wollen oder eine Beschneidung seiner Freiheit akzeptieren. Niemals wird er seine Geheimnisse mit dir teilen. Eines Tages wird es zu Ende sein und du bist wieder allein.
    „Nein!“
    S ie stieß ihn heftig von sich und er sah das Entsetzen in ihrem Gesicht. Er taumelte zurück, wusste, er konnte sie nicht aufhalten, als sie die Stahltreppe hinab rannte, wo sie in den Aufbauten ein Deck tiefer verschwand.

2 6. Kapitel
     
    Eine Stunde, nachdem erst die Funkerin und dann sein Koch reichlich überstürzt den Clubraum verlassen hatten, schlenderte der Kapitän den im Halbdunkel liegenden Gang entlang. Er stutzte und blieb stehen, als er den Lichtschein bemerkte, der unter dem Schott zu Ossis Kammer auf den Gang fiel. Dabei hatte er angenommen, an diesem Abend der Erste zu sein, der vor Müdigkeit nicht mehr gerade stehen konnte und sich deswegen in seine Koje verholen wollte.
    K onnte es möglich sein … Waren die beiden vielleicht …
    Ohne eine Antwort auf sein kurzes Klopfen abzuwarten , öffnete er schwungvoll die Tür und sah zu seiner großen Verwunderung seinen Freund auf der Backskiste sitzen, reglos, den Kopf in

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