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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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den Händen vergraben.
    „He, Kurzer!“ Übermütig boxte er Ossi gegen die Schulter. „Schläfst du etwa? Ich habe gar nicht mitbekommen, wie du dich aus dem Staub gemacht hast. Ich dachte schon, du hättest dich an unsere kleine Funkerin …“
    Er verstummte sofort, als Ossi langsam den Kopf hob und er in die geröteten Augen seines Freundes blickte.
    S eine grenzenlose Neugier indes ließ ihm keine Ruhe. Er brauchte eine Antwort!
    „Warum hast du mir nie etwas von dieser Frau erzählt? Dass sie auf der ‚Fritz Stoltz’ war und überhaupt … Dass ihr euch kennt?“
    Mehr als ein klägliches Lächeln und Schulterzucken bekam Ossi nicht zustande, während er be müht gleichgültig erwiderte: „Erstaunlich, nicht wahr? Ich kenne eine Frau und das, obwohl du jedem erzählt hast, das wäre bei mir nahezu ausgeschlossen.“
    „ Ach, das … war doch nicht so gemeint.“ Clausings Gesicht färbte sich weit über ein gewöhnliches Erröten hinaus in ein tiefes Tomatenrot. „Ich dachte, du wüsstest das.“
    „ Ich schon. Andere dagegen hast du mit diesem Spruch dazu ermuntert, es bei mir zu versuchen.“
    „Du meinst …“ Erschrocken hielt Clausing den Atem an. „Gott, das lag nicht in meiner Absicht. Es tut mir leid, Ossi. Hast du …“
    Der Koch winkte mit einer flügellahmen Geste ab. „Ich weiß mich zu wehren, Alter, keine Angst.“
    „Und Frau Reichelt?“
    „Sie ist intelligent und gewitzt und Frau genug, um nichts auf Gerüchte zu geben.“
    „Warum hast du mir nicht …“
    „ Weshalb hätte ich von ihr erzählen sollen? Wir kennen uns nicht sonderlich gut.“
    „ Das wundert mich nun wirklich nicht. Du hast noch nie jemanden, ganz gleich ob Mann oder Frau, nahe genug an dich herangelassen, dass er dich richtig kennenlernen konnte. Nicht einmal ich würde mir anmaßen, das zu behaupten. Trotzdem finde ich es mehr als eigenartig, dass du sie nicht erwähnt hast. Mit keiner Silbe.“
    „Wir haben uns lange nicht gesehen, Matt ’n. In der Zwischenzeit sind viele Dinge passiert, sodass ich es wohl vergessen habe.“
    Er wusste, es war eine ziemlich billige Ausrede. Und Matt ’n kannte ihn gut genug, um ihn zu durchschauen. Aber er hatte keine Lust, mit ihm darüber zu reden. Nicht über Sanni. Niemals mit Matt’n! Sanni war allein sein Problem.
    Der Kapitän bückte sich zu Ossi und blickte ihm von unten herauf in die Augen. „Vergessen? Du? Diese Frau? – Niemals! Hör mal, du willst mich doch nicht etwa belügen? Damit kommst du bei mir nicht durch. Und es würde mich verdammt sauer machen, wenn du mir einen Bären aufzubinden versuchst.“
    „Da du von Natur aus der Inbegriff an Freundlichkeit bist, wird das bestimmt nicht leicht für mich.“
    Clausing beäugte seinen Freund mit düsterer Miene. „Ich rieche das deutliche Aroma von lahmarschigem Sarkasmus, gleichwohl werde ich mir – du hast es richtig erkannt: der Inbegriff der Freundlichkeit – einen bösartigen Kommentar ersparen. Vergiss nicht, ich kenne viel zu gut deinen erlesenen Geschmack, das weibliche Geschlecht betreffend, ebenso wie deine Vorliebe für haargenau diesen Typ von Frau.“
    „Verwechsle mich nicht mit dir. Ich habe nie …“
    „Ich weiß besser als jeder andere, welch phänomenales Gedächtnis du besitzt“, blaffte Clausing, allmählich verärgert über Ossis Ausflüchte. „Du vergisst nie etwas! Also, sag schon, was ist zwischen euch gelaufen?“
    „Nichts. Nichts, was dich zu interessieren hätte.“ Ossi schüttelte müde den Kopf und fuhr sich über die glanzlosen Augen.
    „Als dir Frau Reichelt vorhin gegenüberstand, machte sie auf mich nicht den typischen Eindruck von nichts. Fällt man sich nicht normalerweise um den Hals vor Wiedersehensfreude, wenn man nach langer Zeit alte Bekannte trifft? Jaja, ich weiß!“ Ungeduldig riss Clausing die Hände in die Höhe. „Du fällst Frauen nicht um den Hals! Das ist nicht dein Stil. Du liebst es auf die sanfte Tour. Die Reichelt dagegen wäre bei deinem Anblick fast in Ohnmacht gefallen! Man konnte regelrecht zusehen, wie sich in Sekundenschnelle eine meterdicke Betonwand zwischen euch aufgebaut hat. Und dich scheint ihre Anwesenheit auch mehr zu berühren, als du zugeben willst. Guck dich bloß mal an. Tá cuma thuirseach ort. “ (Übersetzungen am Ende des Romans)
    „ Witzbold, ich sehe nicht nur so aus, ich bin müde. Und deswegen bitte ich dich, mich für heute in Ruhe zu lassen. Nimm es mir nicht übel, doch ich wollte gerade zu Bett. Es war

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